Facebook oder Google+? Spätestens jetzt wird es Zeit für ein Blog

Ich gebe es zu, das Fahrradfahren habe ich nicht erfunden und nachdem mir vor drei Jahren das Rad geklaut wurde, habe ich mir kein neues mehr zugelegt. Dieses Fahrrad zu kaufen, war gar nicht so einfach für mich, denn ich bin, viele werden es bereits ahnen, Laie auf diesem Gebiet. Natürlich erkundigte ich mich damals, um herauszufinden, was gerade aktuell war und bekam nicht nur einen Vortrag zu hören über die Vorzüge bestimmter Gangschaltungen und sonstiger technischer Finessen.

Am Ende kaufte ich ein Fahrrad, einfach ein Fahrrad. Die Teilnahme an irgendwelchen Radrennen war nie geplant, also brauchte ich auch nicht mehr. Und dass man egal, wofür man sich entscheidet, immer selbst und aus eigener Kraft in die Pedale treten muss (die elektrischen Dingens mal ausgenommen), das war mir klar.

In einer ähnlichen Situation befinden sich vermutlich viele Kultureinrichtungen, die vor nicht allzu langer Zeit im Social Web aktiv geworden sind und nun vor der Frage stehen, was sie denn mit Google+ machen sollen. Klevere Zeitgenossen wittern dahinter natürlich ein Geschäft und so habe ich heute bereits die erste Einladung zu einem (nicht ganz billigen) Seminar bekommen, in dem dann die Frage beantwortet wird, ob ich dort sofort loslegen soll oder besser abwarte.

Die meisten brauchen zur Beantwortung dieser Frage kein Seminar, weil Google sie noch gar nicht reingelassen hat in dieses Netzwerk. Aber irgendwann kommt der Moment und dann werden viele vor der Frage stehen: was nun?

Diejenigen, die derzeit schon testen dürfen, sind in der Regel Social-Media-ExpertInnen und beschäftigen sich aus beruflichen Gründen mit dem Social Web, seinen Entwicklungen und somit auch mit Google+. Es sind die, die sich, um zum Thema Fahrradkauf zurückzukommen, sehr wohl mit der Frage beschäftigen, ob sie die Gangschaltung von der Firma x oder der Firma y kaufen sollen.

Und manchmal kann man ja auch als Laie von deren Wissen profitieren und sich dann eine Gangschaltung zulegen, die einem das Treten in die Pedale zwar nicht abnimmt, aber doch zumindest erleichtert. Was gibt es nun also zu berichten von Google+?

Vorweg sei angemerkt, dass auf diesem Netzwerk, mit dem Google gegen Facebook antritt, jeden Tag etwas Neues passiert und es sich hier nur um eine Momentaufnahme handeln kann. Mit dieser quasi Entschuldigung fange ich gleich mit den negativen Punkten an. Da gibt es “Sparks”, eine von Google selbständig generierte Sammlung von Links zu einem von mir bestimmten Thema. Naheliegend, dass ich es mit dem Begriff Kulturmanagement versucht habe und eine Enttäuschung erleben musste. Lediglich ein Link wird mir von Google vorgeschlagen und den kenne ich schon, er führt zu meinem eigenen Blog.

Gut, Inhalte zu bestimmten Themen zu finden, dafür brauche ich nicht unbedingt Google+. Was aber wirklich ins Gewicht fällt ist das Fehlen von RSS und Tags. Die Postings der in das eigene Netzwerk eingebundenen UserInnen verschwinden also ähnlich schnell wie bei Facebook und Twitter im virtuellen Nirvana. Hier ist aber damit zu rechnen, dass Google bald Abhilfe schafft, insofern möchte ich darauf jetzt nicht groß herumreiten.

Gut gefällt mir das, was Google als Hangout bezeichnet. Dahinter versteckt sich die Möglichkeit, sich mit zehn Leuten zu einem Videochat zusammen zu tun. Worüber man sich dort unterhält, bleibt einem natürlich selbst überlassen, falls es aber langweilig werden sollte, lassen sich per Mausklick YouTube-Videos öffnen und gemeinsam anschauen bzw. -hören. Im Unterschied zu Skype, wo dann alle mit mir vernetzten UserInnen sehen, dass ich gerade anwesend bin, kann ich hier den Personenkreis einschränken.

Das geschieht über die sogenannten Circles, die wahrscheinlich interessanteste Neuerung, die Google+ zu bieten hat. Das nachfolgende Video erklärt das Prinzip:

Kurz gesagt, man kann UserInnen, die für einen interessant sind, in verschiedene Kreise verschieben, eine sehr einfache und gut funktionierende Lösung, die an die “Aspekte” in Diaspora erinnert. Ist so jemand in einem meiner Kreise, kann ich ab sofort seine Postings lesen. Ähnlich wie bei Twitter brauche ich dafür kein Okay, d.h. die Sache ist schnell erledigt. Ob die oder der Andere dann auch mich in einen Circle schiebt und so meine Postings lesen kann, bleibt ihr bzw. ihm überlassen.

Die Herausforderung besteht nun darin, das passende System für die eigenen Circles zu finden, denn auch auf Google+ habe ich das Problem, dass zuviel Content auf zu wenig Zeit stößt und ich mir überlegen muss, wie ich damit umgehe. Ob Sie nun themenorientierte Kreise anlegen oder zwischen Influencer und Fußvolk unterscheiden, liegt in Ihrer Hand. Eigentlich kennen Sie dieses Prinzip schon von den Listen auf Facebook, aber da das Anlegen solcher Listen dort nicht so ganz einfach war, haben die wenigsten solche Listen erstellt. Das hat Google eindeutig besser gelöst und so werden derzeit fleißig Circles erstellt und erprobt.

Was heißt das für Kultureinrichtungen? Im Augenblick noch gar nichts, denn es gibt derzeit auf Google+ noch keine Unternehmensseiten, wie wir sie von Facebook kennen. Und die Zahl der Kontakte bei den persönlichen Profilen scheint auf 5.000 beschränkt zu sein. Diese Erfahrung hat heute zumindest Werner Lippert vom NRW-Forum gemacht.

Ob und in welcher Form sich der Ein- oder Umstieg auf Google+ lohnt, lässt sich daher noch überhaupt nicht abschätzen. Fakt ist, die Usability ist, von Kinderkrankheiten abgesehen, sehr gut, die Seite sieht schick aus (Sie können das in meinem Profil sehen) und so spricht einiges dafür, dass sich Google+ etablieren wird. Das kann dazu führen, dass der Traffic auf Facebook nachlässt und Sie dort nicht mehr so viele UserInnen erreichen wie noch vor wenigen Tagen. Offen bleibt die Frage, wohin sich dieses Netzwerk entwickelt. Werden auf Google+ anderen Themen abgehandelt als auf Facebook oder Twitter? Derzeit sieht es nicht danach aus. Ich kenne einige UserInnen, die ihre Beiträge gleichmäßig auf Facebook, Twitter und Google+ verteilen. Über den Sinn und Zweck lässt sich streiten, zu vermuten ist aber, dass Google mit seinem Netzwerk eine weitere Anlaufstelle für viele UserInnen geschaffen hat. Neben Twitter und Facebook müssen Sie unter Umständen in Kürze auch auf Google+ achten und dort für Ihre Aktivitäten werben Gespräche führen. Das gilt vor allem für diejenigen, die bis jetzt ausschließlich auf Facebook gesetzt haben. Die Zeit, in der Facebook gleichzusetzen war mit Social Media, ist, so denke ich, seit ein paar Tagen endgültig vorbei (angemerkt sei, dass ich noch nie ein Befürworter dieses Ansatzes war), das Netzwerk wird an Bedeutung verlieren.

Wenn Sie nur über begrenzte (Zeit)-Ressourcen verfügen, dann müssen Sie vermutlich in Kürze Entscheidungen treffen, um sich nicht zwischen den verschiedenen Netzwerken und Plattformen zu verlieren. Was tun? Mein Rat wird Sie vielleicht überraschen, aber ich denke, spätestens jetzt sollten Sie auf ein Blog setzen und Netzwerke wie Facebook und Google+ als Zubringer dorthin verstehen. Natürlich werden Sie weiterhin auf Facebook, Twitter und/oder Google+ kommunizieren. Aber es sollte irgendwo eine Anlaufstelle geben, auf der Sie nicht ständig lesen müssen, was Sie nicht tun dürfen, sondern die Freiheit haben, das zu tun, was Ihnen wichtig ist. Sie müssen sich nicht, so Ihnen die Ressourcen fehlen, zu SpezialistInnen  für Facebook oder Google+ entwickeln, sondern sich vor allem darum kümmern, Ihre Ziele zu erreichen. Die Frage, welche Gangschaltung die richtige ist, werden Sie sich erst dann stellen, wenn Sie Ihre Ziele höher stecken. Dafür bedarf es dann aber auch der entsprechenden Ressourcen. ;-)


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29 Antworten zu „Facebook oder Google+? Spätestens jetzt wird es Zeit für ein Blog“

  1. Einfach mal “danke” – denn G+ kursiert nun – und wir aus der Kreativwirtschaft sind am Schauen und Überlegen, wie und was tun – danke daher für die zeilen und fürs testen… viell. sparen wir uns ein paar Extrarunden!

    1. das mit den Extrarunden weiß man nie, denn die Ziele können ja sehr unterschiedlich sein und sich auch verändern. Aber schauen wir mal, wie sich Google+ entwickelt. ;-)

    1. oh danke, der ist interessant! :-)

  2. @Christian Henner-Fehr, vielen Dank! Der Blog als verspäteter Social Media Newsroom? So in etwa sieht es aus. Nachdem immer wieder mal das Ende der Blogs prophezeit wurde, jetzt also Dein Tipp: Der Blog als die zentrale Anlaufstelle. Das sehe ich auch so. Und dann mal gelassen zusehen, wie sich Google+ entwickelt.

  3. @HelgeWeinberg: das Blog wird bei uns permanent unterschätzt, dabei habe ich nirgends so viele Möglichkeiten wie in einem Blog. Google+ wird manche Dinge erleichtern, aber die Kommunikationswege bleiben, denke ich, die gleichen.

    1. @ ChristianFehr: und das wissen die Anbieter auch, dass die Grundlagen bleiben und sie das Rad nicht neu erfinden. Da man deren Rivalitätsgerangel nicht umgehen kann, weil sonst keine Kräfte solche Projekte “in time” realisieren, keine, eben auch nicht “Diaspora” das kann, warten wir eben, wie gehabt. Oder?

  4. ich habe fuer mich schon lange festgestellt, dass Facebook und Twitter am besten zusammen mit einem Blog funktionieren. Dort schreibt man zu “seinem Thema” und dann teilt man das in den verschiedenen Netzwerken. Und auf Youtube postet man am besten einmal sein Video und kann dann ebenfalls verlinken. so spart man viel Zeit bei dem Riesenangebot an Social Web Moeglichkeiten. Und ich finde ausserdem diesbezueglich: Weniger waere mehr! Lieber nur ein Facebook als zig aehnliche Angebote, auf denen man dann ja zwangslaeufig mit aehnlichem Inhalt auftritt und viel Zeit verschwendet.

  5. Gute erste Zusammenfassung! Ich könnte mir vorstellen das in einigen, wahrscheinlich eher vielen, Kultureinrichtung die Ratlosigkeit noch größer wird. Alle Social-Media -Kanäle immer zu befüllen, das dürfte jetzt auch der Letzte gemerkt haben, ist Arbeit. Der Beratungsbedarf dürfte noch höher ausfallen (gut für all die selbsternannten Social-Marketer). Die kommenden Monate werden zeigen wohin die Reise geht.

  6. […] Kulturmanagement Blogpost von Christian Henner-Fehr […]

  7. Irgendwie habe ich den Eindruck dein Schreibstil löst jetzt bei mir mehr Konzepte aus. Dieser Artikel kommt auf den Punkt oder die Nabe. Ich fühle mich über Google+ wie früher als ich ständig neuen Entwicklungsstufen entgegen sah, mit den PCs und er kam einfach nicht mit wirklichem Multimedia. Das ist heute kein Thema mehr. Und jetzt weiß ich auch warum ich weder in “Sparks” noch in “Circle” eine schnelle Abhilfe sehe für die bestehende Situation, dass alle Anbieter das Bett an fünf Zipfeln anpacken wollen: Mit möglichst wenig Zugeständnissen möglich weit kommen. Das hat den Nachteil, dass das Warten zum Kern der Hoffnungen wird und nicht Verwirklichungen uns aufwarten. Deshalb muss man sich wirklich fragen ob die Strategie die dahinter stehen sollte, wirklich nur eine Taktik ist. In dem Fall wäre es gut man wendet sich einem anderen Bearbeitungsbereich zu der vorwärts gebracht werden kann und wenn man damit fertig ist, dann sind wir vielleicht weiter gekommen. Das ist meine Strategie. Es gibt genügend zu tun das sich nach vorne drängt und sich schickt.

  8. stofferl

    Ich denke, man sollte nicht auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Gott sei Dank hat Google+ (momentan) nicht vor, Unternehmensprofile anzubieten, so kann man die Prämisse “Dabei sein ist alles” getrost beiseiteschieben. Anders als bei Facebook, wo Kultureinrichtungen einfach ohne strategische Vorüberlegungen eine Seite gründeten um “dabei zu sein” (spätestens als die “laggards” auf das Netzwerk aufmerksam wurden), sollte man aus eben diesem Fehler gelernt haben und sich zunächst mit den Vor- und Nachteilen des Netzwerks befassen bzw. ob ein Mitmachen für die Kommunikationsstrategie wirklich von Bedeutung ist.

    Blogs sind hier aber gerade für Kultureinrichtungen ein perfektes Tool, um mehr in die Tiefe zu gehen, Reputation aufzubauen und seine Arbeit nach außen zu tragen. Facebook, Twitter, Google+ als “Zubringer” zu nutzen, ist ganz sicher eine gute Lösung. Ob sich der Aufwand und letztendlich aber rentiert – immerhin kann man doch die Facebook-Seite nicht nur als Linksammlung verwenden, sondern sollte auch anderer Content produziert werden – bezweifle ich.

    Womit man sich aber als Kultureinrichtung schon beschäftigen sollte, ist die Integration der “Social Media-Buttons” (“Like”, “Tweet”) auf der eigenen Website. Das niederschwellige Einholen von Feedback ist ein angenehmer Nebeneffekt, die Funktionen für das immer stärker aufkommende Empfehlungs-Marketing wichtige Tools. Auch die “+1”-Funktion auf Google+ sollte meiner Ansicht nach dabei zukünftig im Auge behalten werden.

  9. […] Facebook oder Google+? Spätestens jetzt wird es Zeit für ein Blog […]

  10. […] dieser Frage haben sich zwei Blogs bereits vor mir beschäftigt: Das Kulturmanagement Blog und […]

  11. Ein Blog einrichten: Eine Überraschende und interessante Schlussfolgerung – aber in puncto Kultureinrichtung (in meinem Fall die Oldenburger Kulturetage) für mich nicht nachvollziehbar.
    Zwar ist “Die Zeit, in der Facebook gleichzusetzen war mit Social Media” vielleicht tatsächlich “endgültig vorbei”, aber so lange, wie beschrieben,
    1. Google+ den “Social-Media-ExpertInnen” vorbehalten ist (das begint sich allerdings wohl schon aufzuweichen) und
    2. es nur persönliche, keine Unternehmens-Seiten gibt
    bleibt Facebook m. E. unangefochten die Nr. 1, denn – machen wir uns nichts vor: Den Kontakt mit denen, die wir erreichen wollen, finden wir da, wo sie (in großer Zahl) sind (natürlich abhängig von der genauen Zielbestimmung – aber die hat bei mir schon mit Breitenwirkung zu tun). Das schmeckt nach Hinterherlaufen statt mit guten Inhalten auf sich ziehen (was ein Blog leisten muss, wenn es wirken soll) – aber was und worüber bzw. wie wollen denn die Nutzer mit uns – und wir mit ihnen – kommunizieren? Mir scheint, die kurze Form (bis herunter zum bloßen “Gefällt mir”) liegt hier weit vorn, und wenn wir mit Substanz trumpfen wollen, sinkt die Zahl der Interessenten rapide (was natürlich nicht generell gegen Blogs spricht!). Das kann man bedauern – aber für das Ziel, mich über unsere Angebote auszutauschen, Hintergründe zu beleuchten, die Interessen der Kunden zu erfahren und möglichst zu steigern etc. muss das kein Hindernis sein.
    Ich bin ehrlich gesagt im Moment ganz froh, dass noch vor Kurzem starke Konkurrenten von Facebook wie StudiVZ oder MySpace radikal an Bedeutung verloren haben – erlaubt es mir doch, mich auf Facebook zu konzentrieren (Twitter beobachte ich und stelle fest: Mir wollen fast ausschließlich Einrichtungen usw. folgen, die vor allem Senden wollen wie ich auch – das macht für mich keinen Sinn). Das muss (und womöglich wird) nicht so bleiben – und es ist wichtig zu beobachten, wie schnell sie die Felder wieder verschieben.
    Im Moment scheint mir Google+ (sage ich mal vollmundig, obwohl ich gerade erst eingestiegen bin) eine wunderbare Zwischenstufe zu sein oder werden zu können, in der sich vielleicht vertiefter ausgetauscht wird als bei (oft ja grausam banalen – zum Glück wegklickbaren) Facebook-Posts. Wie sich das weiter entwickelt, liegt ja vielleicht auch an uns!

  12. @Julia: so sehe ich das eigentlich auch. Man muss nicht überall mitspielen, aber die Vernetzung zwischen den verschiedenen Plattformen ist wesentlich, da ich auf diese Weise an mehreren Orten gefunden werden kann und außerdem die Möglichkeit habe, meine Inhalte (Foto, Video, Slides, etc.) online zu “deponieren”. Diese Verlinkung wirkt sich dann, so man sie nutzt, auch auf die Sichtbarkeit in den Suchmaschinenrankings aus.

    @Stofferl: auf alle Fälle macht es Sinn, die entsprechenden Buttons in die eigene Website oder das Blog einzubauen, vor allem die Sharefunktion. Für mich ist das Blog auch erste Anlaufstelle, weil ich dort am flexibelsten bin, ausreichend Platz habe und das eben mein Ding ist und nicht eine Plattform, auf der es sich gegen das Grundrauschen von 750 Mio. UserInnen durchzusetzen gilt.

    Auf wie vielen Hochzeiten man tanzt, hängt, denke ich, davon ab, welche Ressourcen einem zur Verfügung stehen. Ich kann mich an Studien erinnern, die klar gezeigt haben, dass ein hohes Aktivitätslevel auch die entsprechende Aufmerksamkeit erzeugt. Wie das Mischungsverhältnis von Quantität und Qualität aussieht, hängt dann von meinen Ressourcen ab.

    @Frank Mrozek: ich will auch gar nicht gegen Facebook schreiben, sondern eher für ein Blog. :-) Einen Grund habe ich schon genannt, ich kann viel mehr in die Tiefe gehen. Das interessiert nicht alle, deshalb ist Facebook ja auch so praktisch. Aber es gibt schon UserInnen, die gerne mehr zu einer Inszenierung, einer Ausstellung oder einem Konzert lesen (oder auch sehen) wollen.

    Ich nutze Facebook auch und das recht intensiv. Aber ich würde mich nie ausschließlich auf Facebook verlassen, weil das Risiko dort sehr groß ist, dass mein Profil oder meine Seite plötzlich verschwunden ist. Das ist vor wenigen Tagen einer bildenden Künstlerin passiert. Was genau der Grund war, erfährt man, wenn überhaupt, erst im Nachhinein. Aber dann ist die Seite schon weg. In ihrem Fall könnten es Aktgemälde gewesen sein, für Facebook, das ja ein US-Unternehmen ist, ein möglicher Grund, ein Profil oder eine Seite zu löschen. Wenn so etwas passiert, ist das auf alle Fälle mehr als unangenehm, aber wenn ich nur auf Facebook bin, kann das existenzbedrohend sein, denn plötzlich bin ich im Web nicht mehr präsent (darüber, dass Facebook-Auftritte von Google nicht besonders promotet werden, spreche ich gar nicht.

    Auch Ihnen könnte das übrigens recht schnell passieren, dass Ihre Facebookseite verschwunden ist. Ich habe mir gerade Ihre Facebookseite angeschaut und bin dort auf Ihr Gewinnspiel gestoßen. Ich bin kein Gewinnspielexperte, aber wenn ich Ihr Gewinnspiel und dieses Blogpost richtig verstanden habe, ist diese Form von Gewinnspiel eigentlich nicht erlaubt. Ist dem so, kann es Ihnen jederzeit passieren, dass Ihr nächster Klick ins Leere geht.

    D.h. ich fürchte mich etwas davor, in Abhängigkeit von Facebook, Google und wie die Firmen zukünftig auch heißen werden, zu geraten. Deshalb und aus den schon genannten inhaltlichen Gründen plädiere ich für ein Blog, auch im Kunst- und Kulturbereich. Ich bin mir darüber bewusst, dass das mit einem Mehraufwand verbunden ist, aber ohne den wäre mir das Risiko zu groß.

  13. @Christian es sei mir erlaubt die Frage: hast du deine blogeinträge auf deinem ftp liegen oder in der cloud von wordpress? Im zweiten Fall siehe deine Beschreibungen oben.

  14. @Ernst: klar ist die Frage erlaubt. :-) Meine Beiträge liegen auf wp.com und werden durch ein Backup gesichert. Meine Sorge, dass die Daten durch einen Serverschaden auf einer der Plattformen verschwinden, geht übrigens gegen Null. Das gilt auch für Facebook. Ich sehe das Problem an anderer Stelle, aber ich denke, DU weißt, was ich meine, oder?

  15. @Christian … ja klar ;-)

  16. @Ernst: wobei das Thema Datensicherheit schon auch ein interessantes ist. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass mein eigener Server weniger sicher ist als webgehostete Lösungen, eben z.B. wp.com

  17. @Christian … mmh? Ich bin da eher auf der „old school” Seite – ein Medium in der eigenen Hand ist besser als der Spatz auf dem Dach oder wie war das ;-) ne, mal im Ernst. Bei google weiß man, was in den Geschäftsbedingungen steht (Sammeln von Daten etc.) und es ist ein klares Geschäftsmodell auf das ich mich einlasse oder nicht. Bei FB bin ich mir da nicht so sicher. Zuckerberg räumt noch schnell mit einem Börsengang ab, bevor er seine anstehenden Prozesse verlieren wird (Meinung!). Ich gebe Dir vollkommen Recht, dass das Blog an sich eine feine Sache ist nur … wenn du dir die Medienkompetenz manch einer Einrichtung ansiehst, dann bin ich da eher Skeptisch bzgl. Handhabung, Kontinuität etc. Wie gesagt, bin da eher old-school-mäßig unterwegs und der Meinung, da ja alles relativ/meist/ganz bestimmt regional bezogen ist (freie Szene-Kundenstamm etc.), es einfach nach wie vor wichtig ist eine ansprechende, informative HP zu haben, da es einfach die Visitenkarte für die webaffinen darstellt. Die webaffinen kann ich auch noch mit einem Kanal (z.b. twitter) bedienen, aber alleine die auferzwungene Mitgliedschaft in FB oder g+ stößt so manches Kundenpotential ab. Und ehrlich gesagt, nur weil es IN ist in FB zu sein, muss das nicht heißen, dass auch hier meine regionalen (Kultur-)Kunden zu finden sind. Was ich schade finde ist, dass bisher niemand hergegangen ist und sich mal überlegt hat, wie man z.b. twitter (klar ist auch nicht unbedingt der Kundenkanal – aber eine Bindung ist hier auch möglich) auf die regionale Ausbreitung nutzen könnte. Bloss mal als Bsp.: jeder hat seine unterschiedlichen Regionen in der TL vertreten, allein über das RT (in der eigenen TL) zu den entsprechenden Regionen mit einem #… versehen kann einen entsprechenden Schneeballeffekt auslösen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass tw nicht nur als Selbstdarstellungskanal gesehen wird, sondern konzentrierte RT laufen können. Aber anyway … bevor die Kulturbetreiber/-macher/-veranstalter/-arbeiter (alles auch mit -Innen versehen) etc. diese Macht für sich entdecken, hetzen sie nach immer neuen tools oder so, anstatt sich auf eine gemeinsame Stärke zu konzentrieren (Meinung!)

  18. @Ernst: Da sprichst Du jetzt einige interessante Punkte an. Zu Google und Facebook: ich würde es nicht als old-school-mäßig bezeichnen, wenn man hinsichtlich dieser und anderer Unternehmen ein gesundes Maß an Skepsis mitbringt. Ich persönlich lade z.B. nie Fotos und Videos auf die Facebook-Server. Ich binde die beiden Formate zwar ein, vermeide aber auf diese Weise den direkten Zugriff von Facebook. Das ist nicht die Welt, weil die Geschäftsbedingungen von Flickr, YouTube, etc. auch nur suboptimal sind, aber etwas besser sind sie dann doch. Aber leider eben nur in Nuancen.:-(

    Eine eigene Website ist nach wie vor essentiell, darüber müssen wir eigentlich nicht diskutieren. Die idee, auf die eigene Website zugunsten einer FB-Seite zu verzichten, ist in meinen Augen eine Schnapsidee. Aber die Aussicht auf 750 Mio. User scheint manchen die Sinne zu trüben. Aber dort oder auf Twitter seine regionale Zielgruppe zu erreichen, ist in meinen Augen schon möglich. Ich weiß gar nicht, ob ich mit einem eigenen Hashtag arbeiten würde, vermutlich reichen auch Listen, die man dementsprechend anlegt. Und auf Facebook würde ich dafür eigene Gruppen einrichten, um meine Zielgruppe direkt ansprechen zu können. Die meisten Kultureinrichtungen haben auf FB das Problem, das sie zwar eine eigene Seite betreiebn, aber damit nicht in den Newsfeed ihrer Zielgruppe gelangen. Damit ist ein Großteil der Mühen eigentlich umsonst. In einer Gruppe sähe das ganz anders aus. Eventuell könnten auch die Circles in Google+ eine Lösung sein, aber da bin ich mir noch nicht sicher.

  19. Klasse, wenn sich bei Google+ nur Social-Media-Macher herumtreiben und das auch noch begrenzt, kann man es mit anderem Zielpublikum getrost vergessen. ;-)
    Und es passt zu dem, was ich gerade über Selbstmarketing bei Künstlern geschrieben habe: Auf zu vielen Hochzeiten zu tanzen zerfleddert einen nicht nur – es macht auch keinen guten Eindruck (“wann arbeitet der eigentlich”). Ich bin ja nun auch eine, die alles austesten muss und von FB eher enttäuscht: Der Aufwand steht wirtschaftlich in keinem Verhältnis zum Nutzen, ganz im Gegensatz zu Real-Life-Aktionen – oder eben bei sich zentriertem Material.

    Als Bloggerin der ersten Stunde bemerke ich leider seit einigen Wochen ein ganz großes Problem. Obwohl die Zugriffszahlen durch Social Media steigen (aber auch nur begrenzt), wirken die Blogs wie verwaist. Kommentare, Feedback, selbst die Applaustaste – das verteilt sich nun auf alle möglichen Netze und wird nicht mehr direkt im Blog abgegeben. Viele Kommentare bekomme ich selbst gar nicht mehr mit, weil ich nicht einsehe, alle Netzwerke zu bedienen, nur um zu “lauschen”. Plötzlich fühlt sich das an wie in den Anfangszeiten der Blogs: Man sieht dort kein Feedback, allenfalls Zahlenstatistiken. Und die Mehrheit der Menschen, die nicht in den Social Media abhängt, sieht das auch nicht und könnte den Eindruck bekommen, so ein Blog habe keine Leser. Was dann wieder abschreckt und das alte Stammpublikum teilweise verschwinden lässt. Denen kann ich nämlich nicht erzählen, in welchem Netz gerade die heiße Diskussion tobt.

    Mit dem Problem schlage nicht nur ich mich herum – eine Lösung hat noch keiner gefunden.

  20. @Petra: das ehe ich ähnlich: mal abgesehen davon, dass man gewissen Tools einfach mal ausprobieren möchte, macht es wenig Sinn, ohne konkretes Ziel auf allen Kanälen präsent zu sein und das dann vielleicht auch noch mit den identen Inhalten.

    Zu den Blogkommentaren: insgesamt gesehen ist ihre Zahl vermutlich in den letzten Jahren größer geworden, was, so denke ich, damit zu tun hat, dass auch die Zahl der öffentlich betriebenen Blogs größer geworden ist. Durchschnittlich gesehen ist die Zahl der Kommentare pro Blog aber wahrscheinlich eher zurückgegangen. Hinzugekommen sind die Kommentare auf Twitter, Facebook und anderen Plattformen. Für mich stellt sich die Frage, ob sie als Blogkommentar auch verfasst worden wären? Die meisten vermutlich nicht, insofern sehe ich das gar nicht unbedingt so negativ. Allerdings wird es immer schwieriger, die vielen Kommentare irgendwo im Social Web zu entdecken, das stimmt. Vor allem auf Facebook habe ich enorme Probleme, weil die Suchmaschinen sich hier so schwer tun. Ich versuche zwar, möglichst viele Tools zu nutzen und glauebm außerhalb von FB auch ganz erfolgreich zu sein. Aber bei FB stoße ich an meine Grenzen.

  21. @Christian (übrigens: gerne Frank und Du, wenn’s recht ist): Ich habe letztes Jahr meine Social-Media-Aktivitäten für die Kulturetage mit einem Blog gestartet, wo ich mich allerdings nicht über die Veranstaltungen selbst ausgelassen habe – da sehe ich als zentrales und passendstes Medium unsere (jetzt im Relaunch befindliche, zukünftig noch konzentrierter darauf ausgerichtete) Website – sondern über Themen von Interesse drumrum (Hintergründiges und “Seitliches”) sowie auch hausunabhängige kulturelle Beiträge allgemein oder mit Oldenburg-Bezug.
    Das habe ich dieses Jahr dann auf fb umgemünzt vor allem mit dem Nachteil, dass die Beiträge weniger Bestand haben – aber von der Gewichtung der Beiträge her und vor allem den Reaktionsmöglichkeiten finde ich es eigentlich hier (momentan) besser aufgehoben – und erwäge das Blog neu aufleben zu lassen mit ganz anderem Schwerpunkt, z. B. längerfristige Prozesse gründlicher zu beschreiben und zu diskutieren (wie die Neuausrichtung des Kultursommer-Festivals oder von Veranstaltungsbereichen).
    Die von Dir benannten Nachteile von fb sehe ich alle als berechtigt an (danke für die Hinweise!); mir ist auch bewusst, dass unser Gewinnspiel gegen die Regeln verstößt – da hoffe ich schlicht ein zu kleines Licht zu sein; die Beispiele im Blogbeitrag zeigen ja, dass sich ganz andere Kaliber nicht darum scheren. Sollte es mich bzw. die Seite erwischen, wäre das sehr ärgerlich – aber es wäre eben auch nur ein Kanal und damit nicht unbedingt existenziell; die meisten Leute (über 3000) erreiche ich regelmäßig über den wöchentlichen Newsletter, der die Veranstaltungen samt Aktualisierungen transportiert.
    Deshalb mein Resümee: Die Differenzierung der Kanäle nach verschiedenen Aufgaben – die (das möchte ich noch besser entwickeln) einander zuarbeiten, aber nicht Informationen doppeln sehe ich als wichtigste Aufgabe, um jeder und jedem seine/ihre Mischung zu ermöglichen.
    Und zurück zu Google+: Vielleicht wird es hier sogar sinnvoll, die Nutzer in Kreisen nach speziellen Bedürfnissen (z. B. Kultursparten) zu sortieren und zu bedienen (bisher gedachte ich das über mehrere nach Sparten differenzierte Google-Kalender anzubieten), wenn die Reichweite erst einmal groß genug ist (siehe dazu auch den Beitrag http://imgriff.com/2011/07/14/google-sieben-einsatzmoglichkeiten-fur-das-neue-soziale-netzwerk/).
    Mein Wunsch an Google+ wäre übrigens, G+Beiträge wiederauffindbar bzw. sammlungsfähig zu machen (so wie die Sternchen in RSS-Feeds) – da bin ich ganz Deiner Meinung, was „das Fehlen von RSS und Tags“ angeht (Sparks geht ja vielleicht ein bisschen in die Richtung, ich bin aber noch nicht dazu gekommen, mir das genauer anzusehen).
    Ganz zum Schluss: Diesen Kommentar (z. B.) würde ich natürlich gerne als Beitrag in meinem G+Stream zeigen – erlaubt WordPress das noch nicht, ihn dorthin zu verlinken?

  22. @Frank: ja, das Du ist Recht. :-) WordPress erlaubt schon, hierher zu verlinken. Der Link zu Deinem Kommentar verbirgt sich hinter Datum und Uhrzeit, ganz am Ende Deines Kommentars, direkt hinter Deinem Namen.

    Inhaltlich: volle Zustimmung! Die Herausforderung besteht darin, erstens, ausgehend von den vorhandenen Ressourcen, zu überlegen, welche Plattformen bespielt werden sollen und sich zweitens Gedanken darüber zu machen, welche Inhalte man über welche Kanäle kommuniziert. Es müssen nicht unbedingt alle sein, aber wenn man irgendwo aktiv ist, dann sollte man wissen, was man dort tut.

    Ins Zentrum meiner Aktivitäten stelle ich das Blog, weil ich in der Regel keine kurzen Ankündigungen habe und in die Tiefe gehe. Du sprichst von einem ähnlichen Ansatz, nur ist Deine Ausrichtung grundsätzlich etwas anders. Aber am Grundprinzip ändert das eigentlich nichts.

  23. […] eine solide Basis zu schaffen. Im Kulturmanagement-Blog wird postuliert, dass es jetzt spätestens Zeit für ein Blog  ist. Das wär doch auch eine gute Idee für engagierte ChristInnen und kirchliche […]

  24. Ich handhaben es so: mein Blog, mein digitales Haus, alles andere schmückendes Beiwerk. :)

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