Journalisten und Web2.0: keine Lust

Keine Lust
© Kersten Schröder; Pixelio

Wie kommen eigentlich Journalisten zu ihren Informationen? Wer das weiß, hat den Vorteil, dass er sich, wenn er Journalisten erreichen möchte, an deren Vorlieben orientieren kann. Nur wie recherchieren Journalisten denn?  Welche Kanäle nutzen sie? Von den österreichischen Journalisten wissen wir es nun.

Die Agentur Babnik Communications hat nämlich österreichweit 900 Journalisten zu ihrem Online-Verhalten befragt. Dieses Ergebnis ist nicht überraschend:

“94% der 170 Journalisten, die den Fragebogen ausgefüllt haben, nutzen regelmäßig Suchmaschinen und Websites”,

heißt es in der Presseaussendung. Auch auf Wikipedia setzen viele, genauer gesagt 50%. Gar nicht mehr angesagt sind hingegen Presseaussendungen in Papierform.

Wer Journalisten erreichen möchte, dem empfiehlt Geschäftsführerin Elisabeth Babnik einerseits einen gut strukturierten Pressebereich auf der eigenen Website, andererseits aussagekräftige Betreffzeilen in den Presseaussendungen und natürlich leicht zugängliches Bildmaterial. Vor allem letzteres kann ich bestätigen. Immer weniger Artikel erscheinen ohne dazu passende Fotos.

Wer da für entsprechendes Material sorgt, hat schon mal Pluspunkte gesammelt. Vorausgesetzt die Journalisten kommen an die Fotos ran. Langwierige Anmeldeprozeduren sind da eher hinderlich, mit einem passwortgeschützten Zugang vergraulen Sie auch den letzten Journalisten.

Ja und wie sieht er aus, der Pressebereich?

“Wünschenswert sind Pressebereiche, die mit einem Klick erreicht werden können und klar aufgebaut sind. Aktuelle als auch ältere Meldungen müssen chronologisch abrufbar sein, Fotos von Vorständen, Produkten, aber auch nicht-werbliche Sujetbilder zum Unternehmen sollten auf der Presseseite in Druckqualität zum Download angeboten werden”,

so die weiteren Ergebnisse der Befragung. Nachdem 94% der antwortenden Journalisten die Unternehmenswebsite als Informationsquelle angeben, sollten Unternehmen (und Kultureinrichtungen) ihr auch die entsprechende Aufmerksamkeit schenken.

Eher selten sind Journalisten im Social Web zu finden. Der Wert von Blogs, Social Communities oder auch YouTube wird als gering eingeschätzt.  Ich möchte das jetzt nicht pauschal bewerten, aber ich informiere mich in den für mich interessanten Themenbereichen großteils auch mit Hilfe von Weblogs. Deren Geringschätzung ist, denke ich, nicht mehr zeitgemäß.

Aber gut, wenn man sie im Social Web nicht erreicht, dann muss man halt bei der Email bleiben. Worauf Sie hier achten sollten:

“Für 88% ist hier ein aussagekräftiger Betreff wichtig, um das E-Mail im meist überfüllten Posteingang überhaupt wahrzunehmen, gefolgt von der Bekanntheit des Absenders (68%) und dem Namen des Unternehmens in der Betreffzeile (45%)”,

ergab die Befragung. Was aber ganz wichtig ist: Für Journalisten spielt es keine große Rolle, ob sie direkt angeschrieben werden oder ob die Aussendung sie über das OTS-Portal erreicht. Das heißt, Sie müssen sich gar nicht so sehr auf einzelne Personen konzentrieren, sondern kommunizieren über das Presseportal (wobei eine Aussendung dort mit Kosten verbunden ist). Wenn Sie wissen wollen, welche Chancen Sie haben, mit Ihrer Aussendung in den Medien zu landen bzw. wie Sie es am geschicktesten anstellen, dann werfen Sie doch einen Blick in die – allerdings schon zwei Jahre alte – Medienresonanz-Analyse zu APA-OTS-Aussendungen (siehe dazu auch mein Blogpost “Welche Resonanz hat eine Presseaussendung?“).


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7 Antworten zu „Journalisten und Web2.0: keine Lust“

  1. Offenbar hat sich in der Zunft noch nicht herumgesprochen, dass es auch im Web den sogenannten Qualitätsjournalismus gibt – siehe “Carta”. Ganz zu schweigen von bloggenden Printjournalisten, deren Zahl beständig wächst.

    Hagen Kohn

  2. Was komisch ist: ich kenne gar nicht so wenige Journalisten, die sehr wohl Blogs, Twitter, etc. nutzen. Warum dann solche Ergebnisse herauskommen, ist mir nicht ganz klar.

  3. Die ganz frühe deutsche Blogszene wurde überhaupt von Journalisten begonnen – viele waren bei http://www.jonet.org, das eines der ältesten Medienblogs und Fachcommunities betreibt. Viele dieser Blogger der ersten Stunde sind aber inzwischen Weinhändler oder Berater oder Texter (und immer noch im Web) ;-)
    Und die Angestellten bei Zeitungen normaler Größe haben kaum noch Zeit für ordentliche Personenrecherche (also auch nicht für social web) – deshalb Google.

    @vioworld: Was ist “Carta”?

  4. … herzlichen Glückwunsch übrigens zum Grimme-Online-Award!

    1. Versteh ich jetzt nicht? Carta?

  5. Merci für den Link – und ja, die haben ihn bekommen.

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