Kultureinrichtungen, die bloggen, twittern oder auf Facebook präsent sind, wurden vor einiger Zeit noch als Trendsetter betrachtet. Heute schallt ihnen eher ein “Du auch?” entgegen. Diese Entwicklung sehe ich eindeutig positiv, schließlich schreibe ich seit mehr als drei Jahren genau darüber und versuche aufzuzeigen, wo das Potenzial für den Kunst- und Kulturbereich liegt. Sinnvoll ist es auch, wenn Kulturbetriebe die verschiedenen Kommunikationskanäle miteinander verbinden und sich nicht scheuen, Foto- und Videoplattformen zu nutzen. Für mich ist diese erste Stufe der Vernetzung die Grundvoraussetzung für die Aktivitäten im Internet. Eigentlich kann man auch sagen, die verschiedenen Kanäle stellen die Infrastruktur dar, die ich dann für meine Aktivitäten nutze.
Um aktiv zu werden, benötige ich Content. In dieser Hinsicht sind Kultureinrichtungen privilegiert, haben sie davon doch jede Menge. Allerdings müssen die Inhalte entsprechend aufbereitet werden, um im Internet genutzt zu werden. Richtig aufbereitet, das heißt, die UserInnen können diese Inhalte im Idealfall teilen, bewerten und auf anderen Seiten einbetten, so das Grundprinzip des Web 2.0. Über eine Probe kann ich in einem Blogbeitrag berichten, ich kann Fotos machen oder ein Interview mit dem Regisseur führen und das im Video festhalten. Welche Inhalte werden zur Verfügung gestellt und wer macht das? Die Antworten auf solche Fragen lassen sich in Richtlinen festschreiben, die dann die Grundlage für die Social Media-Aktivitäten der Kultureinrichtung darstellen. Ist das geklärt, werde ich die verschiedenen Formate auf den jeweils “passenden” Kanälen platzieren. Es kommt zu einer Vernetzung auf der inhaltlichen Ebene, für mich die zweite Stufe der Vernetzung, denn letzten Endes geht es immer darum, über das jeweilige Format hinaus auf die Aktivitäten der Kultureinrichtung zu verweisen.
An diesem Punkt sind die meisten Kultureinrichtungen mit ihren Social Media-Aktivitäten angekommen. Ein Schritt fehlt aber noch. Wir sprechen immer von Kommunikation, bis jetzt haben wir aber nur Kanäle, die wir für die Kommunikation nutzen und Inhalte, über die wir kommunizieren können. Das wichtigste fehlt aber noch: die Personen, die nun miteinander kommunizieren bzw. interagieren sollen. Nicht immer muss es ein Gespräch sein, oft reicht es, wenn Videos weitergeleitet oder bewertet werden, Fotos getaggt oder auf Facebook der Like-Button angeklickt wird. Für mich ist das die dritte Stufe der Vernetzung und eigentlich die wichtigste.
Ich kann mir zwar die perfekte Infrastruktur schaffen und die Inhalte über die verschiedenen Kanäle streuen. Aber seine volle Wirkung entfaltet das Social Web erst, wenn diese Inhalte Ausgangspunkt für Interaktion und Kommunikation sind, wenn die Inhalte weitergegeben werden. Auf diese Weise kann eine Kultureinrichtung in Kontakt mit ihren Zielgruppen treten. Warum aber nicht die jeweilige Kunstsparte stärken und für eine entsprechende Präsenz sorgen? Ich vermisse in dieser Hinsicht die Vernetzung der Kultureinrichtungen untereinander. Warum kann ein Theater in seiner Blogroll nicht auf andere Theaterblogs verweisen? Warum gibt es keine blogübergreifende Diskussion zur finanziellen Situation der Kultureinrichtungen? Das Thema könnte eine Präsenz erreichen, die wahrscheinlich weit über die Wirkung einer einzelnen Presseaussendung gehen würde. Es gäbe nicht nur ein einzelnes Statement, sondern es gäbe viele Statements, ergänzt durch Kommentare der UserInnen.
Aber es muss ja nicht unbedingt gleich eine großangelegte Aktion sein. Man kann in dieser Hinsicht ganz klein beginnen, etwa in Form von Kommentaren. Kultureinrichtung A kommentiert bei B. Ich möchte nicht behaupten, dass es das gar nicht gibt, aber ich habe in der letzten Zeit sehr bewusst danach gesucht und kein einziges Beispiel gefunden. Nun können Sie die Frage stellen, was das bringen soll. Ganz einfach: Vernetzung, etwas, was Kulturbetriebe ganz dringend brauchen und in anderen Bereichen ja auch schon lange praktizieren. Warum also nicht auch hier?
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