Ich hätte diesen Beitrag jetzt auch als Nachtrag zur Nachbetrachtung der NPO-Blogparade bezeichnen können, aber das wirkt dann vielleicht doch etwas komisch. Warum ich diesen Beitrag schreibe? Mir ist ein Blogpost auf dem Kampagne 2.0 Blog von Ulrich Schlenker nicht aus dem Kopf gegangen, in dem er auf die Aktion Uwe von Ole Seidenberg zu sprechen kommt.
Schlenker stellt darin fest, dass sich an dieser Aktion idealtypisch die Merkmale des Online-Fundraising herausarbeiten lassen und es unter anderem wichtig sei, über die entsprechenden Ressourcen zu verfügen, um einen eventuellen Ansturm auch bewältigen zu können. Die braucht z.B. Ole Seidenberg, wenn seine Zugriffszahlen auf das Blog um bis zu 500 % steigen und er auf Kommentare und Anfragen reagieren muss. Da haben wir von der eigentlichen “Aktion Uwe” noch gar nicht gesprochen.
Thilo Reichenbach spricht auf seiner Seite Fundraising & Social Marketing in diesem Zusammenhang von “Modernen Helden”, was etwas pathetisch klingt, aber die Sache ganz gut auf den Punkt bringt. In der Beschreibung der Trends, die wir im Online-Fundraising erwarten dürfen, spielen diese modernen Helden eine wichtige Rolle. Sie sind es, die das person-to-person-Fundraising antreiben und sich damit in Konkurrenz zu den NPO und ihren Spendenaktionen begeben. Konkurrenz deshalb, weil beide sich um die (im Großen und Ganzen) gleiche Zielgruppe und deren Geld bemühen.
Hier setzt nun die Kritik von Ulrich Schlenker an, der es für fragwürdig hält, wenn bei solchen Aktionen Einzelschicksale herausgegriffen werden und dadurch sozialstaatliche Pflichtaufgaben substituiert werden. Aus der Sicht der NPO kann ich diese Kritik verstehen, halte sie aber für unbegründet. Wobei es eigentlich egal ist, wie man dazu steht, denn ich halte es hier mit Brigitte Reiser, die auf ihrem Blog Nonprofits-vernetzt.de geschrieben hat:
“Ob man diese Entwicklung hin zum person-to-person-Fundraising über Social Media gut oder schlecht findet, ist abhängig vom persönlichen Standpunkt des Betrachters. (…) Wie man die Entwicklung auch beurteilt – sie lässt sich nicht mehr rückgängig machen.”
Das heißt, es geht nicht mehr darum, ob oder ob nicht, sondern nur noch um das Wie. In dieser Hinsicht vermutet Ulrich Schlenker, dass bei solchen Aktionen (wie z.B. der Aktion Uwe) die Schicksale immer dramatischer werden müssten, um die entsprechende Aufmerksamkeit zu erregen.
Das sehe ich allerdings völlig anders. Ich behaupte, der Erfolg einer solchen Aktion hängt nicht davon ab, ob sie spektakulär ist, sondern wie groß die Reputation der Person ist, die diese Aktion initiiert (siehe dazu diese beiden Beiträge). Bei Thilo Reichenbach lautet der dritte der Online Fundraising Trends:
“Erst die Beziehung, dann die Spende”
Natürlich müssen die (Spenden-)Projekte eine gewisse Qualität haben, aber viel wichtiger ist es, dass die potenziellen UnterstützerInnen – diesem Fall – Ole Seidenberg vertrauen. Er ist dann “ehren-wert”. :-) Wenn dieses Vertrauen nicht da ist, kann das Vorhaben noch so gut und spektakulär sein, es wird nicht funktionieren.
Das gleiche Prinzip lässt sich übrigens, um nun die Kurve zu schaffen, auch im Kunst- und Kulturbereich anwenden. Das Vorhaben, für das ich Unterstützung benötige (in welcher Form auch immer), muss qualitativ hochwertig sein, keine Frage. Aber Unterstützung gibt es erst, wenn ich Projekt und Anliegen über mein Netzwerk kommunizieren kann und über die entsprechende Reputation verfüge, denn nur dann bringen mir die Leute das notwendige Vertrauen entgegen, ohne das der Erfolg nicht möglich ist.
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