Fragt man nach den Unterschieden zwischen einer klassischen Website und einem Blog, dann ist die Möglichkeit, Blogposts kommentieren zu können, sicher einer der wichtigsten. Das Angebot zum Gespräch zeichnet Blogs aus und dient dem Aufbau einer Community, so die landläufige Meinung. Aber es gibt auch gegensätzliche Ansichten. Blogger wie etwa Seth Godin bieten in ihren Blogs keine Möglichkeit an, einen Kommentar zu hinterlassen und damit ein Gespräch in Gang zu bringen. Welche Konsequenzen hat das? Ist ein Blog, in dem Kommentieren nicht möglich ist, kein Blog mehr? Wie wichtig ist die Kommentarfunktion für die BloggerInnen selbst, aber natürlich auch für die LeserInnen?
Eine spannende Diskussion zu diesem Thema habe ich auf der Seite von ThinkTraffic gefunden. In einem aktuellen Beitrag diskutieren die beiden Blogger Pat Flynn und Everett Bogue die Frage, ob man als BetreiberIn eines Blogs Kommentare zulassen sollte oder nicht? Im ersten Moment werden die meisten wahrscheinlich dahin tendieren, Kommentare als essentiellen Bestandteil eines Blogs zu sehen, genau so wie Pat Flynn auch argumentiert:
“Without comments, a blog isn’t really a blog. To me, blogging is not just about publishing content, but also the two-way communication and community building aspects behind it.”
Aber das Argument, sich mit den Kommentaren zu beschäftigen, würde viel Zeit in Anspruch nehmen und auf Kosten der eigenen Kreativität gehen, ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. Everett Bogue hat vor einem Urlaub die Kommentarfunktion seines Blogs gesperrt und sie seitdem nicht mehr geöffnet. Bogue lehnt Kommentare nicht grundsätzlich ab, sondern beklagt sich eher über die Gründe, die viele UserInnen dazu bewegen, einen Kommentar abzugeben:
“Around 50% of the comments I was receiving when I turned off comments were from newer bloggers who wanted me to notice them,”
behauptet er und führt dann noch weitere 25% an, die vereinfacht gesagt nicht wissen, was es mit einem Blog auf sich hat und deshalb Fragen stellen. Diejenigen, die sich wirklich für die Inhalte interessieren, würden, so seine Überzeugung, recht schnell selbst ein Blog aufsetzen, die eigene Community aufbauen und sich bei Bedarf mit anderen Blogs verlinken.
Ich finde diese Diskussion sehr interessant, auch in den zahlreichen Kommentaren finden sich jede Menge Aspekte, die es zu berücksichtigen gilt (eigentlich ein Pro-Argument!), aber ich glaube, dass die Beantwortung dieser Frage auch davon abhängt, welche Ziele man verfolgt und wie erfolgreich ein Blog ist, sprich, in welchem Entwicklungsstadium sich das Blog befindet.
Wer sein Blog dafür verwendet, eigene Gedanken zu entwickeln, braucht eigentlich die Kommentare der LeserInnen nicht wirklich. Und möchte jemand darauf reagieren, kann er das ja im eigenen Blog und dann auf den Beitrag verlinken. Wer seine Gedanken und Ideen aber zur Diskussion stellen möchte und diese aus der Diskussion heraus entwickeln möchte, wird wahrscheinlich von der Kommentarfunktion profitieren.
Und wie sieht das bei Kulturbetrieben aus, die nur über ihre Arbeit informieren? Auch hier lässt sich keine eindeutige Antwort finden: wer nur informiert, wird wenig Fragen hervorrufen, eine Kommentarfunktion ist eigentlich überflüssig. Geben Beiträge aber tiefere Einblicke in die (tägliche) Arbeit, dann können sie durchaus Fragen hervorrufen.
Nicht von der Hand zu weisen sind aber die Argumente von Everett Bogue, dass das Kommentieren Zeit kostet und die eigene Kreativität einschränkt. Allerdings wird das wohl erst dann ein Problem, wenn die Zahl der LeserInnen sehr groß ist und entsprechend viele Kommentare eingehen. Wer gerade mit dem Bloggen beginnt, wird sich wahrscheinlich über jede Rückmeldung freuen und sie (hoffentlich) als Ansporn verstehen.
Zwei weitere Aspekte gilt es zu berücksichtigen. Erstens gibt es im deutschsprachigen Raum nur wenig Blogs, die pro Beitrag um die 100 Kommentare haben. Außerdem muss man sich dann noch die Qualität der Kommentare näher ansehen, die, so vermute ich, auch mit der thematischen Ausrichtung des Blogs zu tun hat. Zweitens sind es oftmals nicht so sehr die Kommentare, sondern die Beiträge selbst, die viel Zeit kosten. Wird man zum Sklaven seines Blogs und schreibt, weil man glaubt, schreiben zu müssen und der Spaß damit verloren geht, ist das, so denke ich, viel schlimmer als die Herausforderung, viele Kommentare beantworten zu müssen.
Und noch ein Punkt: die Diskussion über Blogposts verlagert sich mehr und mehr auf andere Kanäle. da ist die Kommentarfunktion teilweise gar nicht mehr nötig.
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen