“Es wird selten gebloggt im deutschen Kulturbereich“, so lautet das Fazit von Ulrike Schmid, die derzeit im Rahmen einer Studie das Social Media-Verhalten von Kulturbetrieben untersucht.
“Blogs sind noch sehr unterrepräsentiert bei den Kultureinrichtungen und werden oft, wenn vorhanden, nur unregelmäßig gepflegt”,
lautet ihr Fazit. Zwar beschränkt sich Schmid in ihrer Untersuchung auf Museen und Orchester, aber wahrscheinlich lassen sich ihre Erkenntnisse auch auf die anderen Sparten übertragen. Aber: so selten Blogs auch im Kunst- und Kulturbereich sein mögen. Es gibt sie, nur sind sie teilweise sehr schwer zu entdecken. So bloggt zum Beispiel die Kölner Philharmonie. Allerdings findet man auf der Website nicht einen einzigen Hinweis auf die Social Media-Aktivitäten. Erst wenn man die Seite der MusikTriennale Köln anklickt, sieht man, dass über die diesjährige Triennale nicht nur gebloggt wird, sondern die Aktivitäten auch per Twitter und Facebook angekündigt werden.
So gut versteckt, ist es natürlich schwer gefunden zu werden, was schade ist, denn die Blogbeiträge sind äußerst lesenswert. Gleiches lässt sich von der Staatsoper in Hannover sagen, die aber immerhin auf ihrer Website einen Link auf ihr Ring-Blog gesetzt hat, mit dem die Ring-Inszenierungen des Opernhauses begleitet werden. Auch hier sind die Blogposts äußerst lesenswert und erlauben Einblicke in die Aktivitäten rund um die Ring-Inszenierungen.
Besonders interessant ist in meinen Augen das Jugendprojekt “Rheingold – Der Film”, für das die Staatsoper in Hannover mit dem Förderpreis Musikvermittlung 2009 ausgezeichnet wurde. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Diskussionen hier im Blog, als es um die Frage ging, ob und wenn ja, wie die klassische Musik noch zu retten sei? “Rheingold – Der Film” ist so ein Projekt, das in diesem Fall Jugendlichen den Zugang zur Oper eröffnen kann. Die Grundidee ist, “für die emotionalen Grundsituationen in Wagners Das Rheingold Bilder aus der Welt von Jugendlichen zwischen 14 und 21 Jahren zu finden”.
“Ein spielerischer Umgang mit den Inhalten und der Musik von Das Rheingold soll in vier Videoclips münden, die die Geschichte vom verspotteten Alberich und seiner zerstörerischen Wut, von Wotans Überheblichkeit und den daraus entstehenden Konflikten über ein typisches Medium der modernen Popkultur erzählen wollen,”
heißt es in einem der Blogbeiträge. Die Herausforderung bestand anfangs darin, die Jugendlichen für das Vorhaben zu begeistern,
“denn für sie ist Oper zunächst einmal langweilig und doof, etwas für Opas und Omas, oft aber auch einfach nur die Kultur der besser verdienenden Schichten”.
In diesem und im nächsten Monat sind acht Drehtage geplant, in denen die Jugendlichen vier Videoclips produzieren. Die Musik dazu kommt von der heimischen Band “Violent Girls”.
Kommentare gibt es, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, auf beiden Blogs keine. Jetzt könnte man versuchen herauszufinden, woran es liegt, dass hier keine Interaktion stattfindet? Ist es die Art der Beiträge oder sind es die Themen? Über Wagner oder Karlheinz Stockhausen, von dem im Triennale-Blog die Rede ist, diskutiert es sich ja auch nicht so leicht. Insofern empfinde ich es nicht als negativ, dass Kommentare bis jetzt ausgeblieben sind. Auch durch Lesen lassen sich manche Hürden abbauen und vielleicht sieht die Sache in Kürze ganz anders aus? Nein, die fehlenden Kommentare kritisiere ich nicht, die mangelnde Sichtbarkeit der beiden Blogs allerdings schon.
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