© Christine Schmidt; Pixelio
Gerade habe ich in Martin Oettings Beitrag “Die Krise ist die Chance” auf ConnectedMarketing das folgende Zitat gefunden:
“Der strukturelle Wandel von klassischen Medien zu neuen Medien ist stärker als die Rezession.”
Deshalb muss man der Krise eigentlich dankbar sein, denn in Zeiten, in denen alles gut läuft, ist die Bereitschaft zur Veränderung viel geringer. “Warum, es läuft doch eh alles?” bekommt man da häufig zu hören. Jetzt, wo so gar nichts “läuft” besteht die Notwendigkeit zum Handeln. Auch und gerade in der Kommunikation zu den Stakeholdern, womit wir schon bei den von Martin Oetting angesprochenen neuen Medien angelangt sind. Jetzt müsse man innovative Lösungen entwickeln, bekommen wir immer wieder zu hören. Das Problem dabei: die Ratlosigkeit ist groß, wenn es darum geht, den Begriff der Innovation etwas zu präszisieren.
Wie kann ich denn als Kulturbetrieb überhaupt innovativ sein? Gerade der Kunstbereich schmückt sich doch immer mit den Attributen kreativ und innovativ? Stellen wir uns doch mal angesichts der Krise die Frage, wie Innovation im Kulturbetrieb eigentlich aussehen kann?
Ganz hilfreich ist da der auf dem Blog “Impulse für Innovation” von Graham Horton verfasste Beitrag “Die vier Arten der Produktinnovation“. Horton spricht dabei von Innovationsprojekten, in denen es um neue Produkte oder Dienstleistungen geht. Dass es dabei um höchst unterschiedliche Arten der Innovation geht, zeigt seine Grafik:
Dieses Vier-Stufen-Modell, so Graham Horton,
“basiert auf der Unterscheidung zwischen zwei Funktionen eines Innovationsprojektes, die Exploitation (Verwertung) bzw. Exploration (Erkundung) genannt werden. Bei der Exploitation geht es darum, von bereits existierenden Vorarbeiten weiteren Nutzen zu ziehen, während bei der Exploration neue, bisher unbekannte Wege gesucht werden.”
Daraus ergeben sich, wie die Grafik zeigt, vier verschiedene Formen von Innovation:
Verbesserungen: hier sprechen wir von einer exploitativen Innovation, bei der es um “kleine Änderungen” geht, die dazu dienen, entweder die Kosten zu senken oder die Qualität zu erhöhen. Im Kunst- und Kulturbereich können das z.B. Maßnahmen im Bereich Ticketverkauf sein, die es im Idealfall den potenziellen BesucherInnen leichter machen, Tickets zu erwerben und gleichzeitig zu Einsparungen führen.
Erweiterungen: auch hier sprechen wir von exploitativen Innovationen, die, wie Horton schreibt, – “ausgehend von bereits existierenden Produkten – neue Varianten und Ergänzungen einführen”. Ein Beispiel dafür ist die Erweiterung des Angebots durch Augmented Reality-Lösungen im Museumsbereich (siehe dazu: Augmented Reality: Schatzsuche im Kärntner Landesmuseum).
Generationswechsel: Hier werde, so schreibt Horton, ein Produkt durch ein grundsätzlich neues ersetzt. Hier wird es jetzt schon schwieriger mit den Beispielen. :-) Eingefallen ist mir das Thema Programmheft. Vielleicht erinnern Sie sich noch an meine Frage, ob Programmhefte in Zukunft überflüssig sein werden? Ersetze ich es durch ein digitales Angebot (in welcher Form auch immer), dann wäre das in meinen Augen ein Beispiel für einen solchen Generationswechsel.
Marktneuheit: Dabei handelt es sich, schreibt Graham Horton,
“um ein vollkommen neues Produkt, das auf keine nennenswerte Weise von bestehenden Produkten abgeleitet ist. Es ist für das anbietende Unternehmen ein Versuch, in einem neuen Markt Fuß zu fassen und gilt daher als rein explorativ.”
Da bin ich mir jetzt nicht ganz sicher, ob z.B. die “Met im Kino” (mehr dazu hier) als Marktneuheit zu bezeichnen ist? Oder ob es sich um ein ergänzendes Angebot handelt? Wenn damit neue Zielgruppen angesprochen werden, ist es ja durchaus als Versuch zu werten, in einem neuen Markt Fuß zu fassen, wie Horton es formuliert. Aber vielleicht fällt Ihnen ja ein besseres Beispiel ein.
Mit diesem Wissen um die verschiedenen Formen von Innovation kann ein Kulturbetrieb ganz anders an das Thema herangehen. Es lässt sich ein Innovationsmix erstellen, in dem die verschiedenen innovativen Produkte und Dienstleistungen (die ich bei den Beispielen vernachlässigt habe) aufeinander abgestimmt werden können. Darauf baut dann die Strategie auf, die Ihnen hilft, sich nicht zu verzetteln, denn sonst versanden alle Ihre guten Ideen und Sie haben nichts davon außer einer gehörigen Portion Frust. Und den können Sie derzeit sicher nicht gebrauchen, denn ich fürchte, die Rezession wird uns alle angehen.
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