© Ernst Rose ; Pixelio
Erinnern Sie sich noch an das “alte” Internet? Als Sie noch ganz gezielt eine URL ansteuerten und dann – hoffentlich – die Informationen vorfanden, die Sie suchten? Natürlich war das Textformat von Vorteil, denn es dauerte ewig, bis sich ein Foto in voller größe am Bildschirm aufbaute. Von Videos ganz zu schweigen.
Der technologische Fortschritt hat dazu geführt, dass wir heute keine Angst mehr vor Fotos und Videos haben müssen. Fernsehsendungen über das Internet anzuschauen ist heute kein Problem mehr. Dafür ist ein anderes Problem aufgetaucht: der Strom an Informationen wächst und wächst. Die meisten von uns sind heillos damit überfordert, auch wenn wir ständig neue Tools angeboten bekommen, um der “Informationsflut” Herr zu werden.
Aber all diese Tools nützen nicht viel, denn das Hauptproblem bleibt: wir selbst.
“But as organizations have applied technology and their operational speed has increased, humans – not technology & tools – became the biggest limitation to innovation and productivity. With that change, individuals have become more and more stressed because their processing capacity has not evolved”,
schreibt Rachel Happe in ihrem Blogbeitrag “Communities – The New Strategic Imperative“. Das heißt, wir können mit dem technologischen Fortschritt nicht mithalten und sind zunehmend überfordert.
Diese Überforderung diagnostiziert Happe auch in Sachen Social Media:
“Well, networked communication channels have existed for quite a while but there usage was limited”,
schreibt sie und entwickelt daraus die Hypothese,
“that social media took off when it did in large part due to the strain being put on individuals to keep up with the pace of technological change.”
Die oben angesprochenen Organisationen (dazu gehören natürlich auch die Kultureinrichtungen) haben also wenig davon, wenn sie alleine auf den technologischen Fortschritt setzen, denn wir als ihre Zielgrupppe sind mit der Vielzahl von Informationen, die uns über die verschiedenen Kanäle erreichen, überfordert.
Stattdessen schlägt Happe vor:
“What humans need and what will give an organizational competitive differentiation is the time and space to build quality products and services that are rewarded with higher margins.”
Dies lässt sich ihrer Ansicht nach nur durch den Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den Kunden erreichen. Unternehmen sollten daher nicht primär versuchen, ihre Produkte oder Dienstleistungen zu verkaufen, sondern ihr Hauptaugenmerk auf den Aufbau von Beziehungen richten.
Communitys sind ein Weg, um Beziehungen zu entwickeln und zu pflegen, so Happe. Nicht der kurzfristige ROI stehe im Vordergrund, sondern z.B. der Aufbau einer solchen Community. Happe hat ihren Ansatz vor kurzem auf der Enterprise 2.0-Konferenz in Boston präsentiert, ihre Folien finden Sie hier:
Diese Gedanken scheinen mir auch wichtig im Hinblick auf die Social-Media-Aktivitäten von Kultureinrichtungen zu sein. Die meisten setzen darauf, ihre Angebote zu promoten, der Aufbau von Beziehungen oder gar einer Community steht nicht auf der Prioritätenliste.
Die Erkenntnis, dass das Community-Building enorm wichtig ist, wird sich nach und nach durchsetzen, aber Rachel Happe irrt nicht, wenn sie behauptet, dass wir alle solche Beziehungen nur in begrenzter Zahl eingehen können. Den Like-it-Button kann man unzählige Male anklicken, aber Teil einer Community wird man nicht einfach so. Für das schnelle Geschäft mögen die Fanzahlen relevant sein, nachhaltig sind sie aber nicht. Grund genug, dass Kultureinrichtungen sich Strategien für den Aufbau von Communitys überlegen und nicht zu sehr auf Fans und/oder Follower setzen.
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