Als ich vor sechs Jahren mit diesem Blog begann, hatte ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung, was es mir bringen kann, zu bloggen. Ich wusste nur, dass ich von den Inhalten diverser US-Blogs, die sich mit Kulturmarketing oder Kulturmanagement beschäftigten. enorm profitierte. Also wollte ich so etwas auch versuchen. Nach den ersten Monaten tauchte aber sehr wohl die Frage nach dem Nutzen eines solchen Blogs auf und auch wenn ich noch nicht wusste wie, so war mir doch klar, dass ich damit letzten Endes Geld verdienen wollte bzw. musste.
Nun gibt es Bereiche, da kann ich auf Werbung oder Affiliate-Marketing setzen und so Einnahmen erzielen. Dieses Modell kommt für mich nicht in Frage, denn letzten Endes blogge ich in einer Nische, auch wenn die Zugriffszahlen nicht schlecht sind. Um es kurz zu machen: Geld verdiene ich bis heute nicht mit dem Blog, aber es ist ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Baustein in einem Geschäftsmodell, an dessen Ende natürlich Einnahmen stehen. Aber ich kann nicht sagen: mit meinem Blog habe ich meine Einnahmen um x% erhöht.
Auch gestern bei der Deutschen Orchesterkonferenz 2012 in Hannover ging es um dieses Thema und da dort nicht allzu viel Zeit zur Verfügung stand, möchte ich hier noch einmal auf dieses Thema eingehen. Was bringt mir Social Media? Diese Frage müssen Kulturbetriebe beantworten, wenn sie im Social Web aktiv werden möchten, das ist unbestritten. Allerdings ist Social Media nur einer von vielen Bausteinen, die idealerweise alle ineinandergreifen und so dafür sorgen, dass am Ende die künstlerische Qualität stimmt und auch die Finanzierung gesichert ist.
Leider lässt sich ein Blogpost oder ein Tweet nicht direkt monetär bewerten, aber das verlange ich von einem Plakat oder einem Inserat ja auch nicht. Insofern lohnt es sich zu überlegen, welche Ziele ich mit Social Media eigentlich erreichen kann? Wie ist das in Sachen Marketing? Reicht es, auf die eigenen Veranstaltungen hinzuweisen und ab und zu ein Foto von der letzten Probe zu bringen?
In meinen Augen sind es vor allem vier Ziele, die ich mit Hilfe meiner Kommunikation im Social Web erreichen kann, ich habe sie auf dieser Folie zusammengestellt (hier der Link zur ganzen Präsentation):
Bekanntheitsgrad erhöhen
Das ist vor allem für kleine Kulturbetriebe ein Thema, denn die Met oder das Guggenheim-Museum kennt man eben. Das ist aber auch dann ein Thema, wenn ich mit meinen Aktivitäten im Social Web beginne, egal ob das nun Twitter, Facebook, YouTube oder ein Blog ist. Ich kann Fans per Preisausschreiben anlocken oder vielleicht sogar kaufen, ich kann aber auch auf organisches Wachstum setzen. Das ist unter anderem davon abhängig, ob es sich um einen langfristig angelegten Auftritt der Einrichtung handelt oder um eine Ausstellung bzw. eine Inszenierung mit Ablaufdatum. Ein wahrer Meister darin ist Paulo Coelho mit seinem Auftritt im Social Web, ich verfolge vor allem seine Facebookseite sehr genau und bin beeindruckt, wie er es in den letzten Jahren geschafft hat, mittlerweile fast 8,4 Mio. Fans um sich zu sammeln. Ob es nun gute Inhalte sind oder ein Preisausschreiben, wichtig ist, dass der Ansatz zur jeweiligen Kultureinrichtung passt. Dazu ist es hilfreich zu wissen, welches Image man eigentlich hat, um so herauszufinden, welche Strategie die beste ist. Aber: auch wenn ich hier von organischem Wachstum spreche, geht es letzten Endes um Quantität und damit um die Frage, wie viele Fans oder Follower habe ich?
Hier werden jetzt vermutlich die ersten Einwände kommen und das durchaus berechtigt, denn unter Umständen bringen mir 1.000 aktive Fans wesentlich mehr als 10.000 passive. Und damit sind wir schon mitten drin in der Komplexität. Die Zahl der Fans ist natürlich ein wichtiges Kriterium, aber erst im Gesamtzusammenhang kann ich sagen, womit ich zufrieden bin.
Neugierde wecken
Vielleicht haben Sie schon jede Menge Fans oder Follower und sind trotzdem nicht zufrieden? Das kann dann daran liegen, dass z.B. Ihre Fans auf Facebook oder die LeserInnen Ihres Blogs nicht so aktiv sind, wie Sie sich das vorstellen? Der “Gefällt-mir”-Button wird nicht oft genug angeklickt und die Blogposts werden überhaupt nicht kommentiert. Ob das wirklich ein Problem ist, hängt wieder von Ihrer Strategie ab und der Frage, in welcher Form Ihre Zielgruppen aktiv werden sollen. Im Fall von #Operaplot ging es darum, den Inhalt einer Oper in einem Tweet zusammenzufassen. Eine tolle Aktion, aber was bringt das einem Opernhaus? Die Ticketverkäufe werden wohl nicht sofort in die Höhe schnellen, aber der ganze Opernbereich profitiert natürlich davon. Nun müssen Sie sich nicht sofort eine Aktion für Ihre Kunstsparte überlegen, unter Umständen wollen Sie nur Abonnenten für Ihren Newsletter gewinnen, um dort dann Ihre Veranstaltungen zu bewerben und neue BesucherInnen zu gewinnen?
Kundenservice anbieten
Warum immer nur an Neukunden denken? Sie haben vermutlich schon jede Menge BesucherInnen, von denen sicher auch einige im Social Web unterwegs sind. Und Sie bekommen vermutlich Anfragen, die immer wieder gestellt werden? Warum diese Fragen nicht öffentlich beantworten, warum nicht die UserInnen dazu ermuntern, ihre Fragen zu twittern oder auf der Facebookseite loszuwerden? Sie müssen ja nicht gleich wie Dell einen eigenen Twitteraccount nur für Ihren Kundendienst einrichten, aber gehen Sie das Thema Kundendienst doch mal an und überlegen sich, was Sie alles im Social Web abhandeln können? Laden Sie doch Ihre Fans, Follwer, etc. dazu ein, Ihnen Fragen zu stellen, Sie können dabei nichts verlieren.
Fragt man Kulturbetriebe, warum sie im Social Web aktiv sind, dann bekomme ich viele Gründe zu hören. Aber das Thema Kundendienst ist eigentlich nie dabei. Warum eigentlich? Ist das generell im Kunst- und Kulturbereich kein Thema oder eines mit geringer Priorität?
Communitys unterstützen
Hier ist von ganz besonderen Fans die Rede, nämlich denen, die weitererzählen, was sie bei Ihnen gesehen oder gehört haben und somit zu wichtigen MultiplikatorInnen werden. Nehmen Sie das nicht als selbstverständlich hin, sondern unterstützen Sie diese Fans. Ein schönes Beispiel dafür sind die Tweetups, bei denen Fans zu Führungen eingeladen werden, die sich nicht nur inhaltlich von einer “normalen” Führung unterscheiden, sondern bei denen es außerdem erlaubt ist, die Eindrücke sofort online weiterzugeben, als Facebook-Posting, als Tweet oder als Foto.
Und nun?
Wenn Sie sich für Ihre Kultureinrichtung nun in allen vier Bereichen etwas einfallen lassen und Ihre Ziele formulieren, dann geht es dabei zwar nicht direkt um höhere Besucherzahlen oder Einnahmen. Aber ich bin mir sicher, Sie werden das mittel- und langfristig sehr wohl merken. Und zwar positiv, wobei sich dieser Effekt wahrscheinlich noch verstärken lässt, wenn Social Media nicht ein isolierter Bereich ist, sondern in ihre Gesamtaktivitäten eingebunden ist. Auch wenn Sie in so einem Fall den Beitrag von Social Media nicht konkret messen können, Sie werden spüren, dass es ein ganz wichtiger Baustein Ihrer Erfolgsstrategie ist.
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