© Wanda Schneeberger; Pixelio
Vorab eine Entschuldigung an all diejenigen, die Liebhaber von Katzencontent sind. Eigentlich ist Katzencontent genauso interessant oder uninteressant wie all die anderen Themen, die wir im Internet entdecken können. Aber im Laufe der Zeit ist dieser Begriff Synonym geworden für die Belanglosigkeiten, die sich im Word Wide Web finden lassen.
Womit wir schon beim Thema sind: immer wieder wird kritisiert, dass man etwa auf Twitter nur erfahren könne, was jemand gerade gegessen habe, wie er sich fühle oder andere “uninteressante” Dinge. Erst vor kurzem tauchten in einem Gespräch diese Phrasen auf. Bis jetzt habe ich daraufhin immer zu erklären versucht, wie Twitter funktioniert und dass man solche Dinge ja nicht lesen müsse. So recht überzeugen konnte ich damit jedoch nicht. Was wahrscheinlich auch an mir und meinen Erklärungsversuchen lag.
Dieses Mal wählte ich einen anderen Ansatz: ich eröffnete auf die Schnelle einen Twitter-Account und zeigte ihn meinem Gegenüber. Kein Katzencontent zu entdecken, was klar ist, denn ich bekomme ja nur Inhalte von denen zu sehen, denen ich folge. Nun bat ich ihn, seine Mailbox zu öffnen und den Spamordner anzuklicken. Glück gehabt, dort hatten sich knapp 50 Spammails angesammelt.
Was das soll? Auf Twitter kann ich wahrscheinlich noch viel mehr Müll finden als in meiner Mailbox. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: auf Twitter muss ich mich entscheiden, wem ich folge und erst dann bekomme ich dessen Tweets zu lesen. Man spricht in diesem Fall vom Pull-Prinzip, d.h. es liegt an mir, ob, und wenn ja, welche Inhalte ich auf meinen Bildschirm bekomme. Wer also via Twitter darüber informiert wird, dass jemandem gerade der Kaffe nicht schmeckt, der ist selber dafür verantwortlich. Im Unterschied zum Push-Prinzip, bei dem wir – siehe Mailbox – nicht gefragt werden, ob wir diese Informationen wollen oder nicht.
Martin Oetting wirft all denen, die so argumentieren, vor, sie hätten das, was da im Social Web passiere, nicht verstanden. Hier sei der Empfänger dafür verantwortlich, was er für Informationen erhalte:
“Nur wer mittels Klick auf ‘Follow’ etc. entschieden hat, dass er oder sie diesen ganzen Kram von mir haben will, hört auch von mir”,
so Oetting. Natürlich wird diese Argumentation, auf Twitter & Co lese man nur Unsinn, vor allem von denjenigen verwendet, die dort nicht präsent sind. Manchmal habe ich aber den Eindruck, dass auch viele von denen, die im Social Web präsent sind, noch nach dem Push-Prinzip vorgehen und den Leuten ihre Informationen an den Kopf knallen. Sie verwenden diese Kommunikationskanäle wie ein Megafon, mit dem sie die Leute “anschreien”, um bei Oettings Metapher zu bleiben.
Das Megafon-Prinzip erkennt man, wenn auf die vielen Tweets oder Meldungen (je nachdem, wo man sich befindet) nie eine Rückmeldung erfolgt. Die Frage ist jetzt aber, ob es nicht auch zulässig ist, Facebook, Twitter, etc. als Megafon zu verwenden und gar keine Rückmeldung zu erwarten? Ich denke schon, z.B. bei Zeitungen, die via Twitter ihre neuen Beiträge ankündigen oder Jobportalen, die auf diesem Weg auf neue Jobangebote hinweisen.
Wie ist das aber im Kunst- und Kulturbereich? Was erwarten wir von Theatern, Museen oder anderen Kultureinrichtungen? Einfach nur Informationen oder mehr? Was meinen Sie?
Übrigens: ich glaube, die Gegenüberstellung von leerem Twitteraccount und vollem Spamordner hat funktioniert. ;-)
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