© Gerd Altmann; Photoopia
Um eine spannende und wohle viele bewegende Frage geht es in der 18. Runde der NPO-Blogparade, die von Joerg Eisfeld-Reschke, einem der Macher der Plattform Fundraising 2.0 gehostet wird:
“Wie kann es gelingen, dass sich Freunde, Fans und Follower für uns auszahlen?”
fragt er in seinem Aufruf zur Teilnahme, dem bis jetzt erstaunlicherweise noch nicht sehr viele gefolgt sind. Denn eigentlich müsste dieses Thema doch allen unter den Fingern brennen, schließlich stellen sich alle, die das Thema Social Media nicht nur zum Zeitvertreib angehen, genau diese Frage.
“(W)ie können diese Unterstützer für eine Organisation, eine Einrichtung oder Initiative erfahrbar Nutzen stiften?
“Auszahlen”, das klingt im ersten Moment nach Geld. Das heißt, ich könnte eigentlich auch fragen, ob sich meine Investitionen in Sachen Social Media auszahlen und wenn ja, bis wann? Würde man diese Frage auf die Deutsche Bahn münzen, dann ließe sie sich wahrscheinlich recht genau beantworten. Das Chefticket gabe es via Facebook und das nur eine begrenzte Zeit und ich vermute, in dieser Zeit konnte das gesamte Ticketkontingent auch verkauft werden. Die Antwort auf die Frage, wie es gelingen kann, dass sich die Freunde, Fans und Follower auszahlen, müsste lauten: verkaufe ein knappes Gut, nämlich billige Tickets. Das ganze Trara drumherum kann man rückblickend vergessen, die Aktion hat sich für die Bahn ausgezahlt.
Aber es handelt sich ja um eine Frage im Rahmen der NPO-Blogparade und als NPO kann man die Bahn nun nicht bezeichnen. Beziehen wir die Frage auf Nonprofit-Organisationen, dann ist es nicht ganz so leicht darauf zu antworten, denn die haben meist kein knappes Gut, um das sich die Menschen reissen. Es ist eher umgekehrt, das knappe Gut sind die UnterstützerInnnen.
Gehen wir aber mal davon aus, dass wir irgendeine Nonprofit-Organisation vor uns haben, die auf der Suche nach Unterstützung ist, entweder in Form von Geld oder in Form von ehrenamtlicher Mitarbeit. Wer oder was kann beeinflussen, dass aus den Freunden, Fans oder Followern diejenigen werden, die Geld oder Mitarbeit zur Verfügung stellen?
Erstens geht es wahrscheinlich darum, worin die Leistung besteht und wie hoch die Kosten sind, um als UnterstützerIn diese Leistung zu erbringen. Arbeite ich gerne mit oder fällt es mir leicht, eine bestimmte Geldsumme zu erübrigen und zu transferieren, dann ist die Hürde relativ gering, vermute ich. Dafür muss vorausgesetzt werden, dass ich mich mit der Sache identifizieren kann, das sie mir wichtig ist. Je wichtiger sie mir ist, desto unwichtiger darf für mich derjenige sein, der diese Leistung anbietet.
Womit wir bei Punkt zwei sind, nämlich dem Umkehrschluss aus dem letzten Satz, der dann lautet: je wichtiger mir der Leistungserbringer ist, desto geringer kann der Grad der Identifizierung mit der Sache sein. Gerald Czech bringt in seinem Beitrag zur Blogparade mit dem Team Österreich ein recht schönes Beispiel. Auf der einen Seite ist dieses von Rotem Kreuz und Ö3 initiierte Projekt in der Sache toll, was wahrscheinlich viele dazu bewogen hat, mitzumachen. Auf der anderen Seite übt aber auch die Aussicht, Teil einer Community zu sein, in der ich eine enge Verbindung mit Rotem Kreuz und Ö3 eingehen kann, eine erhebliche Anziehungskraft aus. Für letztere ist es vielleicht gar nicht so wichtig, um was es konkret geht, für sie ist es schon toll, dabei sein zu dürfen.
Das heißt, wer möchte, dass sich seine Freunde, Fans oder Follower auszahlen, der muss einige Punkte beachten:
- die Reputation der Institution, von der die Initiative ausgeht, muss möglichst groß sein.
- die Sache, um die es geht, muss für die UnterstützerInnen einen möglichst hohen Wert besitzen (monetär oder ideell).
- das Angebot, sich einzubringen, in welcher Form auch immer, muss möglichst niederschwellig sein, damit die UnterstützerInnen in möglichst großer Zahl darauf eingehen.
Eigentlich ist es dabei egal, ob es sich um monetäre oder sonst eine Form der Unterstützung handelt, wichtig ist, dass es gelingt, mindest einen der drei Regler hoch genug zu drehen. Was bedeutet das im Kontext von Social Media? Eigentlich nicht viel. Reputation erwerbe ich mir auch im Social Web nicht von heute auf morgen, d.h. es dauert, bis man die ersten erfolgversprechenden Aktionen starten kann. Die Sache, um die es geht, wird meist außerhalb des Social Web liegen, egal ob es die Spendenaktion für Pakistan oder ein Museum ist.
Bleibt noch die Niederschwelligkeit, hier steckt wahrscheinlich das größte Potenzial von Social Media, denn über die verschiedenen Kanäle komme ich (fast) so nah an die UnterstützerInnen heran wie im richtigen Leben und das im Idealfall in weit größerer Zahl. Der Unterschied liegt daher für mich nicht so sehr in der Nähe zu den UnterstützerInnen, sondern in der Zahl derer, die ich auf diese Weise erreichen kann. Passen alle diese Punkte zusammen, dann rechnen sich meine Freunde, Fans und Follower sehr wohl, egal ob im NPO- oder im Kunst- und Kulturbereich.
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