Otto Scharmer: “Kapitalismus 3.0”


© Gerd Altmann; Photoopia

Über das Blog “Systemische Organisationsentwicklung” von Jochen Häussermann-Schuler bin ich auf einen sehr lesenswerten Artikel von Otto Scharmer gestoßen, der den Titel “Kapitalismus 3.0” trägt.

“Die Krise unserer Tage dreht sich nicht um einen Zusammenbruch des Finanzwesens oder der Ökonomie. Die wirkliche Krise betrifft einen geistigen Zusammenbruch – den Zusammenbruch des üblichen ökonomischen Denkens,”

beginnt Scharmer seinen Aufsatz und stellt in ihm als Lösungsansatz die “sieben Akupunkturpunkte des sozialen Organismus” vor, durch den sich der soziale Wandel bewerkstelligen lässt. In dem Artikeln spricht er von

  1. “neue(n) Formen der Koordination,”
  2. der “Schaffung von Eigentumsrechten für lebenswichtige Gemeingüter,”
  3. der “Schaffung von Grundeinkommen und Zugang zu Gesundheit, Bildung  und Unternehmerpotenzial,”
  4. der “Schaffung eines offenen und transparenten Geldwesens,”
  5. der “Schaffung von Open Source-Technologien für Gemeinschaftsinnovation,”
  6. der “Gründung einer Global Action Leadership School für die grüne Transformation” und
  7. “öffentliches Bewusstsein und Vertiefung der Demokratie.”

Unter dem letzten “Akupunkturpunkt” konstatiert Scharmer, dass unsere heutige Gesellschaft von drei Sektoren bestimmt wird, der Wirtschaft, dem Staat und der Zivilgesellschaft. In diesen drei Sektoren hat er unterschiedliche Formen von Kommunikation identifiziert:

“Erstens Kommunikation in Art von „Downloads“ (einseitig, manipulativ, wie etwa Propaganda im Bereich Politik oder Werbung im Bereich Wirtschaft), dann zweitens die Form der Debatte (zweiseitig, transaktional); dann drittens den Dialog (multilateral, reflektierend) und viertens schließlich die Form, die ich „presencing“ nenne (multilateral und transformierend).” (S. 19)

Während im “Kapitalismus 1.0”, wie Scharmer schreibt, die ersten beiden Kommunikationsformen anzutreffen seien, beinhalte der “Kapitalismus 2.0” auch noch die dritte Kommunikationsform, an deren Ende der Dialog stehe, der aber bisher

“zu wenig transformativem Handeln, wirklichen Durchbrüchen und kollektiven Innovationen geführt (hat).”

Daher würde sich das bisher noch nicht realisierte Modell 3.0 darauf konzentrieren müssen,

“neue Infrastrukturen gesellschaftlicher Erneuerung zu schaffen, die bereichsübergreifende Initiativen für grundlegende Innovationen und Wandel unterstützen”.

Ist das nicht genau das, was alle vom Web 2.0 fordern, nämlich den nächsten Schritt zu setzen? Über den Dialog hinaus, über das gemeinsame Gespräch zum gemeinsamen Handeln zu kommen?


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