“energon_006“; By iliveisl (CC-Lizenz)
Wer heute einen Film oder Musik verkaufen möchte, hat es schwer, denn die oft verteufelte Gratismentalität, die im Internet Einzug gehalten hat, verhindert es, angemessene Preise durchzusetzen. Stattdessen werden Filme, Musik, aber auch ganze Bücher kostenlos von irgendwelchen Webseiten oder Servern heruntergeladen, oftmals illegal. Der Markt gehe kaputt, Kunst lasse sich nicht mehr verkaufen, KünstlerInnen können von ihrer Kunst nicht mehr leben, so das Schreckensszenario, das dabei gerne an die Wand gemalt wird.
Aber was wird da eigentlich verkauft? Ein Buch? Ein Film? Musik? Ross Pruden ist da ganzer Meinung. Verkauft werden Erfahrungen, Erlebnisse, schreibt er in seinem aus dem letzten Jahr stammenden Blogpost “An Ode Before Dying“:
“You sell an experience, something communicated, something elusive and ephemeral. Something mystical and transformative and inspiring.”
Wenn sich früher Bücher, Filme, etc. (erfolgreich) verkaufen ließen, dann lag das, so Pruden, daran, dass das Erfahren von Kunst so eng an das jeweilige Produkt gekoppelt war. Das Internet hat diese Verbindung zerstört, wir können heute Musik hören, ohne die CD zu kaufen und wir können Bücher lesen, ohne das Buch zu kaufen. Wer weiter daran festhält, Produkte zu verkaufen, hat nach Pruden schon verloren.
Was aber haben KünstlerInnen, was haben die Kreativen zu verkaufen? Pruden fallen dazu folgende Punkte ein:
“They sell the experience.
They sell access to themselves.
They sell uniqueness.
They sell convenience.
They sell membership.
They sell customization.
They sell exclusivity.
They sell benefits.
They sell patronage.
They sell magic.
They sell the experience.”
Oder anders gesagt: die Kunden kaufen etwas, was sie für kurze Zeit an einen anderen Ort “entführt”. Heute wissen wir, erklärt Pruden, dass es schon immer die “immateriellen Werte” gewesen sind, die das Wesen der Kunst ausgemacht haben:
“The key to the Digital Age is to recognize that many existing products already embed intangibles, which is why those products are still being bought.”
Überleben werden nur die, die unterscheiden können zwischen dem Produkt und der “experience”, ist sich Pruden sicher:
“The rest will whine and commiserate as they slowly fade into obscurity.”
Denkt man das, was Pruden hier Anfang 2010 formuliert hat, weiter, dann kommt man an einen Punkt, wo man zum Beispiel das Urheberrecht eigentlich gar nicht mehr ändern muss, denn es wird, so es nicht um den Verkauf von Produkten, sondern um den Verkauf von Erfahrungen geht, einfach obsolet. Diese Erfahrungen sind immateriell und dafür sind wir zu zahlen bereit, nicht für den Produktmantel. Und all diejenigen, die sich an diesen Produkten festklammern, werden früher oder später verschwinden, weil sie niemand mehr braucht. Das bedeutet vermutlich das Aus für ganze Branchen, so sie nicht begreifen, dass ihre Produkte immer wertloser werden, je offensichtlicher die Trennung von Produkt und Erfahrung wird.
Nicht ohne Grund hat Ross Pruden sein Blogpost überschrieben: “An ode before dying.”
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