Als Prof. Klaus Siebenhaar im letzten Jahr in Wien über Audience Development sprach, kritisierte er, dass die Kulturbetriebe nichts über ihr Publikum wüssten. Besonders bemängelte er damals das fehlende Wissen über den Migrationshintergrund der Menschen. In Nordrhein-Westfalen scheint man seine Worte gehört zu haben, denn dort gibt es mittlerweile zwei Studien und mit interkultur.pro auch ein spannendes Programm, das sich darum bemüht, “die Brücke zwischen der zugewanderten und der einheimischen Kulturszene (…) konsequent auszubauen, um
- Migrantinnen und Migranten den Zugang zu Kultureinrichtungen sowie Kunst-, Kultur- und Förderprogrammen zu erleichtern.
- Migrantinnen und Migranten in ihren künstlerischen Leistungen zu unterstützen.
- die kulturellen Szenen der Zugewanderten für die Mehrheitsgesellschaft zu öffnen.”
Eine sinnvolle Sache, denn 23% der dort lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund. Da man bis jetzt nur wenig bzw. gar nichts über sie wusste, erstaunt es nicht, dass sie weniger oft Kulturveranstaltungen besuchen als Menschen ohne Zuwanderungsgeschichte, wie es in der Pilotstudie heißt, die die kulturellen Interessen und Gewohnheiten von Menschen mit Migrationshintergrund untersucht. Schließlich wusste man ja gar nicht, was sie interessiert und wie man sie erreichen kann.
Ich habe mir die etwas mehr als 100 Folien angeschaut und denke, dass die Zahlen und Fakten für Kunst- und Kultureinrichtungen sehr aufschlussreich sind und durchaus zu neuen Angeboten führen können. Unterstützt werden sie dabei von interkultur.pro in Rahmen von Seminaren, Workshops, Präsentationen oder Beratungen.
Was mir gut gefällt: auf den Seiten dieses vom Land Nordrhein-Westfalen finanzierten Programms erhalten Sie jede Menge Informationen und Materialien. Ich denke, es lohnt sich für den Kunst- und Kulturbereich, sich die Ergebnisse dieser Studie sehr genau anzuschauen. Noch lohnenswerter ist es aber, wenn es solche Studien möglichst bald auch in anderen (Bundes)-Ländern gibt.
Gefunden im Newsletter der Kulturpolitischen Gesellschaft
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