Die Website als Themenhub

Bild: Minneapolis Sculpture Garden“; von Doug Kerr (CC BY-SA 2.0) auf Flickr

In der letzten Zeit werde ich oft nach Möglichkeiten gefragt, die eigene Facebookseite attraktiver und damit dann hoffentlich auch sichtbarer zu machen. Gegen die Algorithmen, mit denen Facebook den Newsfeed reguliert, lässt sich nur wenig ausrichten. Aber es macht trotzdem Sinn darüber nachzudenken, wie sich die eigene Seite interessanter gestalten lässt. In meinen Augen ist es ein Fehler, ständig nur über sich selbst zu schreiben. Warum? Wir selbst sind ja auch Fans diverser Facebookseiten von Kultureinrichtungen. Aber schauen wir uns die wirklich alle regelmäßig an? Schauen wir sie überhaupt an? Die meisten wohl nicht, oder?

Oftmaliger Grund:  Wir besuchen die Kultureinrichtungen nicht ständig, insofern sind die Postings nur von begrenztem Nutzen. Eigentlich wäre es ganz einfach, den Mehrwert zu erhöhen, indem die Postings sich nicht immer um die eigene Einrichtung drehen, sondern sich mit Themen beschäftigen, die uns ganz allgemein interessieren. Aber irgendein Reflex verhindert das und deshalb bieten viele Facebookseiten keinen Mehrwert. Dabei wäre es so einfach, ihn mit Hilfe von Content Curation zu schaffen.

Das Walker Art Center macht es vor

Mit Websites ist es ähnlich. Wir besuchen sie, wenn wir eine Information benötigen. Aber das kommt nicht so oft vor, daher schauen wir dort auch nur selten vorbei. Auch hier stelle ich mir die Frage, warum wir auf ihnen ausschließlich über uns selbst berichten beziehungsweise informieren müssen? Warum sich nicht von dem Glauben befreien, die Leute würden nur kommen, wenn man die eigenen Angebote immer und immer wieder anpreist? Warum nicht auch hier auf Content Curation setzen? Unternehmen wie Coca Cola oder Red Bull machen es vor, auf ihnen steht eher ein Lebensgefühl im Vordergrund, um das sich die verschiedenen Inhalte drehen. Auch im Kulturbereich gibt es ein schönes Beispiel dafür, wobei die Website des Walker Art Center kein Lebensgefühl zu kommunizieren versucht, sondern sich als Anlaufstation für zeitgenössische Kunst versteht.

Der Screenshot zeigt, dass hier beispielsweise sehr prominent zwei Artikel der New York Times verlinkt sind, bei denen es sich nicht um Veranstaltungshinweise für das Haus handelt. Das Walker Art Center beschreibt seine Seite als Ideenhub, heißt es in dem Beitrag “Museums as Broadcasters” auf  dem Museum Marketing Blog. Und weiter:

“The Walker Art Center website has become a destination for those interested in contemporary art and having increase their reach with a 40% increase in traffic to their website.”

Es kann sich also durchaus lohnen, auf Content Curation zu setzen und die eigene Homepage als Themenwebsite aufzubauen. Denn, so ist dort weiter zu lesen:

“After all, is the mission of these institutions to grow their visitor figures or to educate people about the subjects which they cover.”

Es geht also nicht nur um die BesucherInnen vor Ort, sondern auch um die, die sich für bestimmte Themen interessieren, aber nicht die Absicht haben, das Haus zu besuchen. Leider ist das Walker Art Center mit seiner Seite die große Ausnahme. Wäre es nicht toll, wenn mehr Kultureinrichtungen sich daran orientieren und aus ihren Seiten ein Themenhub machen?


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Kommentare

6 Antworten zu „Die Website als Themenhub“

  1. Das Konzept gefällt mir, nicht zuletzt, weil ich es auch einsetze. :) Das eine hängt ja mit dem anderen zusammen, also z.B. Facebook und das InfoHub-Konzept. Zugrunde liegen Storytelling- und Communityansatz. Man sollte allerdings den Aufwand nicht unterschätzen. Technisch ist das alles immer noch trivial und z.B. ganz easy mit einem selbstgehosteten WordPress umsetzbar. Aber letztlich erhöht man die Anzahl der Einträge pro Monat, der redaktionelle Teil ist durchaus anspruchsvoll. Du musst dir relativ genau überlegen, welche Themen du denn tatsächlich abbilden willst (oftmals klingt das einfach, darüber nachdenken, dauert dann trotzdem immer wieder erstaunlich lange), daraufhin ein Monitoring aufbauen, Quellen zusammensuchen, redaktionelle Abläufe organisieren (filtern, aufarbeiten, planen, positionieren) und tatsächlich auch paar publizistische Überlegungen anstrengen. Wenn ich mir jetzt so die meisten Webseiten der Museum anschaue, bekommen die Webseiten ja die meisten Informationen über die eigene Programmschiene. Das gleiche gilt für Facebook und Twitter. Da steht das Geschehen im Haus im Mittelpunkt, was ja auch schon sehr gut ist und Mehrwerte schafft, nebenbei gesagt. Ich mag das InfoHub-Konzept sehr und halte es für das Konzept mit dem größten Performance-Potential, aber Arbeit ist das natürlich schon.

  2. Stimmt, auch das ist Arbeit und wenn man es richtig macht, ist es unter Umständen sogar mehr Arbeit. Wie Du richtig schreibst, man kann ja nicht einfach irgendwelche Links auf die Website geben und sich zurücklehnen. Die Frage ist, ob es denn nur Links sein sollen oder man fremde Inhalte nicht als Ausgangspunkt für Beiträge verwendet, in denen man die Gedanken anderer weiterentwickelt? Für mich ist das eigentlich der spannendere Weg, aber wie gesagt: Es wird dann eher noch mehr Arbeit. ;-)

  3. Hat dies auf kunstnews rebloggt und kommentierte:
    Interessanter Beitrag auf “Kulturmanagement” Blog: Wie sich Kultureinrichtungen mit Themen präsentieren können – siehe Beispiel Walker Art Center

  4. […] als digitale Werbebroschüren (dazu demnächst mal ein eigener Beitrag). Dass es auch anders geht, zeigt Christian Henner-Fehr an einem Beispiel aus der Kultur: Er stellt die Seite des Walker Art Center vor, die als […]

  5. Ich finde das Beispiel des Walker Art Centers auch sehr spannend. Das kannte ich noch nicht und Kuratierung steht in Deutschland ja noch eher unter Artenschutz. Wir arbeiten gerade an einem Tool, das Kuratieren einfacher machen soll. Wie das einmal aussehen wird (Stand heute), könnt ihr euch hier anschauen: http://contentcaptain.de/infos/kuratieren-fortschritte-der-blogbox-technik/
    Da wir damit noch am Anfang sind, freuen wir uns über jedes Feedback.

  6. @Moritz: Ich glaube, man muss es aus zwei verschiedenen Blickwinkeln sehen. Es geht einerseits um die Verbreitung und andererseits um die Inhalte. Hinsichtlich der Verbreitung gefällt mir Eure Idee, denn ich kann auf diese Weise meine Seite dadurch aufwerten, indem man bei mir nicht nur meine eigenen Inhalte, sondern auch die anderer Seiten findet.

    Gleichzeitig muss aber auch auf der inhaltlichen Ebene was passieren, d.h. Inhalte müssen sich aufeinander beziehen und auf diese Weise weiter entwickeln, so wie das Beth Kanter mal in einem Beitrag beschrieben hat.

    Dass Content Curation grundsätzlich Sinn macht, hat Heidi Cohen vor einiger Zeit festgehalten. Über ihre Sichtweise habe ich damals auch gebloggt.

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