Eines steht fest, der Wettergott ist ein stARTcamp-Fan. Nachdem schon in Münster das Wetter super war, gab es auch gestern in München nichts zu meckern. Sonne pur, so macht es Spaß, vor allem bei solchen Dachterassen. Vielleicht hätte ich noch länger bleiben sollen, denn hier in Wien regnet es Bindfäden, während mir Twitter verrät, dass es in der bayerischen Landeshauptstadt immer noch schön ist. Wettermäßig kann es also auf alle Fälle so weiter gehen, am 14./15. Juni steht das stARTcamp RuhrYork in Dortmund auf dem Programm.
Was die Inhalte betrifft, weiß ich, dass es wieder ein spannendes Programm geben wird, denn interessanterweise unterscheiden sich die Inhalte von stARTcamp zu stARTcamp gar nicht so sehr. Crowdfunding ist eines der Themen, die im Kunst- und Kulturbereich auf riesengroßes Interesse stoßen. Während in Münster Steffen Peschel erklärte, worauf es bei dieser neuen Form der Kulturfinanzierung ankommt, berichtete gestern Anke von Heyl von ihren Erfahrungen mit einem auf diesem Weg erfolgreich finanzierten Projekt. Crowdfunding, das ist für mich ohne Social Media gar nicht möglich, deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass der erste und wichtigste Schritt im Aufbau eines eigenen Netzwerks besteht. Wem erst mit dem Beginn der Crowdfundingkampagne einfällt, sich Leute zu suchen, die sich dafür interessieren könnten, ist spät dran und wird vermutlich Schwierigkeiten bekommen, die Zielsumme zu erreichen.
Crowdfunding, das ist für mich auch ein Beispiel dafür, dass wir zwar jetzt fast alle im Social Web sind, zumindest auf Facebook. Aber da sein genügt nicht, jetzt geht es um die Frage, was wir dort machen, welche Ideen uns dazu einfallen, um diejenigen zu erreichen, die sich für Kunst und Kultur interessieren könnten beziehungsweise sich schon dafür begeistern.
Das war auch der Tenor der Worte von Christian Gries, der die Kultureinrichtungen in seiner Eröffnungsrede dazu aufforderte, mehr Mut zu zeigen im Umgang mit dem Social Web. Wie so etwas aussehen kann, zeigte Vivi D’Angelo am Beispiel von “Invasioni Digitali”, einer aus Italien kommenden Idee, die einige Ähnlichkeiten mit den mittlerweile bekannten Tweetups aufweist. In einem Beitrag auf dem Blog der Kulturkonsorten hat sie nicht nur beschrieben, wie solche Aktionen ablaufen, sondern auch gleich von den eigenen Aktivitäten berichtet. Auch hier handelt es sich um den Versuch, nicht einfach nur über die verschiedenen Social Media-Kanäle auf eigene Veranstaltungen oder Angebote hinzuweisen, sondern online und offline miteinander zu verbinden, den nächsten Schritt zu tun.
Aber wer sich die Sessionpläne anschaut, erkennt recht schnell, dass es trotzdem noch um die diversen Social Media-Kanäle geht. Foursquare, Twitter, Facebook oder Blogs, sie alle entwickeln sich weiter und stellen uns vor neue Herausforderungen. Für mich war besonders die gestrige Facebook-Session interessant. Wie sollen Kultureinrichtungen darauf reagieren, dass Facebook am Algorithmus “geschraubt” hat und die Sichtbarkeit der Postings auf den seiten stark nachgelassen hat? Macht es Sinn, auf gesponserte Beiträge zu setzen und dafür zu zahlen? Oder gibt es andere Möglichkeiten, wieder präsenter zu sein? Die Fragen lassen sich gar nicht so einfach beantworten, denn nicht jede Kultureinrichtung kann so wie ich ohne große Probleme über ein Profil kommunizieren, mit dem vieles doch viel leichter geht. Warum auch sollten die MitarbeiterInnen ihre persönlichen Profile, die sie sonst nur privat nutzen, plötzlich ihrem Arbeitgeber zur Verfügung stellen? Da ist es dann auch nicht so ganz einfach, die Fans dazu zu bewegen, über die Veranstaltungen zu sprechen und so in den Newsfeeds der Fans aufzuscheinen. Alke Müller-Wendlandt vom Literaturhaus München, die die Session auch geleitet hat, erzählte, dass sie das über die Veranstaltungseinladungen ganz gut hinbekommt. Nur müsse sie auswählen, denn das Haus habe zu viele Veranstaltungen, um alle auf diese Weise bewerben zu können, ergänzte sie.
Klar war ich auch bei Tanja Praske und ihrer Session zum Thema Bloggen dabei. Wer ein Blog als zentrale Anlaufstelle hat, wird sich zwar über die Änderungen auf Facebook nicht unbedingt freuen. Aber zumindest ist er oder sie auf alle Fälle ein ganzes Stück weit unabhängig von den diversen Netzwerken. Tanja lieferte viele Argumente für ein Blog und erklärte auch kurz worauf es beim Bloggen ankommt. Damit traf sie wohl auch den Nerv der Zeit, denn immer mehr Kultureinrichtungen spielen mit dem Gedanken, ein Blog einzurichten oder haben bereits damit begonnen. Einige Argumente, die dafür sprechen, habe ich vor einiger Zeit in meinem Beitrag “Warum ein Blog so wertvoll ist” zusammengefasst.
Und dann gab es da noch Frank Tentler, der kurzer Hand aus den SessionteilnehmerInnen sein eigenes Team für das “Projekt Wunderland” machte. Wer ein Produkt anbietet, das alle brauchen, der hat es leicht, meinte er. Was aber ist mit den Kultureinrichtungen, die so etwas nicht anbieten können? Wie müssen die “Rabbit Holes” aussehen, die wir aus der Geschichte von Alice im Wunderland” kennen? Es war eine kurzweilige und lehrreiche Einführung in das Thema Gamification. Die Verwendung von Spieldesign-Elementen im nichtspielerischen Kontext, damit werden sich Kulturbetriebe demnächst noch des öfteren beschäftigen. Beschäftigen müssen, meinte Frank Tentler am Ende, denn sehr viel Alternativen gebe es nicht, so seine Überzeugung.
Und dann war der Tag schon wieder fast rum. Leider. Wenn ich hier nicht minutiös über alle anderen Sessions berichtet habe, dann liegt das daran, dass ich mich mit vielen anderen TeilnehmerInnen des stARTcamps unterhalten habe. Viele kenne ich schon seit Jahren und freue mich, wenn wir uns wiedersehen. Andere habe ich zum ersten Mal kennengelernt und freue mich, sie das nächste Mal – hoffentlich – wiedersehen zu dürfen. Der Networkingaspekt ist für mich beim Barcampformat ein ganz wesentlicher (Erfolgs)-Faktor. Die Mischung macht’s könnte man auch sagen und nachdem mir die sehr gut gefällt, werde ich natürlich auch Mitte Juni beim stARTcamp RuhrYork dabei sein. Flug und Hotel sind schon gebucht. ;-)
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