Vor ein paar Tagen stieß ich auf den Beitrag “Der Sinn einer Facebook-Seite“, den die Facebook-Expertin Annette Schwindt verfasst hat. Darin berichtet sie über Anfragen, wie man denn als Betreiber einer Facebook-Fanseite das Posten oder Kommentieren untersagen könne? Ihre Frage, wie man denn auf solches Unverständnis reagiere, habe ich in einer ersten Reaktion recht flappsig beantwortet und gemeint, dass das für BeraterInnen ein feine Sache sei, zeuge es doch von einem entsprechenden Beratungsbedarf.
Aber eigentlich gehen mein Kommentar und Annette Schwindts Ansicht, man müsse ihnen quasi Social Media erst erklären, ins Leere. Wenn man es genau nimmt, haben die, die eine solche Anfrage stellen, Social Media sehr wohl verstanden. Das Problem ist vielmehr: ihr Kommunikationsverständnis bzw. -konzept und Social Media sind nicht kompatibel. Natürlich kann man ihnen jetzt Unverständnis vorwerfen und versuchen, ihnen die Grundprinzipien zu erklären, nur würde es wahrscheinlich trotzdem nicht funktionieren. Nebenbei bemerkt: es gibt sehr viele Facebook-Seiten, auf denen Kommentare zwar zugelassen werden, die aber trotzdem nicht funktionieren. Worin liegt aber der Unterschied? Kommentiert wird in beiden Fällen nicht, einmal weil dort auf der Seite nichts passiert und im zweiten Fall, weil es die Seite gar nicht erst gibt.
Was sind die Konsequenzen? Kommunikation (intern und extern) ist immer auch ein Spiegelbild der jeweiligen Unternehmenskultur. Es gilt daher in einem ersten Schritt darum, die Unternehmenskultur und das darauf basierende Kommunikationsverhalten zu analysieren und sich darauf aufbauend zu überlegen, in welcher Form in einem solchen Umfeld Social Media-Tools überhaupt sinnvoll sind? Wenn MitarbeiterInnen es bis jetzt nicht gewohnt waren, ihre Meinung zu artikulieren, dann muss man ihnen keine Tools in die Hand geben, über die sie nun als VertreterInnen ihres Unternehmens nach draußen kommunizieren. Es würde einfach (noch) nicht der Unternehmenskultur entsprechen.
Rainer Helmes hat gestern auf meinen Beitrag “Cloud Communication oder virtuelle Schnitzeljagd” reagiert und in seinem Blogpost “Mit Cloud Computing zur wertorientierten Unternehmensführung – leben und arbeiten in der Wolke” gemeint:
“Nicht umsonst steht der Mensch bei unseren (Wertanalyse-)Projekten immer im Mittelpunkt. Hin zu einer wertorientierten Unternehmensführung ist es dann nur noch ein kleiner, aber konsequenter Schritt. Das Sahnehäubchen ist “Social Media”, und mit “Cloud Computing” gelingt dann – hoffentlich – der Sprung vom Informations- ins Wissenszeitalter. Mit Weblogs, Wiki, Buzz und Co. haben wir die notwendigen Werkzeuge in der Hand, nun geht es noch darum, diese gewinnbringend zu nutzen …”
Das stimmt auch grundsätzlich, nur muss man eben die Unternehmen dort abholen, wo sie gerade stehen. Viele stehen noch nicht am Übergang vom Informations- zum Wissenszeitalter. Das müssen sie auch nicht, weil sich ein Unternehmen, das neue Märkte erobert, ganz anders agiert (und damit auch kommuniziert) als ein Unternehmen, das sich in einem gesättigten Markt behaupten muss.
Gleiches gilt natürlich auch für den Kunst- und Kulturbereich. Unterschiedliche Ziele, unterschiedliche Strukturen und unterschiedliche Formen der Kommunikation bedeuten, ich muss jedes Unternehmen, jeden Kulturbetrieb an einer anderen Stelle abholen. Es ist also nicht damit getan, Social Media zu erklären, sondern es geht darum, Konzepte zu entwickeln, die der jeweiligen Unternehmenskultur gerecht werden und aufzeigen, wie sich die Social Media-Tools nutzenbringend einsetzen lassen.
Die Herausforderung besteht, so denke ich, deshalb darin, die jeweils vorherrschende Unternehmens- bzw. Kommunikationskultur zu analysieren und zu verstehen. Erst im nächsten Schritt geht es dann um Social Media.
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