Als ich vor einigen Wochen in München war, hatte ich das Glück, im Haus der Kunst eine Ausstellung über das 1969 von Manfred Eicher in München gegründete Label ECM sehen zu dürfen. Nicht nur die vielen Hörproben und die alten Filme, die es dort zu sehen gibt, faszinierten mich, nein, auch die ausgestellten Plattencover gefielen mir, stehen doch einige heute noch in meinem Plattenregal. Zur Ausstellung ist zwar ein umfangreicher Katalog erschienen (hier eine Vorschau), ich hätte mir aber eher eine iPad-App gewünscht, denn die viele Musik und die Filme kommen in einem Katalog aus nachvollziehbaren Gründen zu kurz. Mal abgesehen von urheberrechtlichen Fragen: Wäre das nicht eine tolle Sache, wenn es zu dieser Ausstellung eine iPad-App geht, die Texte, Plattcover, Musik und Filmmaterial enthält? Ich hätte dafür sicher Geld ausgegeben.
Gerade die iPad-App hat, so denke ich, ein gewaltiges Potenzial, zum Beispiel auch im Musikbereich, denn mit ihr gelingt es, verschiedene Formate zu verbinden. Noch ein Stück weiter geht aber eine App, über die John Paul Titlow in seinem Artikel “Philip Glass, Music Apps, And The Future Of The Album” berichtet. Das neueste Werk des amerikanischen Komponisten Philipp Glass ist nämlich nicht nur auf CD, Vinyl oder als MP3 erhältlich, sondern eben auch als App für das iPad.
Was zeichnet diese App nun aber aus? Warum sollte jemand statt einer CD das Album als App kaufen? Die Antwort ist einfach: Alle Songs sind visualisiert und wer Lust hat, kann mit diesen Visualisierungen spielen und sie beeinflussen. Was bei Songs wie beispielsweise diesem hier wirklich faszinierend ist.
Das ist es dann eigentlich schon. Fast, denn ich hatte ja geschrieben, dass diese App noch ein Stück weiter geht. Neben den Songs des Albums findet sich noch der Menüpunkt “Glass Machine”, “a stand-alone feature that lets users remix and build their own minimalist compositions using an interface that is both atypical and easy to use”, so Titlow. Aber, so kritisiert er, die App könnte noch viel besser sein, wenn es die Möglichkeit gäbe, die eigenen Werke aufzunehmen, abzuspeichern und dann über die sozialen Netzwerke zu teilen.
Auf diese Weise ließe sich die Kritik zumindest ein Stück weit entkräften, dass Glass sein Werk auf einem geschlossenen System anbietet. So aber steht diese App derzeit nur auf dem iPad zur Verfügung. Was schade ist, denn so kann ich die Musik beispielsweise nur auf dem iPad hören (und sehen). Auf der anderen Seite bietet sich so aber die Chance, das Produkt Musik mit einem Mehrwert zu versehen und damit vielleicht zu verhindern, dass das Album irgendwo illegal runtergeladen wird. Ich sehe es ähnlich wie John Paul Titlow: “If artists can design something fans would love interacting with and that offered enough value above and beyond the audio itself, the people who care most would shell out $10 or $15. I know I would. ”
Ich habe mir die App vor ein paar Tagen gekauft und nicht nur gerne die Musik von Philip Glass gehört, sondern auch meine eigene. ;-) Allerdings bin ich mir darüber im Klaren, dass sich das Angebot dieser App nicht auf jede andere Art von Musik übertragen lässt. Ich möchte weder Lady Gaga noch Richard Wagner nacheifern und mir anmaßen, deren Musik zu “imitieren”. Das ist schon bei Philip Glass eigentlich eine gewagte Sache.
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