© Rainer Sturm ; Pixelio
Wenn in der Überschrift dreimal das Wort “Blog” vorkommt, ist klar, dass Blogs in diesem Beitrag eine Rolle spielen. Und genau um diese “Blogrolle” geht es. Eine Blogroll, das ist die Liste der Blogs, die der Betreiber eines Blogs aus irgendwelchen Gründen gerne liest und den BesucherInnen seines Blogs weiterempfiehlt. Bei mir finden Sie die – ziemlich lange – Blogroll in der rechten Spalte. Leider gibt es immer mehr Blogs, die diese Blogroll nicht mehr haben, was Tim Krischak dazu bewogen hat, sich für ihren Erhalt einzusetzen.
Nach dem Motto “spread the word” hat er eine Blogparade initiiert, die den schönen Titel “Blog’n Roll – Rettet die Blogroll” trägt. Warum sollen wir die Blogroll retten? Brauchen wir sie überhaupt? Schließlich ist es viel leichter, via Facebook oder Twitter einen Link zu verschicken und so auf einen interessanten Beitrag aufmerksam zu machen.
Robert Basic hat vor einiger Zeit in einem Blogpost über die fehlenden Blogdebatten geschrieben und stellt an anderer Stelle fest, dass die Blogosphäre eben nur ein Abbild der Gesellschaft sei:
“Zuerst Ich, dann vielleicht die anderen.”
In der Realität heißt das: die Zahl der Blogs steigt, aber wir erfahren immer häufiger gar nicht von ihnen. Eben auch deshalb, weil sich BloggerInnen auf sich selbst konzentrieren und das eigene Blog mit Inhalten füllen. Auf anderen Blogs präsent zu sein, macht auch heute noch Sinn, wo wir uns größtenteils über Facebook und Twitter vernetzen. Blogs funktionieren ganz anders, sie wirken nachhaltiger, denn ihre Inhalte können auch noch nach Jahren via Google gefunden werden. Bei einzelnen Tweets oder Facebook-Postings ist das unwahrscheinlich (siehe dazu mein Blogpost Warum der Social-Media-Mix nicht nur aus Facebook und Twitter besteht), sie sind innerhalb kürzester Zeit verschwunden.
Gerhard Schröder macht daher auch Facebook und Twitter für diese Entwicklung (mit)-verantwortlich. In seinem Beitrag Soziale Netze, zum ZERREIßEN gespannt? stellt er aber auch fest, dass sich unsere Lesegewohnheiten verändert haben. Viele Tools bringen es mit sich, so konstatiert er, dass wir gar keine Möglichkeit haben, Blogposts zu kommentieren. Wenn wir davon ausgehen, dass BlogbetreiberInnen auch BlogleserInnen sind, dann heißt das, dass sie sich immer mehr einigeln, also genau das tun, was Robert Basic ihnen mit dem Schlagwort “Blog alone” vorwirft.
Warum dann noch eine Blogroll haben, wo die anderen ja auch nicht mehr auf einen hinweisen oder gar kommentieren? In meinen Augen ist die Blogroll eines der nachhaltigsten Instrumente, um das eigene Netzwerk am Leben zu erhalten. Nicht nur die LeserInnen stoßen auf diese Weise auf interessante Blogs, auch die BloggerIn selbst wird immer wieder an Blogs erinnert, die sie vor längerer Zeit für gut befunden hat und in der letzten Zeit gar nicht mehr besucht hat. Insofern kann es zwar egoistisch sein, wenn man ohne Blogroll vor sich hinbloggt. Es kann aber auch egoistische Gründe geben, die einen dazu antreiben, eine Blogroll zu haben: sie ist ein Erinnerungszeichen für die vielen guten Inhalte, die man im Laufe der Jahre entdeckt und unter Umständen wieder vergessen hat. Grund genug, eine Blogroll zu haben.
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