Als das Internet aufkam, sahen darin viele das Ende des Buches. Heute können wir davon ausgehen, dass sich diese Prophezeiung nicht erfüllen wird. Auch in vielen Jahren werden wir wohl noch das haptische Vergnügen haben, ein Buch zu lesen.
Quelle: Pixelio
Aber müssen wir das Internet überhaupt als “Feind” des Buches betrachten? Sollten wir uns nicht vielmehr überlegen, wie wir es zum Nutzen des Buches einsetzen können? Matthias Schwenk hat sich auf seinem Blog bwl zwei null Gedanken darüber gemacht, wie sich “Bücher im Internet vermarkten” lassen. Er hat sich bei den Verlagen umgesehen, ob und wenn ja, in welcher Form diese auf das Internet und in weiterer Folge auf das Web2.0 beim Vertrieb ihrer Bücher setzen. Herausgekommen ist eine Einteilung in Verlage 1.0 und 2.0.
Aber brauchen die AutorInnen die Verlage überhaupt noch? Erinnern wir uns an die Musikbranche, an das Beispiel Radiohead, die ihre neue CD selbst über das Internet vertreiben. Und das recht erfolgreich. Wie sieht es in der Buchbranche aus?
Adhoc fällt mir dazu Elfriede Jelinek ein, die ihren neuen Roman “Neid” derzeit kapitelweise auf ihrer Homepage veröffentlicht. Und das kostenlos und ohne einen Verlag im Hintergrund. Schwenk verweist auf Paulo Coelho, der sein eigenes Autorenblog betreibt, im Unterschied zu Elfriede Jelinek aber seine Werke nicht ins Web stellt, sondern das Web2.0 gezielt für Marketingzwecke einsetzt. Neben seinem Blog verfügt er über ein eigenes MySpace-Profil, einen YouTube-Channel und ist auch in Facebook vertreten (erreichbar über sein Blog).
Matthias Schwenk kommt in seinem Beitrag zu dem Ergebnis, dass die Verlage nicht überflüssig werden. Ich denke, Verlage werden nur dann weiterbestehen, wenn es ihnen gelingt, neue Kommunikations- und Vertriebsmodelle zu entwickeln. Schon heute kann ich als Autor meine Werke über verschiedene Plattformen (z.B. Lulu, readbox) vertreiben, ohne die Dienste eines Verlages in Anspruch nehmen zu müssen.
Wohin die Reise gehen könnte, zeigen Communities, in denen LeserInnen die Möglichkeit haben, ihre Lieblingsbücher vorzustellen und darüber zu diskuieren. Matthias Schwenk hat sich dankenswerterweise zwei von ihnen angeschaut und die Ergebnisse in seinem Beitrag “Über Bücher im Netz diskutieren: Shelfari und readme.cc” zusammengefasst.
Für ihn ist readme.cc ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte und begründet das explizit mit zwei Punkten:
- readme.cc ist noch nicht im Web2.0 angekommen und wirkt optisch “altbacken und schwerfällig”.
- readme.cc zeigt die Buchcover nicht, um keine Werbung für die Verlage zu machen.
Mir ist beim Vergleich der beiden Communities etwas ganz anderes aufgefallen. Während readme.cc von der EU und einem österreichischen Ministerium gefördert wird, hat Shelfari sich auf die Suche nach Investoren gemacht und unter anderem Amazon von der Idee überzeugen können.
Hier geht es daher meiner Meinung nach um ganz grundlegende Mentalitätsunterschiede. In Europa werden solche Projekte subventioniert, in den USA sind solche Vorhaben für Investoren attraktiv. Wie würden einheimische Investoren reagieren, wenn man ihnen so ein Projekt präsentieren würde? Das ist die spannende Frage.
Und wie sieht es auf der Seite der LeserInnen bzw. der UserInnen dieser Plattformen aus? Ich wage mal die provokante Behauptung, dass auch dort die Mentalitätsunterschiede gewaltig sind und daher die Angebote genau richtig sind. Shelfare für die amerikanische Kultur, readme.cc für die europäische Kultur.
Für mich geht es daher gar nicht so sehr darum welche Community besser oder schlechter ist, sondern um die Frage, was wir von ihr erwarten? Und das bedeutet, wir müssen herausfinden, was die LeserInnen sich wünschen. Denn um die geht es letzten Endes, egal ob ich ein Verlag, AutorIn oder Community bin. Dem Buch wird all das nützen, denn egal, wer mich als Leser anspricht, ich bekomme Informationen über Bücher, die ich in Katalogen nie erhalten habe.
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