Zwei Wochen vor dem stARTcamp hier in Wien haben die Kulturfritzen zur Blogparade “Wie wir das Analoge und das Digitale verknüpfen können” aufgerufen, die nach unserem Weg ins Netz fragt. Unter dem Hashtag #MeinWeginsNetz stellt Anne Aschenbrenner in der Zeit bis zum #scvie19 sieben Fragen über unser Leben im Netz. Wer sie alle beantwortet, blickt am Ende auf so etwas wie eine Netzbiografie.
Begonnen hat es mit MS-DOS und GW-BASIC
Mein Weg ins Netz hat eigentlich recht lange gedauert, wobei ich mich leider an viele Dinge nicht mehr so wirklich erinnern kann. Mitte der 1980er Jahre schaffte ich mir während des Studiums meinen ersten Computer an. Es war ein Windows-Rechner und so begann ich mich mit MS-DOS und GW-BASIC zu beschäftigen. Ich glaube, ich hätte das gar nicht tun müssen, aber da ich des öfteren mit dem Kasten kämpfen musste, glaubte ich irgendwann, diese Probleme durch Programmierung lösen zu können.
Das Internet war damals für mich noch gar kein Thema, ich war schon froh, dass ich nun meine Arbeiten an der Uni nicht mehr mit der Schreibmaschine tippen musste. Der Zeitgewinn war enorm, ich war begeistert. Ich weiß noch, wie stolz ich war, als ich mein erstes Referat mit Hilfe von, ich glaube, Word 2 fertig geschrieben hatte. Ich ahnte aber noch nicht, dass mir die größte Prüfung noch bevorstand.
Der Kampf mit dem Nadeldrucker
Nun musste ich die Arbeit natürlich noch ausdrucken. Ausgestattet mit einem 9 Nadeldrucker und Endlospapier machte ich mich an die Arbeit. Das typische Geräusch des Druckers habe ich heute noch im Ohr. Wer es nicht kennt, kann sich dieses Video “anhören”. ;-) Ich brauchte fast die ganze Nacht dafür, weil der Drucker das Papier so bedruckte, wie er es wollte. Mal begann er erst irgendwo im ersten Drittel der Seite oder er hörte in der Mitte der Seite auf. Irgendwann gegen 3 oder 4 Uhr war ich dann fertig.
Meine Magisterarbeit habe ich übrigens auch mit dem Computer geschrieben. Abgespeichert habe ich sie auf Diskette, die auch noch irgendwo in einer Schachtel liegt. Aber die heutigen Programme können die Umlaute nicht entschlüsseln, weshalb ich froh bin, auch noch ein gebundenes Exemplar zu besitzen.
Die typischen Geräusche eines Modems
Erst Mitte der 1990er Jahre begann ich mich für das Internet zu interessieren. Wobei es anfangs eigentlich nur die Email war. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass ich Kunde des 1994 von Klaus Matzka gegründeten Internet-Providers magnet wurde. Eigentlich war es nur ein Mailboxsystem, das mit Hilfe einer grafischen Oberfläche als magnet city verkauft wurde. Ich musste natürlich in kurzen Abständen meine Mailbox checken, was nicht so einfach war, denn man musste sich mit Hilfe eines Modems, das mit der Telefonleitung verbunden war, einwählen. An mein erstes Modem kann ich mich leider nicht mehr erinnern, aber später war es das Gerät, das Sie oben auf dem Titelbild sehen können. Und so klang es, wenn man sich einwählte:
Dank der Blackbox-Community fand ich den Weg aus der Mailbox heraus. Blackbox war Mitte der 1990er Jahre die wohl größte Online-Community für Politik und Jugendkultur. Im Wikipedia-Artikel heißt es:
Am Höhepunkt ihres Erfolgs gegen Ende 1997 hatte die Blackbox um die viertausend aktive User und galt als wesentlicher Baustein der österreichischen Zivilgesellschaft.
Viertausend Nutzer galten damals noch als das Nonplusultra, wie haben sich die Zeiten doch geändert. Mit der Zeit wurde dann natürlich auch das WWW interessant, spannend war für mich vor allem das Videoformat. Aber man musste sich die Videos noch richtig verdienen. Viele werden wissen, was ich meine: Das Video war ungefähr so groß wie eine Briefmarke und nach ungefähr einer Minute Ladezeit bekam man dann gefühlte zehn Sekunden Video zu sehen.
Von den nächsten Jahren ist mir nur sehr wenig in Erinnerung geblieben. Ich war froh, dass nach der Jahrtausendwende immer mehr Unternehmen eine Homepage hatten, denn für die Suche nach Sponsoren machten sie das Telefonbuch überflüssig. Das von Wien hatte ich zu Hause, klar. Aber an die anderen kam man nur heran, indem man zu einer Postfiliale ging und dort hoffentlich das richtige Telefonbuch fand. Wie leicht war das im Internet!
Ein Blog muss her!
Mit dem Anwachsen des Internets wuchs natürlich auch die Chance, interessante Inhalte im Netz zu finden. Um das Jahr 2005 herum entdeckte ich Blogs zum Thema Kulturmanagement, allerdings waren sie alle im amerikanischen Raum angesiedelt. Ich war von der Idee, das eigene Wissen online mit anderen Menschen zu teilen total fasziniert und wusste: Das will ich auch!
So beschloss ich, es auch mit einem Blog zu versuchen. Natürlich musste mein Blog unbedingt das Wort “Kulturmanagement” in der Domain haben. Nur war da leider gar nichts mehr frei. Zum Glück startete damals die Forma Automattic ihren Bloghosting-Dienst WordPress.com. Hier ein Blog anzulegen kostete erstens nichts und zweitens war auch noch die Subdomain kulturmanagement.wordpress.com frei.
Der Plattform WordPress.com bin ich bis heute treu geblieben. Ich habe zwar mittlerweile eine eigene Domain, aber das Blog liegt immer noch auf den WordPress.com-Servern. Den Rest der Geschichte können Sie dann hier auf diesem Blog nachlesen, das ich seit Ende 2006 betreibe. Aus SEO-Gründen sollte ich eigentlich ein ganz neues Blog beginnen. Aber dieses Blog ist vermutlich das wichtigste Teil meiner Netzbiografie. Deshalb mag ich es nicht aufgeben.
Ein Video als Zeitdokument
Zum Schluss möchte ich noch einmal in die 1990er Jahre zurückspringen und auf ein Video verlinken (einbetten lässt es sich leider nicht), mit dem 1997 Josef Broukal das Internet erklärte. In meinen Augen ist es ein großartiges Zeitdokument, das zeigt, was in den letzten 20 bis 25 Jahren eigentlich alles passiert ist.
Titelbild: Frédéric Bisson, Flickr (CC BY 2.0)
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