© Alipictures ; Pixelio
Als ich vor 5 Jahren mit dem Bloggen begann und froh war, wenn mein Blog mehr als zehn LeserInnen hatte, wurde ich immer damit getröstet, dass Kulturmanagement eben nur ein Randthema sei und das Blog deshalb nie auf besonders großes Interesse stoßen würde. Heute hat dieses Blog Zugriffszahlen, mit denen ich den Vergleich zu anderen Branchen nicht unbedingt scheuen muss. Spreche ich über diese Zahlen, bekomme ich als Antwort zu hören: “Ja, Du hast ja auch ein interessantes Thema.”
Bei Kultureinrichtungen gibt es auch viele interessante Themen, sie schöpfen aus einem reichen Fundus, wenn es darum geht, das, was sie tun, zu vermitteln. Für sie ist dieses Vermitteln noch viel wichtiger, denn sie gestalten mit dem, was sie an künstlerischer und kultureller Leistung erbringen, unsere Gesellschaft mit. Wohl auch mit aus diesem Grund wird Ihr Tun großteils aus öffentlichen Fördertöpfen finanziert. Wenn ich nicht in der Lage bin, meine Leistungen adäquat an den Mann oder die Frau zu bringen, ist das mein eigenes Problem. Bei Kultureinrichtungen sieht das etwas anders aus, denn es ist das Geld der SteuerzahlerInnen, das hier verwendet wird.
Dabei haben es die Kultureinrichtungen nicht leicht, denn erstens sind die öffentlichen Kassen ziemlich leer und zweitens wird die Konkurrenz immer größer und damit bedrohlicher. Immer häufiger lesen wir davon, dass Kultureinrichtungen zusperren müssen oder von der Schließung bedroht sind. Dagegen anzuarbeiten heißt, jede Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Auch ich muss Überzeugungsarbeit leisten und mit den Menschen ins Gespräch kommen, deshalb war ich von den Möglichkeiten, die mir ein Blog bietet, so begeistert. Und ich bin überzeugt, dass Blogs und all die anderen Tools und Plattformen, die im Laufe der Zeit dazu gekommen sind, auch für Kultureinrichtungen eine gute Möglichkeit bieten, mit denen ins Gespräch zu kommen, deren Steuergeld sie ausgeben und die sie von ihren Angeboten (wieder) überzeugen wollen.
Aus diesem Grund habe ich mich über jede Kultureinrichtung gefreut, die den Schritt ins Social Web gewagt hat und ganz besonders gefreut habe ich mich, wenn dabei ein Blog zum Einsatz kam. “Externe Blogs von Kultureinrichtungen sind tot“, konnte man gestern bei Axel Kopp nachlesen, der die Schließung des Blogs der Duisburger Philharmoniker zum Anlass genommen hat, sich mit den Blogs von Kultureinrichtungen zu beschäftigen. Kopp begrüßt diese Entscheidung, denn, so seine Meinung, das Blog sei langweilig und würde eh niemanden mehr interessieren. Das gelte, so schreibt er an anderer Stelle, auch für viele andere Blogs von Kultureinrichtungen. Ich möchte ihm da nicht widersprechen, auch ich gehe davon aus, dass in den nächsten Monaten einige Blogs wieder verschwinden werden beziehungsweise ein recht trauriges Dasein ohne neue Beiträge fristen müssen.
Im Unterschied zu Axel Kopp spielt es in meinen Augen keine wirklich entscheidende Rolle, ob das Blog in die eigene Website integriert ist oder an anderer Stelle seinen Platz im virtuellen Raum gefunden hat. Er erklärt zwar recht einleuchtend die Vorteile des integrierten Blogs, aber dadurch werden die Inhalte auch nicht spannender. Alfred Wendel, der Duisburger Philharmoniker, verstieg sich in einem Interview für Kulturmanagement Network zu der Behauptung:
“Es hat immer wieder zu Irritationen geführt, dass es für dasselbe Orchester zwei verschiedene Websites gibt, weshalb wir es für besser hielten, dies nun zentral zusammenzuführen.”
Ich würde eher sagen, je größer die Zahl meiner Anlaufstellen im virtuellen Raum ist, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass ich gefunden werde. Die Sorge, den User zu irritieren, müsste dann ja auch konsequenterweise zur Schließung sämtlicher Accounts im Social Web führen. Wäre das wirklich der Punkt gewesen, hätte man ja, wie von Axel Kopp empfohlen, das Blog in die eigene Seite integrieren können und das Problem damit gelöst.
Was ist aber nun eigentlich das Problem? Kultureinrichtungen gelingt es meist nicht, denke ich, den richtigen Ton zu finden. Das ist auch nicht so ganz einfach, denn die traditionelle Unternehmenskommunikation funktioniert im Social Web nicht mehr. Erst jetzt mit den entsprechenden Rückkanälen merken wir, dass es die Menschen sind, die ein Gespräch führen und nicht das Unternehmen. Hinzu kommt: nicht jedes Chefego hält es aus, wenn sich auf den Social-Media-Kanälen die PraktikantIn zum heimlichen Star der Kultureinrichtung mausert. Dabei ist genau das vermutlich eines der Erfolgsgeheimnisse: Pläne und Strategien helfen Ihnen nur dann weiter, wenn Sie jemanden vor der Tastatur sitzen haben, der mit Begeisterung und Hingabe dabei ist. Genau aus diesem Grund glaube ich auch nicht, dass, wie Axel Kopp meint, kleine Unternehmen mit ihren Blogs chancenlos seien. Natürlich wird, mit steigender Sichtbarkeit, die Zeit immer knapper, aber es lohnt sich auf alle Fälle, so meine Meinung als (ganz kleiner) Unternehmer.
Bei Kultureinrichtungen würde ich aber noch einen Schritt weiter gehen. Wenn sie wollen, dass sie wahrgenommen werden und auch weiterhin von der öffentlichen Hand finanziert werden wollen, dann ist es für sie unumgänglich, das Gespräch mit dem Publikum, aber auch mit dem Steuerzahler zu suchen. Natürlich steht es jeder Kultureinrichtung frei, sich die entsprechenden Kanäle auszusuchen, aber wenn die Entscheidung den Schritt vom Web2.0 zurück zum Web1.0 mit sich bringt, dann sollten doch die Alarmglocken klingeln. Nicht so sehr bei den Orchesterverantwortlichen, sondern vor allem bei denen, die dieses Orchester finanzieren. Irgendwo sei dann schon die Frage erlaubt, wer da eigentlich für wen da ist?
Axel Kopp hat seinen Blogbeitrag mit “Externe Blogs von Kultureinrichtungen sind tot” überschrieben. Ich prophezeie: Kultureinrichtungen, die ihre Blogs schließen, sind tot. Nicht sofort und nicht weil sie ihr Blog schließen, sondern weil ich den Eindruck habe, dass hier Entwicklungen verpasst werden. Entwicklungen, die dem Orchester helfen würden, den Verantwortlichen aber, das sollte fairerweise dazugesagt werden, schaden könnten. Veränderung bedeutet immer, ich muss jemandem etwas wegnehmen. Dass sich der dagegen wehrt ist verständlich. Nur: Veränderung lässt sich nicht aufhalten. Genau aus diesem Grund ist es auch erlaubt ein Blog zu schließen. Aber bitte nicht für den Schritt nach hinten, sondern nur für den nach vorne.
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen