Jetzt ist die Crowd gefragt: die FarFromHomePage-Gründer Janosch Asen und Manuel Scheidegger im Interview

Creative Browsing, so nannten Janosch Asen und Manuel Scheidegger auf der stART11 das, was man mit ihrer neuen Plattform FarFromHomePage machen konnte. Dort haben die UserInnen die Möglichkeit, beliebige Web-Inhalte neu zusammenstellen, kreativ inszenieren und mit anderen teilen. Zwar besitzt das Tool in meinen Augen großes Potenzial und könnte uns von den Powerpoint-Folien erlösen. Aber der Durchbruch ist den beiden Gründern bis jetzt versagt geblieben. Um ihre Plattform weiter entwickeln zu können, brauchen sie Geld. Geld, das sie aber nicht haben, weshalb sie gestern eine Crowdfunding-Kampagne gestartet haben. $85.000 sollen in den nächsten 45 Tagen auf der Crowdfundingplattform Indiegogo zusammen kommen, der erste Tag verlief vielversprechend.

Mich interessiert, wie es mit Farfromhomepage weitergehen wird und warum sie sich für eine Kampagne auf der amerikanischen Crowdfundingplattform Indiegogo entschieden haben. Diese und andere Fragen habe ich Janosch und Manuel, den beiden Gründern der Berliner Startups, gestellt. Hier sind ihre Antworten:

Kulturmanagement Blog: Hallo Janosch und Manuel! Auf der stART11 habt Ihr Eure Plattform zum ersten Mal vorgestellt und ein recht gutes Feedback erhalten. Den Durchbruch habt Ihr damit aber nicht geschafft. Was sind die Gründe dafür?

Janosch Asen & Manuel Scheidegger: Unerfahrenheit. Wir haben mit vollem Elan und wenig Mitteln einen Prototypen entwickelt und den dann bald veröffentlicht. Die Idee hat sehr viele Leute begeistert, aber der Prototyp war noch zu fehlerhaft und ungemütlich, dass die Leute wirklich damit arbeiten konnten. Es gab also kein bleibendes Interesse. Investoren wiederum wollten genau das sehen. Wir waren in der Zwickmühle: Wir brauchten Geld, um den Prototypen fertig zu machen, das die Investoren uns nicht geben wollten, weil sie ein fertiges Produkt sehen wollten. Ein Teufelskreis. Heute haben wir gelernt: Starte immer mit einer ganz einfachen Version, mach ein tolles Video, sprich mit vielen Leuten. Anderseits ist die FarFromHomePage-Story halt auch unsere, die zu uns passt: Zwei Kulturmenschen landen in einem eigenen Startup; klar dass die Theaterprojektenergie da teilweise verpufft, aber anderseits vielleicht auch gerade nötig war für diese Idee.

Kulturmanagement Blog: Was plant Ihr, um FarFromHomePage zur nächsten Killerapp für Storytelling im Web zu machen? Entwickelt Ihr noch weiter oder geht es vor allem darum, Marketing und Vertrieb zu verbessern?

Janosch Asen & Manuel  Scheidegger: Wir sammeln jetzt genau die Summe, die es uns erlaubt, das Tool fehlerfrei, komfortabel und schön zu bauen. Stell Dir vor, man kann im Tool Inhalte suchen, direkt reinziehen und damit in wenigen Klicks einen Web-Cut machen. Das ist unser Ziel und wir sind davon überzeugt, dass viele Leute das brauchen können und wollen.

Kulturmanagement Blog: Dafür benötigt Ihr mit $85.000 eine ganz ordentliche Summe Geld. In einer Mail habt Ihr mir geschrieben, dass die Gespräche mit Investoren gut verlaufen sind. Geld haben sie Euch aber anscheinend keines gegeben, sonst würde es jetzt keine Crowdfunding-Kampagne geben, oder?

Janosch Asen & Manuel  Scheidegger: Investoren in Deutschland scheinen eher vorsichtig zu sein. Ihr Feedback ist durch die Bank weg super: Vielfach wurde das Tool als „disruptive game changer“ bezeichnet. Sie sehen sehr wohl das Potenzial. Aber im Vergleich zu einer gut kalkulierbaren E-Commerce Plattform sehen sie bei einem neuen Tool die Gefahr, dass sich ein schwer einschätzbarer Markt entwickelt oder sogar erst entwickeln muss. Möglicherweise ist das Klima da in den Staaten etwas anders, da der Markt schon von sich aus viele potentielle User hergibt und Investoren es einfach gewohnt sind, mehr zu riskieren. Sie haben dort aber auch ganz andere Bedingungen, was Geld und Frühphasenförderung angeht. Silicon Valley und die Unis sind voller Inkubatoren. In Deutschland wird das immer besser. Aber zwischen staatlichen Inkubatoren und Seed Funding klafft eine Lücke, die man nur füllen kann, wenn man selbst rund 200.000 Euro hat.

Kulturmanagement Blog: Was erwartet Ihr Euch von der Kampagne und warum habt Ihr Euch für die amerikanische Crowdfunding-Plattform Indiegogo entschieden? Worin liegen die Vorteile gegenüber den deutschen Plattformen?

Janosch Asen & Manuel  Scheidegger: Eine Idee wie Creative Browsing braucht eine Menge User, um anzukommen. In den USA gibt es viele User, die sich mit avancierten Diensten aktiv auseinandersetzen. Diese Gruppe ist in Deutschland noch kleiner. Indiegogo erlaubt uns, sowohl User zu finden, wie auch im besten Fall das nötige Kapital einzuwerben. Die deutschen Plattformen wollen entweder Unternehmensanteile und prüfen davor buchhalterisch penibel, oder sie sind wie Startnext eher noch auf kleinere Kulturprojekte fokussiert. Das wird sich sicher ändern. Noch sahen wir aber in den US-Plattformen mehr Potenzial. Umso mehr, als dass auch unsere deutschen Follower uns dort einfach über Kreditkarte oder Paypal unterstützen können. Sie sind auch ganz wichtig, damit wir bei Indiegogo überhaupt auf den Schirm kommen!!!

Kulturmanagement Blog: Wie kann ich Euch auf Indiegogo unterstützen und welche Gegenleistungen bekomme ich dafür?

Janosch Asen & Manuel  Scheidegger: Wichtig sind zwei Dinge: Begeisterung für das Produkt, so dass man uns mit einem kleineren oder grösseren Geldbeitrag gerne unterstützt, und: Engagement für die Idee, dass man sie gern weiterträgt und in Social Media und überall, wo man kann, streut. Am besten ist natürlich, wenn beides zusammen kommt :)

Als Gegenleistung gibt es eine ganze Reihe von speziellen Angeboten und enormen Vergünstigungen für die Unterstützer. Schliesslich sind wir den Leuten, die das Projekt jetzt ermöglichen, unendlich dankbar.

Kulturmanagement Blog: Und wann geht es dann mit FarFromHomePage wieder so richtig los?

Janosch Asen & Manuel  Scheidegger: Sobald die Kampagne zu Ende ist und hoffentlich das Geld beisammen, können wir weiter entwickeln. Innerhalb von drei Monaten kann die neue Version schon fertig sein. Natürlich können diejenigen, die uns unterstützen, schon früher als Betatester rein!

Kulturmanagement Blog: Dann drücke ich Euch die Daumen für die Kampagne! Wer Euch unterstützen möchte, kann das hier auf Indiegogo tun. Zur Einstimmung gibt es gleich noch Euer Pitch-Video. Danke für Eure Antworten und viel Glück!


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