Wenn mir der Produzent eines Produktes erzählt, dass ich es unbedingt kaufen muss, weil es sehr viel besser ist als die Angebote der Konkurrenz, wird er es schwer haben. Die meisten von uns schenken dieser Form von Werbung kaum noch Glauben, dementsprechend groß ist die Herausforderung, potenzielle Zielgruppen von der Qualität des Produktes zu überzeugen. Eine mögliche Alternative sind Empfehlungen, ein nicht unbedingt neuer Ansatz. Wenn mir in meiner Schulzeit eine Schallplatte gut gefallen hat oder der Film im Kino sehenswert war, dann habe ich am nächsten Morgen davon erzählt. Meine “Empfehlungen” kamen in diesem Fall halt nur bei meinen MitschülerInnen an.
Heute erreichen wir über die verschiedenen Netzwerke sehr viel mehr “Freunde” und das nicht erst am nächsten Morgen, sondern sofort, wenn wir wollen. Gefällt einem meiner Freunde, was ich empfehle, wird auch er eine Empfehlung aussprechen. Steigen Verbreitungsgrad und Geschwindigkeit, sprechen wir von viralem Marketing. Diese Form von Marketing kostet in der Regel weniger als das klassische Marketing, was die Sache natürlich interessant macht. Aber der Erfolg lässt sich nicht vorprogrammieren, was bedeutet: die Aktion kann auch in die Hose gehen.
Die Sache steht und fällt mit der Frage, ob die angesprochenen UserInnen es für Wert halten, die Werbebotschaft, in welcher Form auch immer, weiter zu verbreiten? Hilfreich wäre es aus Marketingsicht nur, wenn man Anreize schaffen könnte, um ein größere Verbreitung zu erreichen.
Eine Lösung verspricht Pay with a Tweet, das wie es auf der Website heißt, erste “social payment system”. Das Prinzip ist schnell erklärt:
“In today’s world the value of people talking about your product is sometimes higher than the money you would get for it. ‘Pay with a Tweet’ is the first social payment system, where people pay with the value of their social network.”
In der Grafik sieht dieses Modell so aus:
Das heißt in diesem Fall: wenn ich mein Netzwerk mit Hilfe eines Tweets über das Buch informiere, kann ich das Buch kostenlos downloaden.
Ein kleverer Ansatz, der versucht, mich und mein soziales Netzwerk zu instrumentalisieren. Als Gegenleistung erhalte ich in diesem Fall ein Buch und zwar in digitalem Format. Ob das PDF einmal oder tausend Mal heruntergeladen wird, spielt kostenmäßig keine Rolle, die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir das Buch, so es mir gefällt, nachträglich noch in der Printversion kaufe, ist nicht so gering.
Wer kann Pay with a Tweet nutzen? Vermutlich all diejenigen, die digitale Goodies zur Verfügung haben, mit denen sie ihr Produkt bewerben können. Über einen Artikel lassen sich beispielsweise Magazine bewerben, über ein einzelnes Kapitel ein Buch oder über einen Track ein ganzes Album. Das sind jetzt sehr banale Beispiele, unter Umständen können auch Theater, Museen oder Opernhäuser diese Form der Werbung nutzen, etwa indem sie mit Apps arbeiten? Ich denke, entscheidend für den Erfolg dieses Modells wird sein, wie kreativ die Ideen sind?
Die Frage ist nämlich, was meine Follower dazu sagen werden, wenn ich sie mit solche Nachrichten “belästige”? Das heißt, ich selbst muss mir die Frage stellen, ob mein Netzwerk wirklich von dieser Botschaft profitiert? Geht es nur darum, dass ich etwas kostenlos bekomme, kann der Schuss schnell nach hinten losgehen. Ich habe zwar dann, um beim Beispiel zu bleiben, die Möglichkeit, kostenlos ein Buch herunterzuladen. Wenn es blöd läuft, verliere ich dadurch aber das Vertrauen meines Netzwerks.
Natürlich sollte man sich über die Konsequenzen seines Handelns Gedanken machen, aber grundsätzlich finde ich die Idee sehr spannend. Wenn ich es richtig verstanden habe, steht der Launch von Pay with a Tweet erst bevor. Mal sehen, wann mir der erste “Werbetweet” begegnet.
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