© S. Hofschlaeger; Pixelio
Als ich vor mehr als zwei Jahren dieses Blog hier begann, gab es anfangs nur wenige LeserInnen, die den Weg hierher fanden. Und es waren noch weniger, die sich in Form von Kommentaren oder Emails rührten und mir Rückmeldung gaben. Aber mit denen, die sich – egal auf welchem Weg – meldeten, war es ein spannender und teilweise intensiver Dialog.
Ähnlich ging es mir mit Twitter. Am Anfang kannte ich alle, die mir folgten und denen ich folgte. Ich wusste von vielen, was sie machen, in welchen Projekten sie arbeiten oder welche Konferenz sie gerade besuchen.
Heute sieht die Sache etwas anders aus und wie es der Zufall so will, bin ich auf einen Beitrag von Corvida (sehr lesenswertes Blog!) gestoßen, den sie vor einem halben Jahr bei Chris Brogan veröffentlicht hat. Der Titel “Decreasing Connections While Increasing Our Networks” bringt die Sache auf den Punkt. Bei ihr klingt der Rückblick auf die Twitter-Anfänge ähnlich:
“I was able to connect, refer, analyze, and reflect on what I was getting from my followers. Things just aren’t the same anymore.”
Und heute?
“Now, I couldn’t tell you who half of my followers are. I really don’t know who I’m following and who I’m not following.”
Ich denke, es geht vielen so. Je größer das Netzwerk wird, desto oberflächlicher werden die Beziehungen. Das sich da etwas verändert hat, ist mir vor ein paar Tagen auf Facebook klar geworden. Ich wollte jemanden, von dem ich etwas Interessantes gelesen hatte, als Freund adden. Zurück kam die Frage: “Kennen wir uns persönlich?” Unter Umständen hätte ich mich das vor zwei Jahren auch gefragt, die Frage ist ja auch berechtigt.
Da ist es vielleicht ganz sinnvoll, kurz einen Schritt zurückzumachen und sich zu überlegen, was eigentlich passiert in unseren verschiedenen Social Networks? Hilfreich ist da das Blogpost von Whitney Hoffman, in dem sie von den sieben Regeln der Social Networks und von “Quality versus Quantity” spricht. Auch sie stellt fest, dass unter der zunehmenden Größe des Netzwerks die Qualität der Beziehungen leidet. Aber sie versucht Gründe zu finden und hat sich Gedanken darüber gemacht, wie diese Netzwerke eigentlich funktionieren? Gefunden hat sie sieben wichtige Aspekte:
- “Social Networks online have their own culture.
- Social Networks and their ‘feel’ depend heavily on those who participate.
- There’s a Physical Limit on the number of people we can ‘know’ versus ‘know of’.
- There’s no easy way to ‘classify’ your degree of friendship online.
- As the Quantity of Your Contacts Increases, the Quality of the Relationships Decrease.
- The numbers alone make the community and neighborhoods on social networks different.
- Automation of Cross Posts Helps, but also Limits Intimacy.”
Heraus kommt die Feststellung, dass es uns das Internet erlaubt, innerhalb kürzester Zeit ein Vielzahl von Kontakten zu knüpfen. Gespräche aber brauchen mehr Zeit und einen anderen Rahmen, um ihren wahren Wert entfalten zu können.
Hoffmans Schlussfolgerung:
“So we have to choose our friends and networks. We have to accept that our monkeybrains can only track so much data simultaneously before they shut down. And we have to accept that as open source as the net is, sometimes we really do need gatekeepers and cliques and smaller circles to get stuff done. And somehow, we’ll have to learn to accept that this is not some elitist stratification of people based on absurd notions of value or potential value, but the fact that our monkeybrains are not infinitely expandable, like Google.”
Das heißt, es geht ganz zentral darum, was ich mir eigentlich von meiner Präsens im Social Web erwarte? Nur einfach da zu sein, überfordert uns recht schnell, weil, wie Whitney Hoffman schreibt, unser Gehirn an seine Grenzen stößt, wenn wir uns in Netzwerken bewegen, deren Größe eine bestimmte Zahl übersteigt (Hoffman verweist auf Expertenmeinungen, deren Zahlen zwischen 150 und 290 Personen liegen).
Louis Gray hat in seinem Blogpost “Fewer Followers Or More Meaningful Connections?” noch eine ganz wichtige Unterscheidung getroffen, nämlich die zwischen “Short-Term Connections” und “Long-Term Connections”. Geht es einem um ersteres, dann seien schnell wachsende Netzwerke kein Problem. Schwierig werde es, wenn einem die langfristigen Beziehungen wichtig seien, so Gray.
Sein Ratschlag:
“Think about what type of connection you want to make with the majority of your readers. (…) it’s important that you establish what type of connection you’d like to make and apply the strategies you have for that type of connection with the majority of your audience.”
Dieses Wissen erleichtere einem, so Gray, das Handling der Social Networks, die ja im Endeffekt bei uns allen tagtäglich größer werden. Aber auch diese Unterscheidung ist nicht immer so leicht, oder? Wie gehen Sie mit der zunehmenden Größe Ihrer Netzwerke um? Ergreifen Sie bewusst Maßnahmen, und wenn ja, welche? Oder lassen Sie den Dingen ihren Lauf?
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen