Ich freue mich über diesen Gastbeitrag von Lucia Schöpfer, die für xamoom arbeitet. Das Klagenfurter Startup bietet ein System an, mit dem sich mobile Webseiten erstellen lassen, die mithilfe von NFC Chips und weiteren Zugangstechniken wie beispielsweise iBeacons an Orte und Objekte gebunden werden können. Wie das in der Praxis aussieht, zeigt das “Projekt Ingeborg“, bei dem – nicht nur – NFC zum Einsatz kommt.
Wissen ist das höchste Gut unserer Gesellschaft. Die Digitalisierung hat zu dieser Entwicklung einen großen Betrag geleistet. Weil wir uns austauschen können, weil wir Informationen teilen können und weil dies in Echtzeit möglich ist, haben wir uns zu einer Informations- und Wissensgesellschaft entwickelt. Auch die Globalisierung trägt dazu bei, denn heute ist es möglich auf Wissen aus aller Welt immer und überall zuzugreifen. Was uns jedoch oft nicht gelingt: Im großen Informationspool ist es oft nicht schwer, Wissen in Kontext zu bringen zu genau dem Problem, mit welche ich mich gerade befasse.
Wissen, Informationen sind verfügbar, aber es fehlt der materielle Bezug zur echten physischen Welt. Diesen herzustellen, die Brücke zu schlagen zwischen echter physischer Welt und virtuellen Inhalten, fällt schwer.
Am Beispiel: Was ist Tempera?
Lassen sie mich die Theorie mit einem Beispiel griffiger machen:
Letzte Woche war ich in der Ausstellung Farbenrausch der Stadtgalerie Klagenfurt. Ich stehe mit einer Freundin vor einer Leinwand von Ernst Ludwig Kirchner und wir wundern uns über die Strukturiertheit der Farbe: Was ist das für eine Farbe und welches Material? Warum hat sie Kirchner verwendet: war sie zeitgemäß zur Jahrhundertwende oder einfach günstig zu haben? Und hat die Wahl des Materials eine Bedeutung? Ein Blick auf das begleitende Namensschild sagt uns, Kirchner verwendete Tempera-Farbe. Aha, und nun?
Den Medienbruch überwinden
Kommen wir zurück zur dahinterliegende Problematik: Ich weiß, dass meine Fragen jemand beantworten kann. Ich weiß, in den Weiten der digitalisierten, globalisierten Welt gibt es Wissen, das mir nun nützlich wäre. Nur wie komme ich genau in dem Moment, genau da wo ich stehe da jetzt ran? Schnell.
Es geht um die Überwindung eines Medienbruchs: Wie können echte physische Objekte und Fragen, die sie umkreisen mit digital vorrätigem Wissen verbunden werden? In diesem Beitrag möchte ich einen Lösungsvorschlag vorstellen: Das Smartphone und ein NFC-Chip.
Ein Lösungsvorschlag: NFC
Near Field Communication (NFC) ist eine in Österreich entwickelte Technik, die kaum jemand kennt, die aber immer wieder für Wow-Momente sorgt. Der kleine NFC-Chip empfängt über eine große Antenne um ihn herum Energie vom darauf gelegten Handy und sendet die in ihm gespeicherte Information (meist eine URL) ans Smartphone zurück. NFC ist in jedes neue Android- und Windowsgerät integriert. Wird das Handy auf einen verlinkten NFC Chip gelegt, öffnet sich eine Webseite.
Weil wir Smartphones und mobiles Internet haben, können wir Wissen überall und jederzeit abrufen. Es braucht jedoch Location Identifier, also Hardware, die den Ort kennen, an dem sie sich befinden. Sie helfen uns dabei, an relevante Informationen zu kommen; genau zu dem Ort, wo wir uns gerade befinden. Der NFC Chip kann als solcher Location Identifier dienen.
Das Startup xamoom zeigt, wie diese Technik als Brücke zwischen realen Objekten und digitalen Informationen dienen kann. Wird das Handy auf den NFC Chip gehalten, öffnet sich eine obile Webseite, die Informationen zum jeweiligen Ort oder Objekt bereithält.
Der Vorteil des NFC-Chips als Location Identifier: Er ist sehr niederschwellig. Besucher brauchen keine App installieren oder ein bereits installiertes Programm öffnen, um an Inhalte zu gelangen.
Museen sollten den Besucher nicht alleine lassen auf der Suche nach Kontext. Die sind die Experten und Wissensressourcen. Anstelle den Besucher selbst googlen zu lassen, können mit NFC Chips vom Kurationsteam passende Inhalte zur Verfügung gestellt werden. Das ist schneller, spezifischer und vermeidet Fehlinformationen.
Der Lakeside Kunstraum, ebenfalls in Klagenfurt, arbeitet in seiner aktuellen Ausstellung mit der NFC Technik. Hier ein Video dazu:
Worauf ist zu achten?
Bitte behalten wir im Hinterkopf: Der NFC Chip ist die Brücke, die Inhalte werden jedoch am Smartphone dargestellt. Es ist nötig, die Informationen für’s Endgerät passend darzustellen. Niemand liest gerne lange Texte am Handy, Videos oder Audio-Files können Inhalte kompakt zusammenfassen. Wir kennen dies schon von Audioguides. Auch die physischen Rahmenbedingungen seien zu beachten: Ein Handybildschirm ist nicht groß. Bilder und Text sollten am Smartphone leserlich sein und gut aussehen.
Vor allem bei größeren Museen sei auch an die Mehrsprachigkeit der Inhalte gedacht, denn je mehr Information über den Namen des Künstlers hinaus gegeben wird, desto mehr sind wir darauf angewiesen, die Sprache zu verstehen.
Wie Mobile-First Content aussehen kann, zeigt das CMS von xamoom. Einfach den QR-Code hier scannen:
Kunst braucht Kontext
Kunst braucht Kontext! Digitale Inhalte können diesen Kontext liefern, NFC-Chips können den Medienbruch ermöglichen und stumme Objekte zum Sprechen bringen.
Und wie es mit mir und Kirchner ausgegangen? Ich habe dann dank meines Handys und Wikipedia herausgefunden, was Tempera ist. Warum Herr Kirchner genau diese Farbe genutzt hat, weiß ich leider immer noch nicht. Ich würde mich freuen, beim nächsten Mal mehr darüber zu erfahren. Vielleicht via NFC?
Fotos: Georg Holzer
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen