Crowdfunding boomt derzeit, nicht nur im Kunst- und Kulturbereich. Fast jede Woche geht eine neue Plattform online und nachdem die Konkurrenz immer größer wird, versuchen deren BetreiberInnen, sich auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren.
Warum dieser Boom? In Projekte zu investieren, als UnterstützerIn etwas zurückzubekommen, das klingt viel besser als Geld zu spenden, obwohl sich rein technisch gesehen für die UnterstützerIn/SpenderIn eigentlich nicht viel geändert hat. Man überweist Geld, was mittlerweile innerhalb kürzester Zeit und dank einiger weniger Mausklicks schnell erledigt ist und bekommt dafür eine Gegenleistung versprochen. Entsteht im Rahmen des Projektes ein digitales Produkt, bekommt man das als Unterstützer meist zur Verfügung gestellt (z.B. Film oder Musik). Gibt es diese digitalen Produkte nicht, sind es eher ideelle Gegenleistungen, die mir in Aussicht gestellt werden.
Mehr als 10.000 erfolgreiche Projekte auf Kickstarter
Crowdfunding ist also sexy. Hinzu kommt, dass über die klassischen Finanzierungswege immer weniger Geld fließt, d.h. Crowdfunding wird immer häufiger als Alternative zum Förderantrag gesehen. Und noch ein Aspekt darf nicht vernachlässigt werden. Die Wahrscheinlichkeit, auf diesem Weg das eigene Projekt finanziert zu bekommen, ist gar nicht so gering. Die amerikanische Crowdfunding-Plattform Kickstarter hat erst gestern stolz verkündet, dass mittlerweile 10.000 Projekte über die Plattform finanziert werden konnten. Die Erfolgsrate liegt bei 44%, ein Wert, der bei der klassischen Kulturförderung vermutlich nicht erreicht wird. Dementsprechend stark ist das Interesse, was auch dieser Zahlenvergleich deutlich macht: 1.044 schafften es im ersten Jahr von Kickstarter, das benötigte Geld einzusammeln. Mittlerweile reicht ein Monat dafür, um diese Zahl an Projekten zu finanzieren, heißt es im Beitrag auf dem Kickstarterblog.
Ohne ein großer Prophet sein zu wollen: so großartig das derzeit alles aussieht. Irgendwann demnächst wird das Verhältnis von Angebot und Nachfrage etwas ungünstiger ausfallen und so lohnt es sich schon jetzt zu überlegen, was denn die Erfolgsfaktoren für Crowdfunding-Projekte sind?
Crowdfunding: Es kommt auf die Qualität an
Nicht ganz unwichtig ist vermutlich die Qualität des Vorhabens, wobei der Begriff der Qualität hier mit Vorsicht zu genießen ist. Vielleicht sagen wir besser: gut ist, was gefällt, denn das ist, so denke ich, der entscheidende Grund, wenn Sie oder ich unsere Geldbörse zücken und Geld überweisen. Nachdem das Kunstwerk ja erst entstehen soll, müssen wir denen, die sich und ihr Vorhaben auf einer der Crowdfunding-Plattformen vorstellen, auch vertrauen. Große Dinge anzukündigen ist die eine Geschichte, den daraus resultierenden Erwartungen dann auch zu entsprechen, die andere. Ob wir das jemandem zutrauen, hängt von der Reputation ab. Große Namen haben da eindeutig einen Vorteil, Beispiele wie Eminem, Marillion oder auch die Einstürzenden Neubauten haben das gezeigt.
Bekannte Namen haben in der Regel viele Fans, die sie für solche Zwecke auch mobilisieren können. So etwas wie eine Community existiert also in der Regel bereits, während die Newcomer weder über die Reputation noch über große Fanscharen verfügen. Hier kommt dann meist das Thema Social Media ins Spiel, denn dank Facebook & Co haben heute auch unbekanntere KünstlerInnen eine realistische Chance, wahrgenommen zu werden und bei Crowdfunding-Projekten entsprechend mobilisieren zu können.
Das Pitch-Video als Erfolgsfaktor
Wie schaffe ich es, meine Fans bzw. die BesucherInnen der Crowdfunding-Plattform dazu zu bringen, in mich zu investieren? Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage, wie ich mich und mein Projekt auf der Plattform präsentiere? Nicht nur die ExpertInnen empfehlen, auf ein sogenanntes Pitch-Video zu setzen, auch die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Anna Theil verweist in ihrem Beitrag auf dem Startnextblog “Crowdfunding-Projekte mit Pitch-Videos sind deutlich erfolgreicher” auf Slava Rubin, Mitbegründerin der amerikanischen Crowdfunding-Plattform IndieGoGo, die herausgefunden hat:
“crowdfunding pitches with video content raise 112% more than pitches without videos.”
Ähnlich sieht es auf Startnext aus. Von den bisher 39 erfolgreich finanzierten Projekten hatten 25 ein Video auf ihrer Präsentationsseite. Bleibt die schwierige Frage, wie so ein Video denn aussehen muss? Meist wird ausführlich auf das Projekt eingegangen und erklärt, warum man das Vorhaben realisieren möchte und wie man dabei vorgeht. Aber das ist nur ein Teil des Erfolgsrezeptes. Mindestens ebenso wichtig, wenn nicht noch wichtiger, ist es, die Leidenschaft, die einen antreibt, rüberzubringen, das “ich will”. Das hat weniger mit der Qualität des Videos als vielmehr mit Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit zu tun. Dementsprechend schwer lässt sich das auch beschreiben. Am besten, Sie schauen sich das folgende Pitch-Video von Klara Harden an (noch so ein Vorteil eines Videos, es lässt sich weiterverbreiten), mit dem sie aktuell ihr Projekt “The Story of a Shipwrecked Rambler” auf Startnext bewirbt. Mich hat sie damit auf alle Fälle überzeugt:
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