Eine amerikanische Studie untersucht das Publikum im Kunst- und Kulturbereich

Und schon wieder etwas aus Amerika. Ich finde es doch auffällig, dass man dort jede Menge interessanter Reports und Studien online finden kann, während wir hier im deutschsprachigen Raum eher in die Röhre schauen. Schade, aber vielleicht ändert sich das ja mal.

Im Artsblog habe ich einen Beitrag über eine recht aktuelle Studie (08/2007) entdeckt, die sich mit dem Publikum von Kunst- und Kulturveranstaltungen in den USA beschäftigt. Erstellt wurde sie von LaPlaca Cohen, “the leading cultural arts marketing firm in the U.S.” und trägt den Titel “CultureTrack2007”. Hier gibt es die Infos zur Studie und die Möglichkeit zum Download (PDF, 5,5MB).

Einige Punkte, die in meinen Augen wichtig sind:

  • Ein hoher Prozentsatz der Befragten (60 Prozent) besucht Kunst- und Kulturveranstaltungen, um sich zu unterhalten. Das heißt aber nicht, dass es nur um Unterhaltung geht, denn vor allem “VielbesucherInnen” geht es auch um die intellektuelle Auseinandersetzung.
  • Warum geht man in Ausstellungen, Performances, etc.? Interessant, was die Menschen motiviert:

“Consistently, Particular Exhibitions / Performances are the leading motivators to participate in specific cultural activities (68% overall).

Four out of Respondents’ top five motivators are related to content (specific subject or genre) and convenience (time, location, and cost).”

Warum besuchen die Menschen kulturelle Veranstaltungen? Hier ist für mich aufschlussreich, wie wichtig Empfehlungen sind. Unter den vier erstgereihten Gründen ist es die Motivation durch die PartnerIn, die Familie oder Freunde. Einzige Ausnahme ist auf Platz drei der Kostenfaktor, also die Frage, was die Veranstaltung kostet. Gerade für das Marketing ist das eine, wie ich finde, wichtige Erkenntnis. Die Kosten stellen aber auch gleichzeitig die größte Barriere dar, so das Ergebnis der Studie.

Überrascht war ich von der Tatsache, dass sich die Befragten immer noch hauptsächlich über die Tageszeitungen informieren, gefolgt von der Email. Ich habe zwar vermutet, dass die Mail eine wichtige Rolle spielt, aber Platz zwei hätte ich ihr nicht zugetraut. Die Zahl derer, die sich über das Internet informieren, ist übrigens noch recht überschaubar. Diese Form der Kommunikation bzw. Informationsübertragung dürfen wir also nicht überschätzen. Aber das kommt schon noch. ;-)


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6 Antworten zu „Eine amerikanische Studie untersucht das Publikum im Kunst- und Kulturbereich“

  1. Die Frage ist allerdings auch, welche Unterschiede es zu Europa gibt. Vermutlich stellen die Kosten in Deutschland oder Österreich nicht so eine große Barriere dar, einfach weil viele Kultureinrichtungen öffentlich (teil-)finanziert werden und dementsprechend günstige Preise haben.

    Wenn man davon ausgeht, dass klassische Kultur eher von älteren Semestern rezipiert wird, ist es auch nicht verwunderlich, dass das Internet nicht so eine enorme Rolle bei der Information spielt. Dessen kommunikative Relevanz liegt m.E. sowieso eher im strategischen Bereich.

  2. Ich bin mir da gar nicht so sicher, ob die Kosten bei uns wirklich so eine untergeordnete Rolle spielen. Wie sonst lässt sich der Erfolg solcher Projekte erklären?

  3. Gibt es so viele solcher Projekte? Ist mir in Deutschland noch nicht aufgefallen. Ein Museumseintritt ohne Ermäßigung kostet in Deutschland bei den meisten Museen zwischen 4 und 8 EUR. In der Regel gibt es dann noch Familienpreise, Tage mit reduzierten Preisen und bestimmte “Happy Hours”, in denen der Eintritt ganz kostenlos ist. Hier hat das Marketing also in der Regel schon reagiert und entsprechende Möglichkeiten geschaffen. Ein Theaterbesuch ist in den meisten deutschen Theatern auch nur dann teuer, wenn man mit vier Personen am Freitag Abend im Parkett sitzen möchte. Man muss nur mal in der Schweiz ins Theater oder Museum gehen, um zu wissen, dass die Preise in Deutschland i.d.R. nicht der wahre Grund sein können, warum die Leute nicht kommen. Auch die Preise für Rock- und Popkonzerte lassen den Verdacht aufkommen, dass es am Geld nicht unbedingt liegt.

  4. Dann sind in Deutschland die Preise niedriger als in Österreich oder der Schweiz. Hier im Kunsthistorischen Museum kostet die Karte 10 EUR, die Ermäßigung 7,50 EUR und die Familienkarte 20 EUR. In der Albertina ein ähnliches Bild: Normal: 9,50 EUR, Ermäßigung: 7 EUR (StudentInnen) bzw. 8 EUR (SeniorInnen); Familie: 21,50 EUR. Es gibt dort zwar den Familiensonntag, aber darunter versteht man ein spezielles Programm, für das man noch 3 EUR pro Person zusätzlich zahlt.

    In Deutschland kenne ich ein solches Projekt nicht, aber bei den Zahlen, die Du nennst, ist das wohl auch nicht notwendig. Ich habe mir gerade die Preise der Pinakothek der Moderne in München angeschaut. 7 EUR für Vollzahler, Ermäßigung 4 EUR und Kinder/Jugendliche unter 18 Jahren haben freien Eintritt. Jetzt wäre es interessant herauszufinden, warum die Preise so unterschiedlich sind?

  5. […] kurzem habe ich in einem Kommentar im Kulturmanagement-Blog noch behauptet, die Eintrittspreise in deutschen Museen seien kaum ein […]

  6. […] kurzem habe ich in einem Kommentar im Kulturmanagement-Blog noch behauptet, die Eintrittspreise in deutschen Museen seien kaum ein […]

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