Durch Zufall bin ich auf das Blog von Greg Sandow gestoßen, in dem er sich mit dem Publikum im Bereich der klassischen Musik beschäftigt. In einem im letzten November verfassten Beitrag hat er Zahlen über das Alter von Konzertbesuchern im Bereich Orchestermusik zusammengetragen, wobei sich diese nur auf Amerika beziehen.
1937 hatte das Publikum dort einen Altersdurchschnitt von etwa 30 Jahren. In den frühen 60iger Jahren betrug das durchschnittliche Alter der Konzertbesucher bereits 38 Jahre, schreibt Sandow und beruft sich dabei auf die vorhandene Literatur (u.a. Baumol/Bowen: The Performing Arts: The Economic Dilemma; übrigens noch immer ein lesenswertes Buch).
1982 wies das Publikum im Bereich der klassischen Musik bereits ein durchschnittliches Alter von 40 Jahren auf, 1992 betrug es 45 und 2002 bereits 49. Sandow zitiert einen NEA Report von 1997, in dem festgestellt wurde, dass das Publikum im Bereich der klassischen Musik schneller altert als die Bevölkerung insgesamt (der Report steht hier zum Download zur Verfügung) .
Altersgruppe statt Kohorte
Interessant die Schlussfolgerungen, die Sandow daraus zieht. Seiner Meinung nach dürfen wir uns auf der Suche nach unserem Publikum nicht auf bestimmte Altersgruppen konzentrieren, sondern unser Augenmerk auf die “Kohorte” richten. Die Demographie versteht darunter eine Personengruppe mit einem gemeinsamen zeitbezogenen Charakteristikum, also zum Beispiel dem Geburtsjahr.
Sandow kommt bei der Analyse des Zahlenmaterials zu dem Ergebnis, dass es vor allem die zwischen 1948 und 1957 Geborenen sind, die als Konzertbesucher die größte Gruppe stellen. Sie waren es sowohl 1992 als auch 2002, wie die Zahlen zeigen. Und die Tatsache, dass der Anteil dieser Gruppe am Gesamtpublikum 2002 größer ist als zehn Jahre zuvor, beweist noch etwas anderes: es kommen keine “Kohorten” mehr nach. Für Sandow der Hinweis darauf, dass wir uns von der Vorstellung verabschieden müssen, die Menschen würden mit zunehmendem Alter vermehrt klassische Musik konsumieren. Diesen Automatismus gibt es nicht und so gilt es Konzepte zu entwickeln, Menschen für klassische beziehungsweise Orchestermusik zu gewinnen und zu begeistern.
Update: In diesem Blogbeitrag wurden am 8.11.2018 die Links aktualisiert
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