© Gerd Altmann; Pixelio
Wenn im Kontext von Kunst und Kultur der Begriff Geld auftaucht, ist meist von Kürzungen, Krisen, etc. die Rede. Die öffentliche Hand ist oftmals nicht mehr in der Lage oder Willens, die Summen bereitzustellen, die notwendig sind, um den Betrieb weiterzuführen und die Qualität zu erhalten bzw. zu verbessern.
Daher scheint es einsichtig, wenn Armin Klein, Professor für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg von den Kulturbetrieben fordert, sich aus der Abhängigkeit der öffentlichen Hand zu lösen und die Finanzierung auf eine breitere Basis zu stellen.
Das heißt, die Kultureinrichtungen sind aufgefordert, sich nach alternativen Geldquellen umzusehen. Sehr erfolgreich ist in dieser Hinsicht beispielsweise der Louvre, der im Emirat Abu Dhabi den Aufbau eines Kunstmuseums unterstützt und für mehrere hundert Mio. Euro nicht nur Kunstwerke, sondern auch den eigenen Markennamen zur Verfügung stellt.
Eigentlich eine tolle Sache, aber es regt sich Widerstand gegen dieses und andere Projekte des Louvre. Marc Zitzmann hat sich gestern in der NZZ dieses Themas angenommen und in seinem Artikel “Zukunftsvisionen oder Fata Morgana?” die Kritikpunkte herausgearbeitet. Der wohl wichtigste: das Projekt “Louvre Abu Dhabi” sei nicht primär kulturell, sondern ökonomisch und politisch motiviert. Aber auch andere Museen kommen darauf, dass es finanziell lukrativ sein kann, die eigenen Sammlungen auf Reisen zu schicken. Zum Nachteil der BesucherInnen, die dann “zu Hause” auf viele Kunstwerke verzichten müssen.
Fasst man die augenblickliche Situation zusammen, dann verlangt die Kulturpolitik, verallgemeinert gesagt, von den Kulturbetrieben, dass sie sich nach neuen Finanzierungsquellen umschauen. Damit gelingt es diesen zwar, sich mehr oder weniger aus der Abhängigkeit der öffentlichen Hand zu lösen. Auf der anderen Seite entstehen natürlich neue Abhängigkeitsverhältnisse, die sehr schnell zu Lasten der Kunstwerke und damit der Kunst gehen können.
Die Frage ist nun, wo wir eigentlich die Grenze ziehen wollen? Mit dem “wir” spreche ich den Kunst- und Kulturbereich an. Klar, dass die (Kultur)-Politik ihre Interessen vertritt, ebenso wie das ein Emirat Abu Dhabi tut, dem daran liegt, ein prestigeträchtiges Museum zu errichten. Das ist alles legitim, aber welche Interessen verfolgen wir? Wo positionieren wir uns und in welcher Form vertreten wir die nach außen?
Wie hoch soll denn z.B. der Anteil der öffentlichen Fördergelder sein? Wie hoch der Prozentsatz, der durch Sponsoren, Spender oder Stiftungen eingeht? Und wie umfangreich sollen die kommerziellen Aktivitäten sein und was sollen sie bringen? Wenn wir uns etwas wünschen dürften, welcher Zustand wäre ideal? Die Frage mag jetzt zwar etwas hypothetisch klingen, das ist sie aber gar nicht, denn wie wollen wir unsere Interessen vertreten, wenn wir uns über unseren eigenen Standpunkt nicht im Klaren sind?
Was glauben Sie, welche “Grenzen” dürfen nicht überschritten werden, wenn es darum geht, ein Projekt zu finanzieren oder den Betrieb aufrecht zu erhalten? Wo ist die Grenze zwischen den Interessen der Kunst und denen von Politik, Wirtschaft oder Tourismus?
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