Bild: Noise“; von Karen Eliot (CC BY-SA 2.0) auf Flickr
In meinem gestrigen Beitrag über das stARTcamp Wien habe ich das Fehlen von Leidenschaft kritisiert und von einer sachlich-nüchternen Atmosphäre gesprochen, in der es mehr Vorträge als Diskussionen gab. Das ist erst einmal nicht schlimm, zumal Barbara Royc in einem Kommentar geschrieben hat, dass es in den kleinen Räumen anders gewesen wäre. Manchen hat das Ausmaß an Gesprächen gereicht, anderen war es zu wenig. Fakt ist, dass ein Minimum an Austausch da sein sollte, weil wir sonst die Atmosphäre als steif empfinden und uns unter Umständen unwohl fühlen. Auf dem stARTcamp war das, denke ich, nicht der Fall, aber ich habe mir die Frage gestellt, wie das eigentlich im Social Web ist? Geht es uns da ähnlich? Empfinden wir es als unangenehm, wenn keine Kommunikation in Gang kommt?
Alex Mikula hat – auch in einem Kommentar – von der virtuellen Agora gesprochen und die Frage gestellt, ob wir nicht einen solchen virtuellen Raum einrichten sollten, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Etwa auf Google+, wie er meinte. Ich finde den Vorschlag gut, sehe aber gleichzeitig die Gefahr, dass die Kommunikation in einer solchen Gruppe oder Community schnell aufhört, wenn es niemanden gibt, der sich darum kümmert. Aber warum brauchen wir dazu eigentlich eine geschlossene Gruppe, einen geschützten Raum? Wir haben Blogs, wir haben Facebook und vor allem Twitter, wo wir ja bereits alle mehr oder weniger miteinander vernetzt sind und nur noch anfangen müssen, miteinander zu reden. Wäre das viel einfacher und wäre es nicht genau das, was das Social Web ausmacht? Die Gespräche, die sich mal um wichtige, mal um unwichtige Dinge drehen. Um den Kaffee, das Wetter, aber auch um Content Marketing und ähnliche Themen.
Mir ist dabei meine kleine Untersuchung aus dem letzten Sommer eingefallen, bei der ich mir die Twitter-Aktivitäten einiger österreichischer Museen angeschaut habe. Die Auswertung hat gezeigt, dass die Museen von sich aus fast nie das Gespräch mit anderen Twitterati suchen. Sie kommunizieren ihre ihnen wichtigen Inhalte, aber Gespräche finden nicht beziehungsweise kaum statt. Für mich gehören die aber unbedingt dazu. Beobachten Sie mal Gurus wie Brian Solis, Chris Brogan oder Gerd Leonhard. Natürlich erhalten Sie von denen jede Menge Informationen. Aber gerade diese drei unterhalten sich auch ganz unkompliziert über scheinbar unwichtige Dinge. Aber diese Gespräche sind in meinen Augen gar nicht so unwichtig.
Nun mögen manche einwenden, dass das doch nur wieder viel Zeit koste. Ja, stimmt, aber Sie sparen die Zeit an anderer Stelle, denn Sie müssen nicht darum kämpfen, dass jemand ihre Tweets retweetet, das passiert dann vielleicht ganz von alleine. Aber bitte spekulieren Sie jetzt nicht darauf, dass jede direkte Ansprache automatisch zu einem Retweet führt. ;-) Ich als einzelner User habe es da sicher leichter als eine große Kultureinrichtung, bei der die einzelnen Postings vielleicht erst noch genehmigt werden müssen. Aber wir können den Theatern, Museen, etc. ja helfen, indem wir einfach das direkte Gespräch mit ihnen suchen, ihnen zum Beispiel Fragen stellen, sie direkt ansprechen. Versuchen wir es doch einfach mal, vielleicht gelingt es uns ja, über dieses Grundrauschen hinaus eine Atmosphäre zu erzeugen, in der dann auch Gespräche leichter stattfinden. Im Kommentarbereich von Blogs, auf Facebook und auf Twitter, online und offline. ;-)
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