Eines der am häufigst genannten Schlagworte im Bereich Social Media ist wohl der Begriff der Partizipation. Aber Partizipation ist natürlich auch in der offline-Welt ein Thema und das nicht erst seit gestern. Auch im Kunst- und Kulturbereich beschäftigt bzw. experimentiert man immer wieder mit partizipativen Ansätzen. Wie sieht das aber mit diesen Ansätzen im Online-Bereich aus? Wie lässt sich das Publikum dazu bewegen, die Einladungen zu partizipieren anzunehmen?
Für Jemma Bowman hat dieser Ansatz ein riesengroßes Potenzial. In ihrem Artikel “Participatory online cultural projects“vertritt sie die Ansicht:
“Self-perpetuating marketing through online collaboration in cultural projects is my prediction for the Next Big Thing. This is because the medium of the internet lends itself so well; because audiences are ready for it; and because it’s an efficient marketing model in these economically-challenged times.”
Virales Marketing im Internet sei nun nichts neues, schreibt Bowman weiter, aber den richtigen Drive bekomme es erst, wenn es mit user-generated-content angereichert werde. Das heißt, es geht nicht darum, etwas weiterzugeben, sondern dieses Etwas mit eigenen Inhalten zu versehen und so etwas Neues zu schaffen.
Aber das ist gar nicht so einfach, denn wie motiviert eine Kultureinrichtung das Publikum, sich an solchen Aktionen zu beteiligen? Bowman nennt als Beispiel ein Museum, in dem eine historische Ausstellung geplant ist. Der Vorschlag
“Visitors could try on a costume and take a photo on their phone and send it in to our site”,
stößt nicht wirklich auf Zustimmung. Zu Recht, behauptet Bowman, denn es bestehe die Gefahr, dass so eine Aktion nicht gut ankomme:
“we know that visitors don’t get behind these kinds of processes. And it’s not because you’re asking too much of them – this is a pretty straightforward requirement – it’s a more complex issue of motivation, determined by a delicate balance of commitment, reward, process, novelty, relevance and timing.”
Worauf kommt es dann aber an? Bowman zitiert Anna Rafferty, Digital Marketing Director bei Penguin books. Rafferty glaubt:
“that the key to their audience being willing to spend significant amounts of time and energy engaging with their products, their brands and their websites, is to give them control”.
Je mehr man die Leute fordere, desto bereitwilliger wären sie auch bei der Sache, so Rafferty weiter.
Bowman führt in ihrem Beitrag das Rijksmuseum als Beispiel an, das im letzten Herbst die Skulptur “For the Love of God” des britischen Künstlers Damien Hirst zeigte und damit heftige Reaktionen hervorrief. Das Museum richtete eine eigene Microseite ein, auf dem die BesucherInnen per Video ihre Statements dazu abgeben konnten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
“the museum had generated discussion; gained content for its site; amassed a collection of reviews most exhibitions could only hope for; created an additional reason to visit the exhibition; and spawned free publicity as interviewees showed the link to friends and family and fans of the site passed the link around”,
schreibt Bowman und konstatiert, dass in diesem Fall die Zahl der Gespräche so hoch wie nie zuvor gewesen sei. Ich finde dieses Beispiel sehr interessant, weil die Macher der Ausstellung das Publikum mit der Möglichkeit, die eigene Meinung öffentlich zu machen, ernst nehmen und ihm eine wichtige Rolle in der Diskussion um das Kunstwerk zukommen lassen. Natürlich ist das ein sehr schmaler Grad, denn die Ansichten dazu könnten ja auch durch die Bank negativ sein und dem Museum schaden.
Gerade deshalb sei es so wichtig, solche Aktionen sorgfältig zu planen und sein Publikum möglichst gut zu kennen, nennt Bowman zwei wichtige Erfolgsfaktoren. Im Miteinander von Museum und Publikum entsteht auf diese Weise etwas, was weit über das einfache Zeigen von Exponaten hinausgeht. Aber das bedeutet: das Museum fordert sich und seine BesucherInnen heraus. Ob das jedes Museum wirklich will?
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen