Bild: © Gerd Altmann ; Pixabay
Viele Kultureinrichtungen setzen bei ihren Social Media-Aktivitäten ausschließlich auf Facebook. Zu verlockend ist die große Zahl an UserInnen, suggeriert sie uns doch, wir würden hier einen Großteil der Weltbevölkerung erreichen. Die Realität sieht aber leider anders. Wer eine Facebookseite betreibt, weiß, wie hilflos man sich dort fühlen kann. Man schreibt und schreibt, verwendet viel Zeit und Mühe, aber man hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten, die darauf aufmerksam zu machen, die man damit ansprechen möchte. Wer nun darauf gehofft hat, dass sich die Situation verbessert, wurde wieder und wieder enttäuscht. So auch Anfang Dezember, als Facebook mal wieder den Algorithmus verändert hat. Das Resultat: Facebookseiten erreichen nun sehr viel weniger Fans als zuvor, erste Auswertungen zeigen, dass Rückgänge von 40 bis 50% zu verzeichnen sind.
Die Empörung ist groß, oft wird Facebook vorgeworfen, es werde immer kommerzieller. Aber wer kann einem gewinnorientierten Unternehmen vorwerfen, es wolle Geld verdienen? Und warum sollten Kultureinrichtungen davon ausgehen können, dass ihnen ein amerikanisches Unternehmen kostenlosen Platz zur Verfügung stellt, um Werbung in eigener Sache zu machen? Wie oft habe ich gehört, dass Kultureinrichtungen die ohnehin schon knappen Marketingbudgets mit dem Argument gekürzt haben, weil Facebook ja kostenlos sei. Nun rächt es sich, denn wer möchte, dass seine Facebookseite wahrgenommen wird, muss wohl in den sauren Apfel beißen und dafür zahlen.
Mirko Lange liefert in seinem Blogpost “Facebook als Partyzone: Was der Social Graph mit der Reichweite von Fanpages zu tun hat” die Erklärungen dafür. Er weist darauf hin, dass Facebook als Netzwerk entstanden ist, bei dem die sozialen Kontakte im Vordergrund standen und auch heute immer noch stehen. Wir bilden hier unsere eigenen – realen – Netzwerke ab und dementsprechend agieren wir dort auch. Wir schauen uns die Fotoalben von FreundInnen an, lesen und schreiben auf deren Profilwänden und tauschen private Nachrichten aus beziehungsweise chatten, so die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie.
Facebook beschneide nun, so Lange, nicht die Reichweite von Facebookseiten, sondern stärke die Postings von Freunden. Damit unterstützt das Netzwerk genau die Aktivitäten, die den mehr als eine Milliarde UserInnen wichtig sind. Wer hier mit seiner Seite nicht untergehen möchte, müsse in den “Social Graph” der UserInnen gelangen, um so wahrgenommen zu werden. Zum Beispiel, in dem die BesucherInnen einer Kulturveranstaltung darüber auf Facebook berichten. Oder der Kulturbetrieb beißt in den sauren Apfel und zahlt für das Posting. Ob das langfristig ein probates Mittel ist, sie mal dahingestellt. Die Klagen, dass man im Newsfeed mehr und mehr bezahlte Postings lesen müsse, nehmen zu und vermutlich ist das mit ein Grund, warum sich mehr und mehr Menschen von Facebook verabschieden und sich anderen Plattformen zuwenden.
Vielleicht ist das jetzt der Moment, die Entscheidung, nur auf Facebook zu setzen, zu revidieren? Ein Schritt, der in meinen Augen Sinn macht, denn wer von Suchmaschinenoptimierung spricht und im Internet gefunden werden möchte, befindet sich, so er nur auf Facebook setzt, klar auf dem falschen Weg. Und das nicht erst seit gestern! Schaffen Sie Ihren eigenen Raum im Netz, entweder in Form einer Website oder eines Blogs. Dann macht es auch Sinn, sich mit dem Thema Content zu beschäftigen, denn ein Artikel hat so die Chance, dank der Suchmaschinen auch noch Jahre später gefunden und gelesen zu werden. Auf Facebook ist das nicht möglich, was nicht nur daran liegt, dass die Postings schnell verschwinden, sondern auch am Fehlen einer funktionierenden Suchmaschine.
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