Das Theaterhaus Stuttgart verpflichtet sich zum “Fairen Praktikum”

Mitte Januar hatte ich in einem Blogbeitrag auf die Initiative “Faires Praktikum” der Kulturpolitischen Gesellschaft hingewiesen. Damit ruft die Kulturpolitische Gesellschaft die Anbieter von Praktikumsplätzen dazu auf, Praktika nur zu fairen Bedingungen anzubieten. Hochschulen und Ausbildungsanbieter sollten Praktika nur dann vermitteln, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, so die Idee. Mittlerweile bietet die Kulturpolitische Gesellschaft auch einen Mustervertrag an, den Kultureinrichtungen nutzen können.

Gut gefällt mir, dass Kulturbetriebe bei dieser Initiative nicht nur mitmachen, sondern ihre Beteiligung auch kommunizieren und somit dazu beitragen, dass die Initiative nicht versandet. Das Theaterhaus Stuttgart ist auch dabei und nutzt zur Verbreitung dieser Nachricht das eigene Blog.

“Dass Praktikanten als vollwertige Mitglieder der Organisation anerkannt werden, war im Theaterhaus eigentlich immer selbstverständlich. Mit der Selbstverpflichtung zum ‘Fairen Praktikum’ wollen wir dies auch im Sinne der von der Kupoge vorgeschlagenen Grundsätze festhalten, einhalten und konsequent umsetzen, auch wenn es – in aller Offenheit – nicht leicht ist, das im Budget zu berücksichtigen. In Zeiten des großen Kahlschlags aber ein umso wichtigeres Zeichen”,

heißt es dort. Ich finde es wichtig, dass man nicht nur einfach dabei ist, sondern diesen Schritt auch kommuniziert. Schön, dass das Theaterhaus dafür sein Blog verwendet. Das gibt nämlich die Möglichkeit, auch darauf zu reagieren, was etwa bei einer Presseaussendung nicht möglich wäre. Was nicht heißt, dass man daraus nicht auch eine Presseaussendung machen kann. ;-)


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Kommentare

4 Antworten zu „Das Theaterhaus Stuttgart verpflichtet sich zum “Fairen Praktikum”“

  1. Den Mustervertrag kann man doch ohne Bedenken zur Grundlage nehmen. Die RFrage ist nur, wer zu welchen Konditionen PraktikantInnen beschäftigen kann.

    Wir werden jetzt mal eruieren, ob wir für den Herbst einen Praktikanten / eine Praktikantin aus dem Bereich Veranstaltungstechnik finden können, und werden entsprechenden BewerberInnen, die sich melden, diesen Vertrag anbieten.

    Erneuter Dank an Dich, lieber Christian. Wieder was gefunden – Dank Deiner Arbeit.
    Beste Grüße vom AuGuS-T

  2. @CHF: Danke für den Beitrag und die Verlinkung. Hoffen wir, dass noch mehr Betriebe mitmachen. Die richtig großen Häuser könnten den Stein ins Rollen bringen.

    @Augustheater: Das Geld ist tatsächlich vielerorts der springende Punkt…nämlich noch eine Haushaltsposition mehr, die durch Einnahmen gedeckt werden muss. “Sag, wie hältst Du’s mit der Vergütung?” ist aber mittlerweile auch für viele (gute) Praktikanten die Gretchen-Frage. Schade ist vor allem, dass große öffentliche Häuser laut “Träger-Policy” keine Vergütung gewähren. Es ist ja schön, wenn so viele MdBs den Aufruf unterzeichnen, aber wenn das in Kommunen und Ländern nicht umgesetzt wird, bleibt es ein Streufeuer.

    Viele Grüße,
    Tom

  3. Gerade bin ich (mal wieder) auf ein Negativbeispiel gestoßen. Und natürlich handelt es sich nicht um eine kleine, ums Überleben kämpfende Kultureinrichtung, sondern um die Staatsoper Stuttgart. Dort wird ein Praktikant für die Marketing-Abteilung gesucht. Ich zitiere:
    “Die Tätigkeit erfordert auch unregelmäßigen Einsatz an Abenden und Wochenenden
    Dauer des Praktikums: 6 bis 12 Monate oder nach Absprache
    Vergütung: keine”
    siehe: http://www.staatstheater.stuttgart.de/oper/jobs/

    Bei einer Einrichtung, die laut Theaterstatistik pro Jahr über 73 Mio. € an öffentlichen Zuschüssen bekommt, halte ich diese Ausschreibung für einen absoluten Skandal. Dass man in Schwaben gerne spart, ist nichts Neues. Neu aber ist, dass man an den falschen Stellen spart.
    Wenn ich solche Ausschreibungen lese, bekomme ich einen dicken Hals und unglaublich Lust “wallraffen” zu gehen, d.h. mich als Praktikant dort einzuschleusen und so lange zu bloggen, bis ich rausfliege. Vielleicht mache ich eines Tages meine Drohung wahr…

  4. @Axel Kopp: stimmt, wenn man bedenkt, dass hier öffentliche Gelder eingesetzt werden, dann ist das skandalös. Vor allem produzieren sie weitere Unterstützungszahlungen von öffentlicher Seite, denn dieses Praktikum ist Fulltime und läuft zwischen 6 und 12 Monaten. Wovon soll jemand leben, wenn er die ganze Zeit umsonst arbeitet? Richtig, der Staat springt ein.

    Die Forderung muss eigentlich sein, dass Betriebe, die bestimmte Mindeststandards nicht einhalten, keine öffentlichen Mittel erhalten.

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