Ich muss gestehen, die Frage, warum ich neben Facebook nun auch noch auf Google+ aktiv werden soll, konnte ich bis jetzt nicht wirklich beantworten. Die große Zahl derer, die ihre Inhalte synchron über Facebook, Twitter und eben Google+ verteilen, hat mich eher davon abgehalten, nun auch Google+ zu bespielen. Was wäre der Unterschied gewesen zu den anderen Kanälen? So war ich auch nur mäßig begeistert, als Google mit dem Angebot für Unternehmen startete. Zwar war ich schnell von vielen Unternehmen eingekreist, darunter auch Kultureinrichtungen, aber ein Unterschied zu ihren Aktivitäten auf Facebook war nicht festzustellen.
Nun bin ich dank Martin Koser in der Huffington Post auf einen Artikel von Bianca Bosker gestoßen, der sich mit Google+ beschäftigt und zu einem ganz interessanten Ergebnis kommt: “It’s What You Know, Not Who You Know” lautet die Überschrift, die das Ergebnis gleich vorwegnimmt. Während wir auf Facebook unser Revier abzugrenzen versuchen und meist nur mit unseren Freunden und Fans kommunizieren, beschreiben viele UserInnen Google+ als einen Platz, wo sie neue “Freunde” kennen lernen.
“Google+ is more about sharing ideas and content,”
zitiert Bosker einen User, der weiter meint:
“Facebook is a way to interact with friends and family. Google+ is a way of finding fascinating content I’m interested in very, very, easily, that I wouldn’t even have thought to go looking for.”
Nun gibt es natürlich sehr viele Menschen, die behaupten, Google+ funktioniere wie Facebook und sei deshalb langweilig, aber die Statements in dem Artikel sind schon einen Gedanken wert. Wir können jetzt darüber streiten, ob Google wirklich darauf hingearbeitet hat, hier statt der Vernetzung von Personen die Vernetzung auf der inhaltlichen Ebene in den Vordergrund zu stellen. Irgendetwas muss aber daran sein, denn ich habe zum Beispiel statt einer klassischen Google Page für mein Unternehmen eine Seite erstellt, die sich Projekt Kulturmanagement 2020 nennt und damit thematisch ausgerichtet ist. Auch wenn sich die Zahl der Beiträge noch in Grenzen hält, mir ging und geht es um die Inhalte und nicht so sehr um viele (neue) Kontakte.
Bosker arbeitet in ihrem Artikel heraus, dass das bei vielen der mittlerweile etwa 40 Mio. Google+ UserInnen der Grund ist, diese Plattform zu nutzen, verschweigt aber auch nicht, dass sich derzeit vor allem die Early Adopter dort aufhalten. Es kann also durchaus sein, dass die Welt auf Google+ in ein paar Monaten ganz anders aussieht.
Was bedeutet das nun für den Kunst- und Kulturbereich? Mein alter Vorwurf lautet, dass Kulturbetriebe bei ihren Social-Media-Aktivitäten die Bewerbung der eigenen Aktivitäten zu stark in den Vordergrund stellen und dabei die Inhalte beziehungsweise die Gespräche darüber vergessen. Nur über die Inhalte lassen sich Themenfelder besetzen und nur auf diese Weise gelingt es, erstens als Experte in diesem Bereich wahrgenommen und zweitens in den Suchmaschinen gefunden zu werden.
Wenn Google+ wirklich die Vernetzung auf der inhaltlichen Ebene unterstützt, dann ist Google+ genau die richtige Plattform für Kultureinrichtungen. Hier können Ausstellungsinhalte kommuniziert werden und die entsprechenden Expertenkreise gebildet werden. Mit Hilfe der Hangouts kann dann der nächste Schritt gemacht und der persönliche Kontakt hergestellt werden.
Nun werden Sie vielleicht einwenden, dass sich auf Google+ derzeit vor allem die Social-Media-ExpertInnen tummeln und Kulturinteressierte mit der Lupe gesucht werden müssen. Schaut man sich an, wie viele UserInnen Kultureinrichtungen in ihren “Circles” haben, dann sieht man gleich, dass Facebook da noch die Nase vorne hat. Insofern sind Aktivitäten auf Google+ eine Investition in die Zukunft. Ob die dann so aussieht, wie wir uns das vorstellen, wissen wir nicht, aber wie heißt es so schön: no risk, no fun. Dafür gehören Sie dann aber auch zu den ersten und können vorne dabei sein, wenn der Funke überspringt. Mich werden Sie deshalb zukünftig öfter auf Google+ sehen bzw. lesen können.
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