Für MusikerInnen ist ein Profil auf MySpace ein Muss. Wer dort nicht zu finden sei, habe keine Chance auf eine erfolgreiche Karriere. Meist werden in diesem Zusammenhang die Arctic Monkeys als Beispiel genannt, für die das MySpace-Profil der Ausgangspunkt für spätere Erfolge war.
Aber lassen sich daraus bestimmte Schlussfolgerungen ziehen? Ist MySpace das Tor zum Erfolg? Meike Kleine Brörmann hat sich des Themas angenommen und unter dem Titel “MySpace als Karrieremotor und Radioersatz?” eine sehr interessante Masterarbeit verfasst.
Zwei Fragestellungen beschäftigen sie im Rahmen ihrer Arbeit:
- “Welche Relevanz haben das Internet und Musik-Communities im Besonderen tatsächlich, wenn es darum geht, wie Menschen heute Musik wahrnehmen, kennen lernen, suchen und entdecken?
- Welche Vorteile bieten die Communities den Musikern? Welche Chancen haben Künstler, wenn sie sich über Plattformen wie MySpace selbst vermarkten?”
Die erste Frage lässt sich recht eindeutig beantworten, denn über 70% der für diese Arbeit Befragten gaben an, das Internet “sehr oft” zur Information über Musik zu nutzen.
Ich denke, dieses Ergebnis ist nicht wirklich überraschend. Auffällig ist aber, welche Bedeutung die Tipps von Freunden und Bekannten mittlerweile haben. Das heißt, es werden sich wohl die Musik-Communities durchsetzen, die hier entsprechende Angebote offerieren können. Zu berücksichtigen ist dabei, dass in solchen Communities bzw. im Social Web allgemein die Zahl der ProduzentInnen, der Content-LieferantInnen im Vergleich zu den RezipientInnen bzw. NutzerInnen sehr niedrig ist. Ein Unterschied zu den Massenmedien, so Kleine Brörmann,
“ist jedoch der, dass, auch wenn die meisten Rezipienten keine eigenen Inhalte generieren, diese doch bewertet und kommentiert werden können und somit eine größere Interaktion und Teil- sowie Einflussnahme vorhanden ist”.
Wer also auf der Suche nach neuer Musik ist, weiß die Angebote wie MySpace, last.fm, etc. zu schätzen. Wie sieht es aber auf der Seite der MusikerInnen aus? Hier kommt die Studie zu dem Ergebnis,
“dass das Potenzial von MySpace, jungen Musikern zu einer Karriere zu verhelfen, oftmals überschätzt wird”.
Tatsächlich erlebte Vorteile beschränkten sich in der Regel auf den Austausch mit anderen
Künstlern und Feedback, in manchen Fällen brächten sie mehr Fans und mehr Auftritte
in Folge von Kontakten über MySpace, so Kleine Brörmann weiter. Es seien also in erster Linie soziale
und weniger kommerzielle Vorteile, die MySpace bieten würde. Aber die kommerziellen Erfolge erwarten die meisten KünstlerInnen dort auch gar nicht.
Sehr treffend scheint mir vor diesem Hintergrund die Schlussfolgerung der Autorin:
“Auf der einen Seite – in Bezug auf das Voranbringen von Künstlerkarrieren – wird der Erfolg von MySpace also überschätzt, auf der anderen Seite – in Bezug auf das Entdecken von Musik – kann er kaum überschätzt werden. Dies mag auf den ersten Blick paradox erscheinen, da sich Musikverbreitung und – rezeption schließlich gegenseitig beeinflussen. Allerdings ist der kommerzielle Erfolg allein kein Kriterium dafür, dass Musik Menschen erreicht. Mit Sicherheit trägt MySpace dazu bei, dass Musiker ein Publikum und Musikfans neue Musik finden. Auch wenn der große Massenerfolg ausbleibt, hat innerhalb der verschiedenen Szenen und Nischen MySpace einen großen Einfluss auf die Verbreitung von Musik.”
Meike Kleine Brörmann geht davon aus, dass die Konkurenz der verschiedenen Musik-Communities untereinander zunehmen wird. Ob es MySpace schafft, sich als führende Plattform zu behaupten, hänge auch davon ab, wie sich MySpace weiter entwickle und was die Konkurrenz, z.B. last.fm, anbiete. Egal wie die Zukunft aussieht: MusikerInnen sollten einen Blick in die Studie von Kleine Brörmann werfen, um eine Ahnung davon zu bekommen, was dort möglich ist und was nicht.
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