Als Mario Schneider vor einigen Wochen sein “Twitter-Experiment” startete, fand ich seine Idee nicht so wirklich überzeugend, aber gut, jeder kann tun und lassen, was er will. Kurz gesagt folgte er auf Twitter drei Wochen lang niemandem und nur wer ihm trotzdem weiter folgte, in dieser Zeit ein paar Tweets verschickte und das in deutscher Sprache, dem folgte Mario Schneider wieder.
Warum ich solche Aktionen für höchst unsinnig halte, habe ich bereits in einem eigenen Blogpost (Twitterexperiment oder Marketingcoup?) ausführlich begründet. So, nun kommt also der nächste und startet ein Twitter-Experiment:
“Ich habe aktuell bei Twitter über 10.000 deutschsprachige Follower und folge selber etwa genauso vielen bei Twitter. Der Aufbau dieser großen Followerzahl hat eine Menge Arbeit gemacht und bringt auch einiges an Traffic in diesen Blog. Trotzdem habe ich zunehmend den Eindruck, dass meine Tweets nicht ausreichend von Menschen aus meiner Zielgruppe wahrgenommen werden,”
schreibt Jürgen Schnick auf seinem Blog. Das klingt jetzt etwas wehleidig für jemanden, der sich in seinem Twitter-Profil als Internet Marketer bezeichnet. Von sich selbst zu behaupten, wie wichtig einem der Kontakt zu denen sei, die sich für seine (!) Themen interessieren und anderen vorwerfen, sie würden Twitter als Werbeschleuder missverstehen, das finde ich sehr gewagt.
“Am Anfang war es wirklich so, dass mir die Tweets meiner Follower wertvolle Informationen, Linktipps und interessante Neuigkeiten rund um mein Thema, das Bloggen, gebracht haben. Heute beschränkt sich das auf einige wenige Direkt-Nachrichten, den ganzen Rest mit mehreren Hundert Nachrichten pro Tag schaue ich mir kaum noch an.”
Sehr geehrter Herr Schnick, das klingt nicht nur ziemlich überheblich, sondern darüber hinaus auch ein klein wenig unverschämt. Einerseits vermissen Sie in den Tweets Ihrer Follower die Qualität, andererseits beschweren Sie sich über die fehlende Wertschätzung, was impliziert, dass bei Ihnen die Qualität noch stimmt. Und weil Ihnen Qualität so wichtig ist, stellen Sie Ihren Followern auch gleich die Rute ins Fenster, damit sie darauf hoffen dürfen, wieder von Ihnen verfolgt zu werden (nur verfolgt, nicht gelesen, denn Sie lesen die Tweets ja gar nicht). Sie folgen nur denen, die Ihnen in den vier Wochen die Treue halten. Darüber hinaus schreiben Sie:
“Ebenso folge ich dann in vier Wochen nur denen zurück, die in den Letzten vier Wochen mindestens zwei Tweets gepostet haben. So möchte ich erreichen, dass meine Follower interessiert und aktiv sind. Ich denke alles das zusammen sind die bestenVoraussetzung für eine gute Beziehung zu meinenFollowern.”
Lauter Qualitätskriterien, meine Hochachtung. Und noch etwas stört mich: es gibt recht hilfreiche Programme, die einem zeigen, wie das in der Vergangenheit war mit follow, unfollow, konkret, wie oft Sie mir gefolgt sind, bzw. es dann wieder haben bleiben lassen. Auffällig ist, dass Sie genau einen Tag warten, ob Ihnen jemand zurückfolgt (was ich unter anderem am 22. 12.2009 nicht getan habe). Andernfalls verabschieden Sie sich auch sofort wieder. Ich dachte, es geht Ihnen um Qualität? Da spielt es doch gar keine Rolle, ob der andere Ihnen folgt, oder?
Ihre Vorgehensweise erinnert mich etwas an die LehrerInnen meiner Schulzeit. Dass solche Methoden heute noch im Marketing funktionieren, erstaunt mich, aber man lernt ja nie aus. So, nun wünsche ich Ihnen weiter viel Spaß mit Ihrem Twitter-Experiment. Ich folge Ihnen übrigens nicht mehr, weil ich keine Lust habe, mir von Ihnen fehlende Qualität vorwerfen zu lassen und Hausaufgaben machen mag ich auch nicht. Hat mich sehr gefreut…
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