Bild: Brezel“; von Tnarik Innael (CC BY-SA 2.0) auf Flickr
Ein wenig habe ich sie ja schon beneidet, die Claudia Wagner. Fährt vom stARTcamp in München nach Hause und zack, hat sie darüber gebloggt, von A bis Z. Danke, dass ich darin auch vorkomme, zum vermutlich ersten Mal in meinem Leben unter Z. Aber ich bin nicht nur später dran als Claudia, ich schaffe auch, fürchte ich, nicht alle Buchstaben. Und in die richtige Reihenfolge bekomme ich die Buchstaben auch nicht.
Los ging es mit Vorstellungsrunde und Sessionplanung
Ich muss mit B anfangen. B wie Brezel. So fängt bei mir jeder Münchenbesuch an: Raus aus dem Zug, Butterbrezeln kaufen und dann kann es losgehen. In dem Fall bin ich bei strahlendem Sonnenschein Richtung Literaturhaus spaziert und erwartungsvoll hinauf in den dritten Stock gestiegen. Leider habe ich die musikalische Eröffnung verpasst, aber für Vorstellungsrunde und Sessionplanung hat es zum Glück gereicht.
Die Idee, dass alle selbst bestimmen, wann und wo ihre Session stattfindet, hat mir gut gefallen. Und sie hat wunderbar funktioniert, hier ist das Ergebnis:
Los ging es gleich mit dem Thema, das derzeit wohl sehr viele Kultureinrichtungen beschäftigt. Apps sind hip und so spielen vor allem immer mehr Museen mit dem Gedanken, auch eine anzubieten. Allerdings haben die keine eingebaute Erfolgsgarantie und deshalb war es gut, dass wir in der ersten Session gleich über Beispiele sprachen, bei denen die App wohl nicht die Erwartungen erfüllt hat. Der Fehler, der wohl am häufigsten passiert: Wir fangen mit dem technischen Schnickschnack an, den eine App mir bietet. Das Ergebnis ist meist dürftig, auch bei Apps gilt, was Mirko Lange vor einiger Zeit in Richtung Social Media geschrieben hat: “Wir müssen aufhören, vom Kanal her zu denken.” Eigentlich ist es ja auch logisch, erst kommt die Story, dann baue ich das (Story)-Board.
Die Frage, was eine gute App ausmacht, haben wir sehr intensiv diskutiert. Auf der einen Seite bildet sie die Inhalte einer Ausstellung ab, um im Museumsbereich zu bleiben. Da eine App ja meist vor Ausstellungsbeginn angeboten wird, lässt sich zum Beispiel die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema in der App abbilden. Hier wären die KuratorInnen gefragt, die frühzeitig Material zu Verfügung stellen oder einen öffentlichen Diskussionsprozess in Gang setzen. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, auf die Bedürfnisse der UserInnen einzugehen, Stichwort Customer Experience. Die App ist ja für sie da, nicht für das Museum.
Sind Social Media-Aktivitäten von Kultureinrichtungen banal?
In der nächsten Session hätte ein Streitgespräch folgen sollen, um der Frage nachzugehen, ob Kampagnen wie #myRembrandt banal sind, nur ein paar Insider auf Twitter erreichen und damit eigentlich sinnlos sind. Aber daraus wurde nichts, wir befanden uns wohl in der Blase oder noch schlimmer:
Eine Antwort darauf hatte jemand, der gar nicht beim stARTcamp in München dabei war. Für seinen Artikel in der ZEIT “Stoppt die Banalisierung!” wurde er heftigst kritisiert, aber in einem sehr ausführlichen Kommentar auf Tanja Praskes Blog beschreibt er, welche Rolle den sozialen Medien in er Kunstvermittlung zukommt. Ich habe es schon auf Facebook gepostet, werde es aber sicher noch einige Male wiederholen: Diesen Kommentar sollte sich jedes Museum ausdrucken und an seine MitarbeiterInnen verteilen. Ullrich beschreibt exakt den Rahmen, in dem Kunstvermittlung heute stattfindet beziehungsweise stattfinden sollte.
Eine Software optimiert den Workflow von Museen
Danach Mittagessen, wie immer sehr lecker… ;-)
Die nächste Session war für mich eine Art Überraschungspaket. Philipp Göllner stellte eine von ihm selbst entwickelte Software vor, mit der die Seidlvilla in München ihren Workflow ganz entscheidend optimiert hat. Da ihre Abläufe stark standardisiert sind, macht das natürlich Sinn. Aber die Software kann mehr, zum Beispiel automatisiert die Veranstaltungen in bestimmte Online-Veranstaltungskalender eintragen. Im nächsten Schritt sollen damit dann auch automatisch Facebookevents angelegt werden können. Spätestens an diesem Punkt werden etliche Kultureinrichtungen die Ohren spitzen.
Über die beiden folgenden Sessions, die ich besucht habe, muss ich nicht viel Worte verlieren, sie sind im Internet bereits gut dokumentiert. Da ist zum einen Peter Soemers, der sich mit den dänischen Museen im Social Web beschäftigte und Tanja Praske, die über die Entstehung der Schlosspark Nymphenburg App berichtete (Link1, Link2).
Fazit: Es war eine tolle Veranstaltung, die die Kulturkonsorten in dieser tollen Location organisiert haben, danke dafür! Und auch wenn es so aussieht, dass wir alle immer nur auf unsere Smartphones geschaut haben, die Fotos von Katrin Dengler und Alois Wieshuber zeigen, dass wir viel Spaß miteinander hatten und auch miteinander reden können. ;-)
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