In ihrem gestrigen Blogpost “Dein Twitter gehört dir nicht!” weist Kerstin Hoffmann darauf hin, wie unsicher unsere Präsenz auf den diversen Social Media-Plattformen ist. Ob Twitter, Facebook oder Xing, wer sich nicht an die Regeln hält, ob wissentlich oder unwissentlich, dem kann es passieren, dass sein Profil plötzlich verschwunden ist und mit ihm alle Kontakte und Inhalte, denn, wie Kerstin Hoffmann richtig feststellt: “Dein Twitter gehört Dir nicht!”
Abgesehen davon: wer sich irgendwo ein Profil einrichtet, sollte sich die Regeln zu Gemüte führen, ansonsten handelt er fahrlässig. Bis dahin stimme ich dem, was Kerstin Hoffmann schreibt zu. Dass es deshalb sinnvoller sei, seine Webaktivitäten, z.B. das eigene Blog, über einen eigenen Server laufen zu lassen, sehe ich etwas anders. Zugegeben, wenn eine Firma einen eigenen Webauftritt hat und nun ein Weblog einrichten möchte, wäre es unsinnig, das Blog auf einer webbasierten Plattform wie zum Beispiel WordPress.com aufzusetzen. Wer das firmeneigene Layout auch für das Blog verwenden und seine IT-Aktivitäten bündeln möchte, wird um eine serverbasierte Lösung (z.B. WordPress.org) nicht herumkommen. Aber abgesehen davon sollte man die Sache doch mal ganz nüchtern betrachten.
Webbasiertes versus serverbasiertes Blog
Kerstin Hoffmann führt “suchmaschinentechnische Erwägungen” als Argument für das “eigene” (auf dem eigenen Server liegende) Blog an. Mir ist nicht ganz klar, was darunter zu verstehen ist, aber wenn ich mich nicht ganz täusche, dann geht es erstens um Links und zweitens um die entsprechenden “Keywords”, mit denen man von den Suchmaschinen nicht nur gefunden, sondern auch möglichst hoch gerankt wird. Das geht mit einem webbasierten Blog ziemlich gut, wie mein eigenes Pagerank beweist.
Imagegründe? Gut, wenn ein Unternehmen eine Website hat und dann irgendwo auf einer “fremden” Plattform ein Blog aufsetzt, sieht das etwas komisch aus, zugegeben. Auf der anderen Seite ist die Frage, wie man seine eigene CI auf all den Plattformen erhalten kann, eine, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, denn unsere Präsenz auf social networks nimmt tagtäglich zu. Wie baue ich z.B. meine CI in einen RSS-Feed ein?
Geistiges Eigentum: auch auf WordPress.com sind die Beiträge mein geistiges Eigentum. Auf Plattformen wie Facebook sieht das etwas anders aus, hier sollte man sich überlegen, welchen Content man dort online zur Verfügung stellt. Kerstin Hoffmann stellt in diesem Zusammenhang die Frage, ob man auf “offenen Plattformen größere Mengen eigener Inhalte (.) veröffentliche (soll)”? Ihre Antwort darauf:
“Ich halte es für viel sinnvoller, das ins eigene Blog oder auf die eigene Website zu schreiben und dann über einen Feed in andere Angebote zu ziehen. (Das bringt übrigens auch mehr Verlinkung und hat somit Auswirkungen etwa auf den Google-Rank.) Statt längere Gedankengänge etwa in Google Buzz oder auf der eigenen Facebook-Page direkt auszubreiten – wozu diese Angebot ja regelrecht einladen -, kann man sie ins Blog schreiben und dann dorthin verlinken.”
Ich mag es eher nicht, wenn ich auf mehreren Kanälen immer wieder den gleichen Hinweis auf ein Blogpost erhalte. Für mich stellt sich dann die Frage, warum ich jemandem auf mehreren Kanälen folgen soll, wenn es eigentlich reicht, beispielsweise das Blog zu lesen? Für mich liegt darin übrigens der Unterschied zwischen der linearen Kommunikation und Cloud Communication (siehe dazu mein gestriges Blogpost).
Backup: online oder offline?
Sicher der interessanteste Punkt ist der Sicherheitsaspekt, der auch in den Kommentaren zu Kerstin Hoffmanns Beitrag eine wichtige Rolle spielt. Die Ansicht, auf dem eigenen Server sei der eigene Inhalt am sichersten, halte ich für eine Mär. In einer Zeit, wo das Cloud Computing immer mehr Verbreitung findet, und das auf Unternehmensebene, wo Sicherheit großgeschrieben wird, bezweifele ich es, dass der eigene Server sicherer ist als der anderer (seriöser) Anbieter.
Ich finde es bemerkenswert, dass viele UserInnen der Überzeugung sind, ihren Online-Content zu sichern, indem er auf der eigenen Festplatte abgespeichert wird. Ist nicht vielmehr der eigene PC die Schwachstelle im ganzen System? Als ich vor Jahren damit begann, Backups von meinen Inhalten zu erstellen, legte ich mir dafür eine externe Festplatte zu. Als die kaputt ging (die Daten konnte ich retten), kaufte ich mir zwei, um doppelt gesichert zu sein. Als die erste der beiden Festplatten ihren Geist aufgab, hatte ich endgültig von dieser Form der Datensicherung genug und begann, meine Daten online zu sichern. Derzeit nutze ich Wuala und behaupte, dass meine Daten dort wesentlich sicherer sind als auf mindestens 95% der sogenannten “eigenen” Server.
Was sichere ich? In erster Linie meine Blogbeiträge, ansonsten jede Menge Links. Die finden sich einerseits auf verschiedenen Social Bookmarking-Diensten, andererseits auf Twitter. Die Sorge, dass die dort verwendeten Shortlinks irgendwann mal verschwinden könnten, halte ich für nicht ganz unberechtigt. Ich habe deshalb meinen Twitter-Account mit Mister Wong verknüpft und lasse den Social Bookmarking-Dienst alle per Twitter verschickten Links im Originalzustand sammeln, automatisch. Auf diese Weise muss ich dann nicht meine Tweets sammeln und z.B. in einem Worddokument archivieren. Aber zugegeben: für mich sind auf Twitter nur die Links relevant. Was ich sonst so von mir gebe, gehört für mich in die Kategorie Gespräch und muss nicht unbedingt abgespeichert werden.
Für mich bedeutet das: Datensicherheit sehe ich eigentlich eher online als offline gewährleistet. Dabei darf nicht vergessen werden, ich betone das noch einmal, dass die Geschäftsbedingungen mancher Netzwerke nicht besonders nutzerfreundlich sind. Aber es gibt mittlerweile Plattformen und Anbieter, denen ich mehr vertraue als meiner eigenen Festplatte oder dem eigenen Server. Angst vor dem Datenverlust habe ich von daher eher bei den Daten, die auf meinem PC (oder dem Server) liegen. Dies vor allem deshalb, weil dort noch eine weitere Schwachstelle anzutreffen ist: ich selbst. ;-)
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