Kulturbetriebe im Social Web: warum immer alleine kämpfen?

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Ein Glück, dass ich dank Google Alerts immer wieder auf interessante Nachrichten stoße. Per Email bekam ich gestern unter dem Schlagwort Kulturmanagement den Link zu einem Artikel aus der Stuttgarter Zeitung. Darin geht es um ein “Gutachten zur kultur- und kreativwirtschaftlichen Positionierung des Theaterhauses Stuttgart”, das von Thomas Knubben und Petra Schneidewind vom Institut für Kulturmanagement (PH Ludwigsburg) erstellt worden ist.

Weil die Ergebnisse für den Theaterbereich in meinen Augen relevant sind, habe ich den Hinweis auf diesen Artikel getwittert. Durch das erneute Twittern dieser Nachricht wurde ich darauf aufmerksam, dass das Theaterhaus Stuttgart twittert. In dessen Kurzinfo (auf Twitter) befindet sich der Link auf die Website des Theaters. Neugierig wie ich bin habe ich die Seite angeklickt und dort gesehen, dass das Theater seit kurzem ein eigenes Blog betreibt. Dort ist auch ein eigenes Blogpost zu diesem Gutachten zu finden, in dem es am Ende heißt:

“Gutachten dieser Art – wie schon die Untersuchung „Das Theaterhaus Stuttgart im europäischen Vergleich“ von 2007 – sind leider immer noch eine Ausnahme. Die Gutachter und der Auftraggeber wollen mit der Untersuchung auch anderen Kulturinstitutionen Mut machen, sich diesen Fragen zu stellen, um mithilfe der Erkenntnisse zukunftsorientiert handeln zu können.”

Eine phantastische Idee. Allerdings klappt das mit dem Mut machen wahrscheinlich nur, wenn  andere Kulturinstitutionen, Multiplikatoren und die Öffentlichkeit davon erfahren. Der Weg bis zu diesem Blogpost war für mich ein weiter und von vielen Zufällen begleitet. Natürlich werden die LeserInnen der Stuttgarter Zeitung die Meldung in ihrer Zeitung entdecken. Und sonst? Das Gutachten wird sehr schnell in Vergessenheit geraten, weil niemand davon Notiz nimmt bzw. Notiz nehmen konnte.

Das Gutachten wurde vor eineinhalb Jahren in Auftrag gegeben, d.h. die Veröffentlichung kam nicht überraschend. Ich hätte, wenn ich einen Twitteraccount, ein Facebook-Profil und ein Weblog habe (was selten genug im Theaterbereich ist) einige Dinge anders gemacht:

  1. Ein “einsames Weblog” fällt im Social Web nicht mehr auf, wenn man nicht aktiv Maßnahmen setzt, damit es wahrgenommen wird. Natürlich wartet die Blogosphäre nicht immer auf einen, aber ich kann zumindest versuchen, auf mich aufmerksam zu machen. Eine bewährte Methode: ich verlinke auf andere Blogs, folge auf Twitter Leuten und Institutionen, die für mich interessant sein könnten.
  2. Mein Blog bekommt eine Blogroll, denn die ist nicht nur ein tolles Serviceangebot für meine BlogleserInnen, sondern auch ganz nützlich, um auf sich aufmerksam zu machen. BlogbetreiberInnen, die Monitoring betreiben, bekommen das mit.
  3. Ich mache auf meiner Website auf meine Social Media-Aktivitäten aufmerksam, d.h. ich verlinke nicht nur auf mein Blog, sondern auch auf meinen Twitter-Account und mein Facebook-Profil.
  4. Ich verbinde  die verschiedenen Social Media-Kanäle, d.h. auf Twitter verlinke ich nicht auf meine statische Website, sondern eher auf das Weblog.
  5. Für Facebook gilt dasselbe: ich weise auf mein Blog (unter Infos, ansonsten werden die Beiträge per RSS eingebunden) und meinen Twitteraccount hin. Außerdem macht es für ein Theater Sinn, wenn es dort nicht nur ein einfaches Profil hat, sondern eine Fanseite einrichtet. Dadurch ist es viel leichter, dem Theater zu folgen, ohne gleich alle Kontaktdaten preisgeben zu müssen.
  6. Und am Ende der wichtigste Punkt: ich suche mir Verbündete, biete ihnen Infos und versuche das Thema zu pushen. Das ist beim Thema Kulturfinanzierung vermutlich nicht schwer, weil es all diejenigen betrifft, die öffentliche Förderungen erhalten. Und das sind nicht wenige.

Abgesehen davon lohnt es sich aber, einen Blick in das Blog zu werfen, denn es ist gut gemacht und enthält interessante Beiträge. Und mit der Verlinkung kommen dann sicher auch die Kommentare und das Gespräch mit anderen Theatern, Kulturinteressierten, KulturpolitikerInnen und natürlich BloggerInnen.


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Kommentare

3 Antworten zu „Kulturbetriebe im Social Web: warum immer alleine kämpfen?“

  1. Lieber Christian, vielen Dank für Deinen Post und die enthaltenen Verbesserungsvorschläge. Ich habe wesentlich an der Konzeption der Social Media Aktivitäten für das Theaterhaus mitgewirkt und teile gerne ein paar taufrische Erfahrungen damit, d.h. ich möchte mich nicht rechtfertigen, sondern gerne sozusagen aus der Praxis schildern, was die Beweggründe oder vielleicht auch Hindernisse beim Bloggen in Theatern sind.
    Vorweg: allen Deinen Punkten kann ich voll zustimmen. Für einige gibt es aber auch (mehr oder weniger gute) Gründe.
    zu 1. Wir bloggen seit 1 Woche! Klar haben wir schon länger konzeptioniert, klar kennen wir uns ein bisschen damit aus, klar war der Launch geplant. Hauptgrund für die bisherige “Unauffälligkeit” ist aber, dass wir gerne erstmal ein bisschen Content schaffen wollten, um Erstbesuchern auch etwas bieten zu können. Das braucht ein bisschen Zeit. Wir haben eine “Chefblogger”, aber wie es hier (in Deinem Blog) auch schon mehrmals besprochen wurde, ist es für die kleinen oder mittelgroßen Theater immer auch eine Frage der Kapazität.
    (Übrigens folgen wir Dir bei Twitter (und Du uns) und haben auch Deinen Tweet über den StZ-Artikel plus link zum Blog gleich re-tweetet. Es stimmt also nicht ganz, dass wir an der Stelle zur Homepage verlinkt hätten, sondern direkt zum Blogpost. Du hättest den Weg dorthin also auch weniger zufällig finden können. Eine DM wär’ mir aber zu einfach gewesen ;)
    zu 2. Da Du mit dem Thema Verlinkung völlig recht hast, bist Du der erster Eintrag in unserer Blogroll :)
    zu 3. Auch richtig, werden wir auch tun, aber siehe 1. nicht sofort und außerdem – zugegeben – ist eine Website immer auch ein kleines Politikum, wie man dort was zeigen sollte. Auch dieser interne Diskurs braucht (leider) ein bisschen Zeit und fällt terminlich nicht immer auf den Termin des ersten Blogposts. Theorie und Praxis treffen sich eben nicht immer.
    zu 4. Eigentlich machen wir das, siehe unsere Twitter Timeline. Aber ich finde auch gar nicht, dass man von Twitter nicht auf die “statische” Website verlinken sollte. Homepage und Social Media schließen sich m.E. nicht aus und am Ende des Tages möchten wir natürlich auch, dass sich die Leute unsere Homepage und unser Programm anschauen.
    zu 5. An der Fanseite sind wir dran. Wir verlinken von Facebook auch Richtung Twitter und vor allem Blog. Aber auch das ist ein Lernprozess.
    zu 6. Das stimmt auch, werden wir auch weiter pushen. Das Gutachten wurde ja gerade erst veröffentlicht und wird auch in weiteren Posts genauer beleuchtet. Die Ergebnisse der Zuschauerbefragung werden wir zum Beispiel noch detaillierter im Blog vorstellen. An der Stelle müssen wir aber auch ehrlich sein, dass der primäre Kanal zu Verbündeten immer noch das persönliche Gespräch mit Presse, Politik und Kollegen ist. Das Theaterhaus ist vorwiegend kommunal gefördert, d.h. unsere Handlungsebene ist entsprechend verankert.

    Nochmal vielen Dank für das Feedback. Wir arbeiten weiter am perfekten Social Media Auftritt.

    Beste Grüße und großes Lob für den Kulturmanagement Blog, den wir selbst gerne verfolgen.
    Tom

  2. @Tom Schoessler: Euer RT war super, das war dann der Auslöser für das Blogpost bzw. so habe ich Euren Twitter-Account entdeckt. ;-) Aber vorweg erst einmal danke für den langen Kommentar.

    Ich bin mir der Schwierigkeiten bewusst, mit denen ein Theater zu kämpfen hat, das nicht über ein großes Social Media Team verfügt. Deshalb ging es mir auch eher um die Kleinigkeiten, die sich schnell ändern lassen.

    Dass Ihr erst so kurze Zeit online seid, wusste ich nicht. Ich habe mich auf Blog, Facebook und Twitter an den ersten Einträgen orientiert und kam da auf ca. 2 Wochen.

    Ich hätte übrigens nichts gegen eine DM gehabt. :-) Dieses Gutachten passt inhaltlich wunderbar hier in dieses Blog hinein und deshalb hätte ich mich über eine Mail oder DM gefreut. Aber nachdem ich hier nur über das Drumherum geschrieben habe, besteht ja noch die Möglichkeit, auch über das Gutachten einen Beitrag zu schreiben.

    Die Sorge, zu wenig Content zu haben, um für andere interessant zu sein, teile ich nicht, kann sie aber verstehen. Meiner Meinung nach wäre alleine der Beitrag über das Gutachten schon ausreichend gewesen.

    Interessant finde ich Deine Anmerkungen zu Punkt 6. Die Verbindung Politik, Presse und Kollegen leuchtet mir ein, einfach weil sie gewachsen ist. Aber die wichtigsten Verbündeten wären für mich die (potenziellen) ZuschauerInnen. Spreche ich die über die verschiedenen Social Media-Kanäle an, bin ich auf niemanden angewiesen.

    Hilfreich finde ich, dass Du verschiedene Hürden nennst, die es bei diesem Thema zu überwinden gilt. Die Frage, wohin der Link auf dem Twitter-Account geht, auf die Website oder das Blog, scheint eigentlich banal zu sein. Aber so banal ist es dann doch nicht…

    Ansonsten bedanke ich mich für das Lob und die Ehre, erster in der Blogroll zu sein. Und wenn ich noch ganz unverschämt einen Wunsch äußern darf: ich fände es toll, wenn Ihr noch diejenigen vorstellt, die da bei Euch bloggen. :-) Dabei viel Spaß und Erfolg!

  3. […] der ersten Kommentare zu unserem Blog kam vom Kulturmanagement Blog. In einem Beitrag schreibt sein Betreiber Christian Henner-Fehr über das Theaterhaus Blog. So haben wir zum ersten […]

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