Nachdem ich gestern über Spendenplattformen geschrieben habe, möchte ich heute einen ganz anderen Finanzierungsansatz aus dem Musikbereich vorstellen. Für viele Bands bleibt es ein unerfüllter Traum, ein eigenes Album zu produzieren und damit etwas vorweisen zu können. Denn dafür benötigt man Geld. Geld, das die wenigsten zusammenbekommen.
Wer die Band unterstützt, wird später an den Einnahmen beteiligt
Die holländische Gruppe So What hat dieses Problem seit vier Tagen nicht mehr, denn sie konnte auf SellaBand 5.000 sogenannte “believers” finden, die in die Band je 10$ investiert haben. Mit den 50.000$ wird nun eine professionelle Studioaufnahme der besten Songs der Gruppe finanziert. Die “believers” erhalten nicht nur eine Limited Edition der CD, sondern partizipieren außerdem an etwaigen Einnahmen der Band.
So What gehört zu mittlerweile 19 Musikgruppen, die die 50.000$-Hürde geschafft haben. Wer glaubt, dass das nur etwas für den angelsächsischen Raum ist, der irrt, denn unter den 19 Bands befinden sich mit Solidtube und ConFused5 auch zwei aus Österreich.
Finanziert wird SellaBand, wenn ich das richtig verstanden habe, über Werbung auf der Plattform. Um möglichst viele BesucherInnen dorthin zu locken, stehen alle Musiktitel zum kostenlosen Download bereit. Von den Werbeeinnahmen haben nicht nur die Betreiber von SellaBand etwas, sondern auch die MusikerInnen und die believers, denn das Geld wird zu gleichen Teilen zwischen Band, believers und SellaBand aufgeteilt.
Crowdfunding interessiert auch Investoren
Wie groß die Erwartungen in dieses Geschäftsmodell sind, zeigt das Interesse der Investoren. Anfang April beteiligte sich Prime Technology Ventures mit 3,5 Mio. Euro an der Plattform, berichtet The Next Web.
Übrigens: stimmen die Forenberichte, dann ist Angie Arsenault ein heißer Tipp, als nächste die 50.000$ Hürde zu schaffen. Vielleicht wollen Sie ja investieren?
Noch einen Schritt weiter geht Slicethepie. Hier werden die Fans bereits mit 5$ zu Investoren. Und auch Slicethepie scheint eine Erfolgsstory zu werden, berichtet Eliot Van Buskirk in einer der letzten Ausgaben von Wired. 30 CDs von Newcomerbands sollen dieses Jahr mit dem Geld der Fans produziert werden. Das wären mehr, so Van Buskirk, als die Großen Sony/BMG, Warner Music Group oder EMI im letzten Jahr auf den Markt gebracht haben. Im Unterschied zu Sellaband wird hier das Handeln mit Anteilen, den Backstage Pässen, ausdrücklich erwähnt. Slicethepie finanziert sich, indem es an den Einnahmen aus dem CD-Verkauf mitschneidet (2£ pro verkaufter CD).
Die Idee, sich die CD-Produktion von den Fans vorfinanzieren zu lassen, haben aber auch schon bekannte Bands wie Marillion aufgegriffen, berichtet Glenn Peoples auf seinem Blog Coolfer.
Beiden Plattformen SellaBand und Slicethepie ist gemeinsam, dass sie den direkten Kontakt zwischen den MusikerInnen und den Fans erlauben und einen neuen Ansatz schaffen, um Musik zu finanzieren. Eine spannende Entwicklung, die zeigt, dass die Zukunft der Musikbranche hier bereits begonnen hat. Halt ohne die “Großen”.
Titelbild: Markus Clemens (Unsplash)
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