Kulturmanagement im Internet: eine Beobachtung

Gestern bin ich auf dem Kulturmarketing Blog auf einen äußerst informativen Beitrag gestoßen. In ihrem Beitrag “Was ist Marketing, was ist Kulturmarketing?” gelingt es Karin Janner, in aller Kürze die Entwicklungen in diesem Bereich zu beschreiben. Wer auf der Suche nach einem gut geschriebenen Überblick ist, hier ist er.

Kurz darauf habe ich auf Brian Solis Blog PR2.0 den Beitrag “PR 2.0: Putting the Public Back in Public Relations” entdeckt. Auch das ist ein toller Beitrag, in dem Solis auf die Entstehung von PR zu sprechen kommt und dann sein Verständnis von PR2.0 beschreibt.

Aber irgendwas war anders und nach einiger Zeit bin ich dann auch darauf gekommen, wo die Unterschiede liegen. Brian Solis’ Beitrag ist gleichzeitig das Vorwort zum Buch “PR 2.0: New Media, New Tools, New Audiences, das Deirdre Breakenridge gerade veröffentlicht hat.

“The book includes other thought leaders who are actively shaping the New Media landscape including Jeremiah Owyang, Jane Quigley, Thom Brodeur, Todd Defren, Tom Foremski, Phil Gomes, Chris Heuer, Anne Holland, Shel Holtz, Jeremy Caplan, Jonathan Schwartz, Jimmy Wales, and many more”,

schreibt Solis in seinem Blogeintrag. Das heißt erstens, dass das Vorwort zu diesem Buch als Blogeintrag veröffentlicht worden ist und zweitens die AutorInnen eine ganz starke Webpräsenz aufweisen. Fast alle betreiben ein eigenes Weblog, in dem sie ihre Gedanken mitteilen, über das man sie aber auch kontaktieren und mit ihnen diskutieren kann. Nun könnte man sagen, ok, das ist halt Amerika, da läuft vieles anders als bei uns. Das ist sicher richtig, nur stimmt es in diesem Fall nicht ganz, denn mit Thomas Pleil und Klaus Eck, um nur zwei Beispiele zu nennen, ist der PR-Bereich auch hierzulande in Form von Weblogs im Internet vertreten.

Ganz anders sieht es im Bereich Kulturmanagement aus. Karin Janner hat in ihrem Kulturmarketing-Beitrag Manfred Bruhn und Armin Klein zitiert. Suchen Sie mal die Blogs der beiden Herren. Ok, gibt es noch nicht, wie sieht es mit einer ganz gewöhnlichen Website aus? Leider auch Fehlanzeige. Das heißt, während ich in Sachen PR ohne Probleme FachexpertInnen kontaktieren und mit ihnen in den Dialog treten kann, geht das im Bereich Kulturmanagement – hier (Kultur)-Marketing – nicht. Karin Janner geht es wie mir und allen anderen, die ein Weblog im Bereich Kulturmanagement führen: wir können immer nur über etwas oder über jemanden schreiben. Ich denke, es ist unbestritten, dass die Diskussion mit diesen Experten eine ganz andere Qualität besitzen würde. Nur leider sind sie auf diesem Weg nicht erreichbar.

Festzuhalten bleibt, dass, um bei Karin Janners Beitrag zu bleiben, die beiden zitierten Marketing-Experten über keinerlei Internetpräsenz verfügen. Wobei ich jetzt anlassbezogen zwei Namen herausgegriffen habe, es gibt auch sonst niemanden, der über so etwas wie eine eigene Website verfügt. Sollte ich jemanden übersehen haben, lasse ich mich gerne korrigieren. Für mich ist das ein Trauerspiel und symptomatisch für den Bereich Kulturmanagement.


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12 Antworten zu „Kulturmanagement im Internet: eine Beobachtung“

  1. Ich sehe das nicht nur als symptomatisch für den Kulturbereich, es scheint mir eher symptomatisch für weite Teile des Öffentlichen Lebens: Egal ob Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Sport oder Kulturbereich – kaum irgendwo wird gebloggt und wenn, dann zumeist nicht von führenden Fachvertretern.

    Für die Eliten in Deutschland (und Österreich?) ist das Medium Blog nicht relevant, anders als in den USA: Dort bloggen hochrangige Politiker und Politologen, Manager, Vordenker und Berater, Wissenschaftler (schon ziemlich viele!) usw..

    Und: Weil keiner hier anfängt, gibt es auch keinen Druck auf andere, dem Beispiel zu folgen. Das ist der Kern des Trauerspiels…

  2. In der Schweiz bloggt immerhin unser Verkehrsminister Bundesrat Moritz Leuenberger. Weitere Politblogs gibts auch, glänzen jedoch zumeist mit veralteten Beiträgen. Der Blog ‘Plappermaul’ versucht sich, in diesem Dschungel zurechtzufinden.

    Doch ansonsten auch hier in der Schweiz: Man vernimmt keine Kulturmarketing-Experten (vielleicht gibt es sie gar nicht?).

    Links:
    http://moritzleuenberger.blueblog.ch/
    http://plappermaul.ch/

  3. @ Matthias: ich denke, vor allem der Druck wäre wichtig. Immerhin betreibt Angela Merkel ja ein Video-Podcast und das wöchentlich. Etwas ähnliches kenne ich noch vom Hamburger Kultursenat, aber ansonsten ist da noch kein Hype daraus geworden und eine Bundeskanzlerin als Vorbild in dieser Hinsicht, das ist doch schon mal was. Wobei es ja gar nicht unbedingt ein Blog sein muss. Jede Website, die mir die Möglichkeit gibt zu kommunizieren, ist in meinen Augen in Ordnung.

    @ Hanspeter: Ich finde, Ihr seid in der Schweiz schon wesentlich weiter, wie Deine beiden Links zeigen. Was das Kulturmarketing angeht: ich bin mir sicher, dass es sie gibt.

  4. Hallo Christian, hallo Matthias,

    ich gebe Euch vollkommen recht! Im deutschsprachigen Raum ist es unter führenden Fachvertretern nicht üblich, zu bloggen.

    Warum? Bloggen wird von den hohen Leuten eher von oben herab belächelt, man macht sich einfach nicht die Mühe, sich ernsthaft damit auseinander zu setzen.
    Ich denke, in ein paar Jährchen wird es anders aussehen, die hinter`m großen Ozean machen es uns ja schon lange vor…

    Es gibt aber auch hierzulande Themen, über die bedeutend mehr als über Kulturmanagement-Themen gebloggt wird: z.B. Marketing, dabei v.a. Themen wie SEO, Community-Marketing, Internet-Startups…. die Leute, die sich für solche Themen interessieren, sind eben internetaffiner als die typischen Kulturmanager.

    Ich finde, es geht nicht nur um die führenden Fachvertreter. Über Kulturmanagement-Themen wird überhaupt wenig gebloggt. Was ist denn mit den vielen Studenten, Kulturmanagement-Studiengänge schießen ja gerade wie die Pilze aus dem Boden… haben die denn gar nichts zu sagen??

    Natürlich ist Bloggen auch Arbeit und “frißt” Zeit… man sitzt schon eine Weile an Blogbeiträgen…
    Aber so schlimm ist es dann auch wieder nicht: ich habe z.b. so viel Material in den Tiefen meines Computers, von Projekten und v.a. von meinem Studium (Hausarbeiten, Klausurvorbereitungen, Gedankensammlungen…), ist doch schade, wenn die am eigenen Rechner vergammeln…
    Bevor ich versuche, meine Hausarbeiten bei hausarbeiten.de zu verklickern (kauft doch eh keiner…), arbeite ich sie doch lieber zu Blogbeiträgen um und stelle sie ins Netz. Schön, wenn ich damit Diskussionen anzetteln, Kontakte knüpfen oder anderen weiterhelfen kann.

    Außerdem schreibe ich parallel zu meinem Blog meine Diplomarbeit zum Thema “Neue Wege im Kulturmarketing” – auch die werde ich nicht bei diplomarbeiten.de verscherbeln, sondern lieber Blogbeiträge daraus basteln!

    Wäre natürlich schön, wenn das mehrere Leute im Kulturmanagement so machen würden, dann wäre die Blogosphäre in diesem Bereich dichter!

    Grüße, Karin

  5. “Neue Wege im Kulturmarketing”, das klingt ziemlich spannend und lässt einiges für die Zukunft erwarten. :-)

    Ich würde mir auch noch viel mehr Blogs im Kunst- und Kulturbereich wünschen, ansonsten besteht die Gefahr, dass wir zu sehr im eigenen Saft schmoren. Und das hat noch keinem Fach besonders gut getan.

    Vielleicht belächeln diese führenden Fachvertreter das Bloggen gar nicht, sondern bekommen es einfach nicht. Wenn ich manchmal mitbekomme, wie hilflos manche Menschen sind, wenn es darum geht, Informationen im Internet zu finden, dann könnte das auch ein Grund sein. Unter Umständen ist es falsch, sich hier zurückzulehnen und darauf zu warten, dass mal wer “vorbeikommt”. Vielleicht muss man sie ganz konkret dazu einladen und sie davon überzeugen, dass es gar nicht so schlimm ist, sich im World Wide Web zu äußern.

    Warum StudentInnen ihre Abschlussarbeiten nicht online stellen, weiß ich allerdings auch nicht. Schade, denn ich würde sie gerne hier vorstellen bzw. diskutieren. Da lobe ich mir den Mut von Max Wintersteller, der mir seine Arbeit zum Thema Kunstvermittlung zur Verfügung gestellt hat. Eigentlich wirft das ja ein schlechtes Licht auf unser Bildungssystem. Statt die Möglichkeit zu nutzen, sich mit anderen auszutauschen, zu diskutieren, bleibt man still, damit man nichts falsches sagt. Eine vertane Chance…

  6. Hallo Christian,

    und nochmal ich :-)

    Du hast festgestellt, dass weder Herr Bruhn noch Herr Klein noch sonstwer, der Kulturmanagement-Bücher verfasst, eine Website, geschweige denn ein Blog besitzen. Kann ich bestätigen, ich habe auch nichts dergleichen gefunden.

    Man könnte argumentieren, bloggen sei nicht jedermanns Sache und doch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Was mich aber noch mehr wundert, ist, dass die Foren, die es im Bereich Kulturmanagement gibt, überhaupt nicht benutzt werden; es sei denn, alle Kulturmanager tauschen sich in einem Forum aus, das ich nicht kenne…? (ich kenne das Forum vom Kulturmanagement-Network und das Xing-Forum). Wo sind denn die Kulturmanager, sind die alle nicht im Internet?

    Blogs zum Thema Kulturmarketing habe ich noch 2 gefunden, die gerade erst gestartet sind: http://www.jenniferhoffmann.com und http://kulturmarketing.theaterblogs.de. Würde mich freuen, wenn daraus etwas wird.

    Die Dramaturgische Gesellschaft startete 2007 einen Blog-Versuch, hat ihn aber leider nach 3 Monaten wieder aufgegeben…http://blog.dramaturgische-gesellschaft.de. Schade.

    Dann musst Du eben demnächst ein Fachbuch schreiben und parallel dazu bloggen… Genug gute Beiträge hast Du ja schon geschrieben!

    Noch ein Gruß, Karin

  7. Oh, jetzt haben sich unsere Kommentare gekreuzt, darum bin ich auf Deinen nicht eingegangen…

    Nun zu Deinem Kommentar: Ich habe auch das Gefühl, dass der typische Kulturmanager mit den Möglichkeiten des Internets noch nicht so vertraut ist…
    Ich war vor 4 Wochen auf der re-publica (Web 2.0-Konferenz) und letzte Woche auf einem Regionaltreffen der Kulturpolitischen Gesellschaft – da waren natürlich Welten dazwischen, was die Internetnutzung betrifft…
    Auf der re-publica war man als Blogger schon fast von gestern, da wurde nur mehr getwittert, und bei der Kulturpolitischen Gesellschaft wurde mein Vorschlag, eine Mailinglist anzulegen, als zu kompliziert abgetan. Von Bloggen natürlich gar keine Spur…

  8. Bloggen ist mit einem Aufwand verbunden, keine Frage. Und wenn man will, dann kann man da sogar sehr viel Zeit reinstecken. Für mich ist das aber eine Investition, die sich amortisiert, denn aus dem Blog werden Seminare und Texte, daraus entstehen aber auch neue Ideen. Außerdem ist es eine Art Archiv und nicht zuletzt auch eine Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. Würde ich all das separat machen, käme wahrscheinlich eine ähnliche Stundenzahl dabei heraus.

    Die Foren sind in der Tat ein interessantes Thema. Ich kenne auch nur die zwei und kann mir nicht vorstellen, dass sich irgendwo noch eines versteckt, in dem das Leben tobt. Diese Foren sind ein schönes Beispiel dafür, dass ein Forum kein Selbstläufer ist, sondern eines guten Moderators bedarf, der für die entsprechende Atmosphäre sorgt, Gespräche initiiert und die Diskussion im Fluss hält.

    Ich kann mich noch an meine ersten Projekte mit Forum erinnern. Das Forum war schnell eröffnet und dann haben wir darauf gewartet, dass die Leute mit ihren Diskussionen beginnen. Das haben sie natürlich nie getan, warum sollte auch wer einfach so im Internet Fragen stellen oder Beiträge schreiben? Nicht ohne Grund gibt es im angelsächsischen Raum den Job der Community-ManagerIn. Das ist harte Arbeit, und das nicht nur mal eben für 5 Minuten…

    Danke für die beiden Links. Jennifers Blog kenne ich schon, das andere noch nicht. Das Blog der Dramaturgischen Gesellschaft kannte ich auch. Und dann gab es noch eines zum Thema Kulturpolitik, das auch nicht über drei Beiträge hinaus gekommen ist. Wie überhaupt viele sehr schnell wieder den Blogbetrieb einstellen. Die Kontinuität ist wohl die größte Herausforderung. Vor allem, wenn man nicht gleich zahllose Kommentare hat und Tausende von LeserInnen.

    Stimmt, der typische Kulturmanager ist mit dem Social Web noch nicht so ganz vertraut. Nachdem das aber in fast allen Bereichen so ist, möchte ich da niemandem einen Vorwurf machen. Schließlich ist es ja auch eine Chance. Stell Dir vor, alle KulturmanagerInnen würden bloggen. Es wäre richtig hart, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. So musst Du, zumindest derzeit, nur ein Blog aufmachen und hast schon ein Alleinstellungsmerkmal. ;-)

  9. […] Henner-Fehr (Das Kulturmanagement Blog) hat in seinem Beitrag “Kulturmanagement im Internet – eine Beobachtung” ein Thema aufgegriffen, das mich auch schon länger beschäftigt: Wo findet der Austausch “im […]

  10. Sehr spannende Diskussion hier. Bei Karin werde ich gleich mal noch meine Theorie zum Thema, warum im Kulturmanagement so wenige bloggen, zur Diskussion stellen. Deshalb hier noch eine andere Frage: Für mein Arbeitsprojekt INSIGHT OUT habe ich auch gerade ein Forum eingerichtet, in dem die Diskussion nicht so recht in Schwung kommt. Ich bin die Moderatorin und fühle mich insofern auch dafür verantwortlich. Kennt hier jemand einige gute Beispiele oder Artikel zum Thema: wie hauche ich einem Forum Leben ein?

    Die Foren, die ich benutze, funktionieren vor allem deshalb, weil sie regional sind und die Leute sich regelmässig auch persönlich treffen. Das Forum dient der Organisation der Gruppe – wann ist das nächste Treffen etc. Die Nutzer des INSIGHT OUT Forums verteilen sich von Babelsberg über Syrien bis nach Hollywood. Insofern fehlt der regionale Charakter…

    Für jede Anregung wäre ich dankbar!

    Schöne Grüße,

    Jennifer.

  11. @ Jennifer: Für mich ist dieser Blogeintrag von Michele Martin sehr lehr- und hilfreich gewesen. Und der hier von Nina Simon ist auch sehr gut. In beiden Blogs gibt es dazu aber noch andere gute Beiträge.

  12. Danke für die Tips und Deine Blogbeiträge dazu. Die werde ich mir in den nächsten Tagen gründlich zu Gemüte führen!

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