Studie: Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland

Studie

Um die „gesamtwirtschaftlichen Perspektiven“ geht es in dieser vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Auftrag gegebenen Studie, kann man auf der Titelseite lesen.

Wichtig ist in meinen Augen, dass erst einmal die Definitionen von Kultur- und Kreativwirtschaft klar sind. Unter Kultur- und Kreativwirtschaft, heißt es in der Studie,

„werden diejenigen Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, welche überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen.“

Ganz hilfreich ist es in diesem Zusammenhang, sich noch einmal die Darstellung von Andreas Wiesand in seinem in den Kulturpolitischen Mitteilungen erschienenen Beitrag „Götterdämmerung der Kulturpolitik“ anzuschauen (siehe dazu auch mein Blogpost „Kulturpolitik: wohin geht die Reise?„).

Das „Wirtschaftsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft“ umfasst, so die Annahme, insgesamt 11 Branchen bzw. Teilmärkte, darunter interessanterweise auch den „Markt für darstellende Künste“. Was das ist, dieser Markt für darstellende Künste, ist mir ehrlich gesagt, nicht ganz klar. Auch nicht, wenn man weiter liest:

„Der wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist der sogenannte schöpferische Akt. Damit sind alle künstlerischen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleistungen gemeint, die als wirtschaftlich relevanter Ausgangskern den elf  Teilmärkten zugrunde liegen.“

Aber gut. Die Wertschöpfung der Kultur- und Kreativwirtschaft betrug im Jahr 2006 immerhin 61 Mrd. Euro, was 2,6% des BIP entspricht. Zum Vergleich: die Automobilindustrie (damals ging es ihr noch gut) erwirtschaftete mit 71. Mrd. Euro 3,1% des BIP. Gleichzeitig heißt es aber auch:

„Ohne die Werke und Leistungen der Schriftsteller, Komponisten, Musiker, Bühnenkünstler, Filmemacher, bildenden Künstler gäbe es keine Kultur- und Kreativwirtschaft.“

Da sind wir wieder bei einem alten Thema: diejenigen, die die Inhalte liefern haben von diesen beeindruckenden Zahlen nicht sehr viel, denn die meisten dieser KünstlerInnen verdienen mit ihrer künstlerischen Tätigkeit zu wenig, um davon leben zu können (siehe dazu den Bericht zur sozialen Lage der KünstlerInnen in Österreich).

Mögliche Ursachen nennt die Studie:

„Eine ausreichende Professionalisierung erfolgt derzeit weder durch die Marktmechanismen noch durch Förderprogramme“,

wodurch ein enormes ökonomisches Potenzial nicht optimal genutzt werde, heißt es weiter. Ein weiterer Punkt, der mir sehr wichtig erscheint, ist, vor allem im Hinblick auf die Förderprogramme, ein falscher Innovationsbegriff. In der Studie heißt es völlig richtig:

„Der Anteil von ‚Hidden Innovations‘ ist in der Kreativwirtschaft, wie im Dienstleistungssektor allgemein, besonders hoch, was die Bewertung der Innovationsaktivitäten und -wirkungen von Unternehmen in der Kultur- und Kreativwirtschaft per se erschwert. Vielfach entspricht die Vorstellung von Innovationen in den dargestellten Förderprogrammen nicht der Arbeits- und Produktionsweise der Kultur- und Kreativwirtschaft.“

Ich denke, bei den in meinem gestrigen Beitrag angesprochenen Innovationen ist Förderung nicht nur nicht möglich, sie ist auch gar nicht vorgesehen. Daraus ergibt sich die vielleicht wichigste Handlungsempfehlung dieser Studie, nämlich die Öffnung bestehender Förderprogramme für innovative Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Das ist aber nur möglich und sinnvoll, wenn man erkennt, dass es in all diesen Bereichen auch um eine entsprechende Infrastruktur geht, die KünstlerInnen eingeschlossen. Wenn Kunst nur noch in Form von Projekten gefördert wird und das Verständnis (inkl. Fördermöglichkeiten) für die dazu notwendige Infrastruktur fehlt, dann kann man sich das alles sparen.

Die restlichen Handlungsempfehlungen können Sie aber trotzdem entweder in der Kurz– oder in der Langfassung nachlesen.

Via Kulturwirtschaft


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Kommentare

Eine Antwort zu „Studie: Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland“

  1. […] Blog ernsthaft mit der Krisenfrage. Sein aktuelles Posting befasst sich übrigens mit der Kultur- und Kreativwirtschaftsstudie und wertet diese sehr genau aus […]

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