In meinem gestrigen Blogpost hatte ich Sie gefragt, wo Sie im Web Ihre Kulturveranstaltungen ankündigen. Das Ergebnis ähnelt dem des NRW-Forums, das in seiner Montagsfrage auf Facebook von den Usern wissen wollte, wo sie sich informieren. Auf den ersten drei Plätzen rangieren hier wie dort die eigene Website, Facebook und Veranstaltungsportale.
Vorweg: natürlich gibt es da noch die Offline-Welt mit Plakaten, Flyern, Einladungen und ähnlichen Instrumenten. Frank Koebsch hat darauf in seinem Kommentar aufmerksam gemacht und auf eine von freikarte.at durchgeführte Umfrage verwiesen, die belegt, wie wichtig diese Kommunikationskanäle nach wie vor sind.
Zurück zu den digitalen Medien: meine Umfrage ist selbstverständlich nicht repräsentativ, aber ich denke, das Ergebnis zeigt wie das des NRW-Forums, welche Kanäle am ehesten für die Ankündigung von Kulturveranstaltungen in Frage kommen. Alle diese Kanäle müssen sich aber darauf einstellen, Norbert Hayduk hat es in seinem Kommentar angesprochen, dass sie vermehrt mobil abgerufen werden. Klar ist ebenso, dass es, wie Tino Paul in seinem Kommentar festhält, kein Patentrezept gibt.
Von den drei am häufigsten genannten Kanälen ist zur eigenen Website am wenigsten zu sagen. Für mich ist es selbstverständlich, eigene Veranstaltungen dort anzukündigen, egal ob es sich um eine klassische Website oder um ein Weblog handelt. Natürlich sind immer mehr Internetuser auf Facebook zu finden, aber alleine die Tatsache, dass es dann auf diese Weise schon mal zwei Plätze gibt, über die man entdeckt werden kann, spricht für sich. Berücksichtigt man außerdem noch die Gefahr, dass der eigene Facebook-Auftritt – aus welchen Gründen auch immer – plötzlich verschwunden sein kann (siehe dieses Beispiel), dann handelt, wer auf den eigenen Webauftritt verzichtet, eigentlich fahrlässig.
Trotz dieser Gefahr wird aber – und sollte auch – niemand auf die Ankündigung via Facebook verzichten. Schließlich sind dort 600 Mio. UserInnen zu finden. In Verbindung mit einer Vielzahl von Kultureinrichtungen, die ihre Veranstaltungen dort kommunizieren, sehe ich aber eine andere Gefahr, die übrigens auch auf Netzwerken wie Xing, LinkedIn, etc. droht, nämlich die Überflutung mit Einladungen. Bei mir ist diese Zahl mittlerweile so groß, dass sie mich nur selten wirklich erreichen, sprich, ich nehme sie ganz bewusst wahr. Meist geschieht das übrigens, wenn ich die Facebook-Alerts, die bei mir in einem eigenen Mailordner landen, vor dem Löschen noch einmal durchsehe.
Ich weiß, dass es hierzu viele verschiedene Ansichten gibt, aber nachdem ich eher genervt bin von dieser Art der Einladung bzw. Ankündigung, möchte ich das anderen nicht unbedingt antun und habe mich für eine in meinen Augen weniger aufdringliche Variante entschieden: ich lege das Event an und weise dann in meinen Einträgen auf der Wall darauf hin. Vielleicht nicht nur einmal, sondern auch zwei- oder dreimal, aber das muss dann auch reichen.
Mir hat mal jemand darauf geantwortet: “ja, aber Du bist ja auch bekannt und wirst gelesen.” Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich mit meinen knapp 700 Kontakten sicher eine kleine Nummer auf Facebook bin, aber vielleicht ist die Tatsache, dass ich keine Einladungen verschicke, mit ein Grund für die “Bekanntheit”. ;-)
Bleibt noch der letzte der drei am häufigsten genannten Kanäle, das oder besser die Veranstaltungsportale. Es gibt nämlich jede Menge davon und das ist dann auch das Problem. Veranstaltungsportale lagen bei der Umfrage des NRW-Forums an zweiter Stelle, bei mir an dritter. Im ersten Fall wurden die (potenziellen) BesucherInnen der Veranstaltungen befragt, bei mir die Veranstalter selbst. Ich wage jetzt nicht, aus dieser (knapp) unterschiedlichen Bewertung heraus den Schluss zu ziehen, dass das Publikum solche Portale lieber mag als die Veranstalter, könnte mir das aber durchaus vorstellen.
Warum? Als UserIn stehen mir unzählige Portale zur Verfügung und mit der entsprechenden Geduld ausgestattet habe ich gute Chancen, im Laufe der Zeit “mein” Portal zu finden, das meinen Bedürfnissen am ehesten entspricht und die Inhalte so aufbereitet, dass ich sie auch gerne wahrnehme, sprich lese. Verschiedene Web2.0-Tools lassen dann Communitys entstehen, in denen man sich untereinander auf “gute” und/oder “schlechte” Veranstaltungen aufmerksam macht.
Auf der anderen Seite haben wir die Veranstalter, für die der Aufwand, sämtliche Portale mit ihren Veranstaltungshinweisen zu füllen, ein Horror ist. Frank Koebsch hat nicht ohne Grund vom Wunsch nach einem Veranstaltungskalender gesprochen, da er für eine Ausstellung 22 Kalender und 10 Presseportale befüllen musste. Und wahrscheinlich hätte es noch ein paar mehr gegeben. Diese Situation wirkt abschreckend und führt dazu, dass viele Veranstaltungen in solchen Kalendern dann gar nicht zu finden sind, obwohl die UserInnen sich dort sehr wohl ihre Informationen holen.
Der Ruf nach dem einen Veranstaltungskalender ist verständlich, aber es wird ihn nie geben. Eine Lösung des Problems könnte das semantische Web bringen, indem es das Datenmaterial neu strukturiert. Derzeit besteht so ein Veranstaltungskalender aus einer Datenbank, in die die Informationen über eine Veranstaltung eingegeben werden müssen, um verfügbar zu sein. Da jeder Veranstaltungskalender seine eigenen Datenbank hat, müssen die Daten in jede Datenbank eingegeben werden, was mühsam ist.
Für den Begründer des WWW, Tim Berners-Lee, stellt das Semantic Web eine Erweiterung des Web dar, das sich durch die Maschinenlesbarkeit der Daten auszeichnet. Während ich bis jetzt als UserIn nur die Veranstaltungen finden kann, die in dem von mir benutzten Kalender eingegeben worden sind, überwinden semantische Technologien diese Grenze und bieten mir komfortable Suchmöglichkeiten. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Veranstalter ihre Events in einer maschineninterpretierbaren Form zur Verfügung stellen, damit die Suchmaschine sie auch finden und erfassen kann.
Wichtig zu wissen: die Informationen liegen auf den Servern der Veranstalter und nicht mehr in vielen verschiedenen Datenbanken. Das heißt: sie müssen nur einmal eingegeben werden und können dann mit Hilfe semantischer Tools gefunden werden.
Veranstaltungsportale würden dann wie ein Suchportal funktionieren, das nach bestimmten Kriterien Veranstaltungshinweise einsammelt und seinen UserInnen zur Verfügung stellt. Tino Paul hat in seinem Artikel “Ausstellungen und Veranstaltungen eintragen – aber wo?” auf artinfo24.com darauf hingewiesen, dass Kunstinteressierte bei ihrer Suche nach bestimmten Kriterien vorgehen. Während es derzeit noch die Portale sind, die anhand von ausgesuchten Kriterien Informationen zur Verfügung stellen, würden semantische Technologien strenggenommen solche Portale überflüssig machen. Es würde eine Art Meta-Suchmaschine “genügen”, die es mir als UserIn erlaubt, die Kriterien selbst einzustellen und so ein für mich maßgescheidertes Angebot zu erhalten.
Nach klar definierten Kriterien zu suchen heißt aber auch, dass keine Überraschungen im Sinne von Neu mehr möglich sind, weil ich ja durch meine Kriterien die Auswahl einschränke. Hier würde dann wieder die Stunde der digitalen Kuratoren schlagen, die sich aus der Menge an Angeboten einige herauspicken und sie den UserInnen empfehlen. Ob das dann in einem Blog oder auf einem Veranstaltungsportal passiert, ist eigentlich egal.
Ob diese Entwicklung den potenziellen BesucherInnen etwas bringt, glaube ich schon. Sicher bin ich mir aber, was die Veranstalter angeht. Die müssten nämlich ihre Daten nur noch einmal eingeben. So weit entfernt sind wir von dieser Entwicklung übrigens gar nicht mehr.
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