© Rainer Sturm; Pixelio
Den Begriff “Lazy Socials” kannte ich bis jetzt noch nicht. Aber er gefällt mir und ihn nicht zu kennen ist keine Schande, denn Google wirft auch nur sehr wenige Treffer bei der Suche danach aus.
Aufgetaucht ist er in einem sehr interessanten Beitrag, der sich mit der Frage beschäftigt, wie es gelingen kann, junge Menschen für Museen zu interessieren? “How arts organisations around the world are targeting the elusive 18 – 30 year old market” ist er überschrieben und steht auf der Website von Sumo, einem sehr spannenden Beratungsunternehmen für den Kunst- und Kultursektor mit Sitz in England.
Ausgangspunkt ist die Frage, wie es Kultureinrichtungen, in dem Fall Museen, gelingen kann, Menschen zu erreichen, die so um die 30 Jahre alt sind und über die traditionellen Marketingkanäle nicht (mehr) zu erreichen sind? Viele aus dieser Zielgruppe würden die traditionellen Medien (Zeitungen, etc.) nicht mehr nutzen, sondern auf Infos durch Freunde setzen, heißt es weiter. Ein Museum hat es da schwer, die “Lazy Socials” zu erreichen, die in dem Beitrag so beschrieben werden:
“Lazy Socials are basically people in their 20s who like to talk the talk, say that they’re culturally-savvy but actually spend most of their free time in the pub.”
Nur mit Marketingmaßnahmen alleine, so eine Schlussfolgerung aus dem Artikel, lässt sich diese Zielgruppe nicht gewinnen, der Schlüssel seien vielmehr neue (Veranstaltungs-)Formate. Studien kommen zu dem Ergebnis, dass ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in England bei knapp 20 Prozent liegt. Es macht also durchaus Sinn, sich um diese Zielgruppe zu bemühen. Bleibt die Frage, auf welche Art und Weise Museen das schaffen können?
Mehr und mehr Museen versuchen spezielle Angebote zu entwickeln, das Guggenheim Museum etwa lädt zu Art after Dark ein:
“Enjoy a drink with friends, explore the galleries, and listen to some of the best DJs in town, all in the spectacular Frank Lloyd Wright–designed building. Open from 9 p.m. to 1 a.m.”
In eine ähnliche Richtung geht das Brooklyn-Museum mit seinem Membershipprogramm 1stfans, über das ich vor einigen Tagen in der Ideenbörse geschrieben habe (mehr dazu dort). Oder Late at Tate Britain, ein Format, das ebenfalls immer am ersten Freitag des Monats stattfindet und mit einem Marketingbudget von 150 Pfund gestartet wurde, womit Flyer produziert wurden. Stimmt das Angebot, spricht sich das herum.
Interessant ist auch das Beispiel N8 in Amsterdam, wobei es sich, wenn ich das richtig verstehe, um eine Art lange Nacht der Museen handelt, allerdings speziell für diese Zielgruppe. Leider kann ich kein Holländisch, daher kann ich mit den Texten nicht sehr viel anfangen. Aber die N8-Website ist voller Social Media Angebote, bei denen der Networking-Gedanke ganz stark im Vordergrund steht.
“Social networking has always been key to getting the word out for N8 and audiences are actively involved – writing blogs and creating their own audio ‘art trails’ as part of the evening”,
heißt es im Sumo-Artikel, der außerdem auf eine Befragung innerhalb der Gruppe der Lazy Socials verweist. Die Ergebnisse zeigen, dass die beschriebenen Beispiele in die richtige Richtung gehen. Gut angenommen werden Events, die speziell und ausschließlich an diese Zielgruppe gerichtet sind:
“Call them ageist if you want but they really didn’t like being grouped with families and older visitors and certainly didn’t want to spend time with them! They were particularly interested in events outside normal opening hours and asked for bespoke talks, tours, music, a glass of wine or even a voucher for a local restaurant or bar to ensure that a visit became more like evening out”,
bringt es der Sumo-Artikel auf den Punkt. Die Schlussfolgerung daraus:
“In these cases, the marketing is a lot more about selling a lifestyle that appeals to these highly social people.”
Das heißt, das Socialising steht bei solchen Formaten ganz stark im Vordergrund. Das Museum wird zum Erlebnis, aber auf eine für uns neue und ungewohnte Art. Vorbei die Zeiten, wo man in ein Museum gegangen ist und andächtig Kunstwerke angestarrt hat. Und wo gibt es solche Ansätze bei uns? Ich kenne die MAK NITE©, aber sonst sind es die klassischen Museumsnächte, die angeboten werden. Kennen Sie derartige Angebote in Ihrer Umgebung?
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