Matthias Schwenk beschäftigt sich in seinem Blogbeitrag “Öffentlichkeit(en) im Internet: Folgen für Marketing und PR” mit den Auswirkungen des Web 2.0 auf die Kommunikation von Unternehmen. Wer sich auf diesem Weg an seine Kunden wendet, so konstatiert er, muss sich damit abfinden, dass diese nicht mehr alles mit sich machen lassen. Von Kontrollverlust ist in diesem Zusammenhang oft die Rede, so auch in einem Beitrag von Christian Burger, auf den Schwenk verweist und der mit “Erfolgsfaktor Kontrollverlust” überschrieben ist. Auch ich habe in meinem Beitrag “Theater 2.0?” davon gesprochen, dass die UserInnen ihrem Gegenüber die Kontrolle entreißen.
Aber ich bin der Meinung, der Zug fährt derzeit in die falsche Richtung. Bringt das Web 2.0 wirklich einen Kontrollverlust für Unternehmen, PR-Agenturen, Museen und all die Einrichtungen, die ihrem Gegenüber etwas zu sagen haben? Ich denke, Kontrollverlust ist der verkehrte Begriff.
Bei Versuchen, Web 2.0 zu erklären, wird häufig von Partizipation gesprochen. Damit wird aber in meinen Augen nicht nur beschrieben, dass da wer mitmachen darf, der das davor vielleicht nicht durfte. Nein, für mich bedeutet Partizipation darüber hinaus, dass es hier ein Miteinander auf einer gleichberechtigten Ebene gibt. Und das ist der große Unterschied zum, nennen wir es Web 1.0 oder wie auch immer. Ich bekam als UserIn eine Information und musste dankbar sein, dass ich sie überhaupt bekommen habe.
Wenn wir nun aber als UserInnen auf einer gleichberechtigten Ebene mit Unternehmen, etc. kommunizieren, dann kann ja eigentlich nicht von Kontrollverlust die Rede sein, sondern vielmehr von Vertrauen, das entsteht. Hier von Kontrollverlust zu sprechen, ist der verkehrte Begriff. Angenommen, Sie beginnen eine Beziehung und treffen Entscheidungen gemeinsam: Sprechen Sie dann von Kontrollverlust, weil Sie sich (theoretisch) nicht mehr über die Meinung des/der Anderen hinwegsetzen können? Ich denke doch nicht.
Da geht es um Vertrauen und um Gemeinsamkeiten. Und ehrlich gesagt gehe ich eine Beziehung unter diesen Umständen “lieber” ein als wenn mir wer davon erzählt, dass eine Beziehung Kontrollverlust bedeutet. Vielleicht sollten wir das genau so auch den Unternehmen, PR-Agenturen oder eben auch den Kunst- und Kultureinrichtungen erzählen? Denn dann bedeutet Web 2.0 Gewinn und nicht Verlust. Das klingt doch wesentlich sympathischer, oder?
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