Zum zweiten Mal bereits führt das Literaturblog “Der Duft des Doppelpunktes” einen Literaturwettbewerb durch. Und wie beim ersten Mal geht es auch diesmal wieder um das Thema Arbeitswelt. Neu ist aber, dass es diesmal mit dem Literatur-Twitter einen Nebenwettbewerb gibt.
Auch hier geht es um das Thema Arbeitswelt, allerdings haben Sie für Ihre Prosa oder Lyrik nur 140 Zeichen zur Verfügung. Genauer gesagt 135, denn wenn Sie sich daran beteiligen wollen, dann müssen Sie Ihre Nachricht (Ihren Tweet) mit dem Hashtag (Schlagwort) #lda (steht für “Literatur der Arbeitswelt”) versehen. Jede/r kann mitmachen. Zu beachten ist: der Wettbewerb läuft noch bis 31. Juli 09 und da bis dahin noch viel Zeit ist, können Sie sich auch mit beliebig vielen Tweets am Wettbewerb beteiligen. Alle weiteren Infos finden Sie im Blog oder auch auf Twitter.
Nach Operaplot (siehe dazu meinen Beitrag “Twitter: interessant für den Kunst- und Kulturbereich?“) und der Oper nun also Prosa bw. Lyrik. Nun werden sich manche vielleicht nach Sinn und Zweck dieser Übung bzw. dieser Wettbewerbe fragen? Brauchen wir das wirklich oder ist das nur der verzweifelte Versuch zu zeigen, dass es auf Twitter eben nicht nur um Banales geht?
Für Julian Dibbell ist das nicht die Frage. Bemerkenswert an Twitter seien nicht die Inhalte, sondern die Form, die 140 Zeichen, schreibt er auf Wired in seinem Artikel “Is a Tweet the New Size of a Thought?“. So wie das Buch für uns in der Vergangenheit das ideale Medium war, um unseren Gedanken Ausdruck zu verleihen, ist Twitter heute das Spiegelbild unserer Gedanken. Kurz, schnell, flüchtig.
Ob Twitter die gleiche Relevanz besitzen wird wie das Buch weiß natürlich kein Mensch. Und derzeit ist es wohl vermessen, die Kultur der Buches der Kultur von Twitter gegenüberzustellen. Noch gibt es das Buch und wenn nicht alles täuscht, wird es das Buch auch noch in ein paar Jahren geben. Aber wer weiß, ob es Twitter bzw. ähnliche Medienformen noch geben wird?
Trotzdem. Dibbell verweist in seinem Artikel auf eine Form der Twitternutzung, die Jay Rosen, Professor an der NYU als “mindcasting” bezeichnet:
“It may begin as just a seed of an idea — a thought about the future of online media, say — tossed out into the germinating medium of the twitterverse, passed along from one Twitter feed to another, critiqued or praised, reshaped and edited, then handed back for fleshing out on a blog, first, and then, perhaps, in a book”,
schreibt Dibbell. Nicht dass es diese Form von Gedankenfetzen schon immer gegeben hätte. Die Tagebücher diverser Schriftsteller (z.B. Albert Camus) sind voll davon. Aber, konstatiert Dibbell:
“It’s just that Twitter now has given them a vastly more exciting social life. “
Während es früher darum ging, ob diese Gedanken überhaupt aufgeschrieben und wenn ja, ob sie auch veröffentlicht wurden, sind wir heute live dabei. Die Kommunikation hat sich verändert, habe ich gestern geschrieben. Ob das gut oder schlecht ist, müssen wir für uns selbst entscheiden. Aber selbst das ändert nichts an der Tatsache, dass sich etwas verändert.
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