© Wilhelmine Wulff / Pixelio
“stARTconference: time to say goodbye?” fragte ich vor einiger Zeit in meinem Beitrag über die Crowdfunding-Kampagne für die stART12 und versprach, die Kampagne zu einem späteren Zeitpunkt zu analysieren. Dieses Versprechen möchte ich nun einlösen und aus meiner Sicht darstellen, warum wir es nicht geschafft haben, das Ziel von 25.000 Euro zu erreichen.
Ausgangspunkt war die Idee, einerseits das Thema Crowdfunding zu pushen und andererseits die Finanzierung der stART12 möglichst frühzeitig sicherzustellen. Mit dem Motto “Navigare” glaubten wir, den richtigen Aufhänger gefunden zu haben, um eine Geschichte für die Kampagne entwickeln zu können. Fehler Nummer eins: durch die Geschichte wurde die Kampagne zu kompliziert, vor allem bei den Gegenleistungen herrschte ein ziemliches Durcheinander. Statt sie auch noch mit einzelnen Namen auszustatten (Schiffsjunge, Smutje, etc.), hätten wir eigentlich etwas ganz anderes tun müssen, nämlich die Vielzahl der Gegenleistungen radikal zusammenstreichen und uns auf die Gegenleistung Ticketkauf konzentrieren.
Mit den vielen Gegenleistungen erzeugten wir nicht nur jede Menge Verwirrung, sondern machten es uns auch in rechtlicher Hinsicht schwer. Wer unter anderem Tickets, Bücher, etc. anbietet, muss darauf achten, dass er die Spielregeln in Sachen eCommerce einhält und zum Beispiel über eigene AGB verfügt. Dank rechtsanwaltschaftlicher Hilfe haben wir das ganz gut hinbekommen, allerdings wurde die Sache dadurch noch komplizierter: wir bauten ein eigenes Formular, in dem unsere UnterstützerInnen erstens eingeben konnten, mit welcher Gegenleistung sie uns unterstützen und zweitens “gezwungen” waren, unsere AGB zu bestätigen. Dass wir außerdem das Alter der KonferenzteilnehmerInnen abfragen mussten, ist dem Thema eCommerce geschuldet und interessierte uns für die Konferenz eigentlich nicht wirklich. Dass ich dazu zwei eher erboste Mails bekam, in der ich gefragt wurde, warum ich so etwas überhaupt wissen möchte, kann ich verstehen.
Das Formular gab es aber noch aus einem weiteren Grund: die stARTconference richtet sich an ein Fachpublikum, das zu einem Großteil aus den Kulturbetrieben kommt. Deren Buchhaltung verlangt, dass erst eine Rechnung da sein muss, bevor ein Ticket gezahlt werden kann. Dieses Prozedere widerspricht der Art, wie auf Crowdfunding-Plattformen gezahlt wird und dauert auch häufig länger als die ganze Kampagne. Das bedeutet: die Unterstützungsleistung kann leicht zu spät kommen und zählt dann nicht. In der letzten Woche der Kampagne entwickelte Startnext zwar ein Verfahren, das die Sache etwas leichter hätte machen können, aber da war es dann leider schon zu spät. Womit wir bei Fehler Nummer zwei sind: auch wenn es mittlerweile ein entsprechendes Verfahren gibt (ob und wie es funktioniert, kann ich nicht beurteilen), Crowdfunding ist bei uns zumindest derzeit noch etwas für den B2C-Bereich. Die stART12 über Crowdfunding zu finanzieren war aus heutiger Sicht unsinnig, die Kampagne hätte genau aus diesem Grund eigentlich nicht stattfinden dürfen. Die Zahlungsabläufe in Kulturbetrieben sind mit einer Crowdfunding-Kampagne nicht kompatibel. Mag sein, dass sich das irgendwann einmal ändert, derzeit kann ich niemandem dazu raten, ein Projekt im B2B-Bereich auf diese Weise finanzieren zu wollen.
Kompliziert sind aber nicht nur die Zahlungsabläufe in den Kulturbetrieben, sondern auch beim Crowdfunding, wenn man Hemmungen hat, eine Kreditkarte zu zücken oder mittels PayPal zu zahlen. Die Idee des Crowdfunding erlebt derzeit einen gewaltigen Hype, aber wir müssen uns darüber klar sein, dass es für viele eine gewaltige Herausforderung ist, ein Projekt auf einer dieser Plattformen zu unterstützen. Ich gebe zu, ich habe dieses Problem unterschätzt, weil ich mich dort zu bewegen weiß und keine fünf Minuten benötige, um ein Vorhaben finanziell zu unterstützen. Nachdem ich aber mitbekommen habe, dass unsere UnterstützerInnen teilweise fast eine Stunde dafür gebraucht haben, gilt es, sich die verschiedenen Transaktionswege genau anzuschauen und sie erstens besser zu erklären und zweitens einfacher zu gestalten. Damit spreche ich nicht nur die PlattformbetreiberInnen selbst an, sondern schließe mich als Projektinitiator mit ein. Zumindest besser informieren hätten wir können.
Zwei weitere Punkte sind in diesem Zusammenhang wichtig: normalerweise muss man sich, bevor man ein Projekt unterstützt, auf der jeweiligen Plattform registrieren, um sich dann für einen der möglichen Zahlungswege zu entscheiden. Angeboten wurden in unserem Fall nach der Registrierung FidorPay, PayPal, Sofort- und Banküberweisung. Das heißt, das Geld wandert auf ein Treuhandkonto, auf das wir selbst keinen Zugriff haben. Wer sich bei unserer Kampagne nicht registrieren wollte, musste sich direkt an mich wenden und bekam von mir den Link zu einem Formular, mit dem er uns ohne Registrierung unterstützen konnte. Diese Formular kam aber auch dann zum Einsatz, wenn jemand vorab eine Rechnung benötigte. Ich fragte auf diese Weise die Rechnungsdaten ab und bekam gleichzeitig, wie oben schon erwähnt, das Okay für die AGB. Das Problem dabei: die Zahlungen, die auf diese Weise bei Startnext eingehen, müssen dem richtigen Projekt zugeordnet werden. Das funktioniert mit Hilfe einer speziellen Transaktionsnummer, die für jede einzelne Überweisung generiert werden muss. Woher die kommt und wer die generiert, das weiß ich, wenn ich ehrlich bin, bis heute noch nicht. Auf meine Nachfragen bei den Plattform-Betreibern bekam ich unterschiedliche Antworten, anfangs waren es Links zu irgendwelchen Videos, die mir nicht wirklich weiter geholfen haben. An dieser Stelle muss ich das Startnext-Team kritisieren, denn sie haben es nicht geschafft, mir klare und eindeutige Informationen zu schicken. Ich denke, ich bin nicht der Blödste, aber dass hier Verbesserungsbedarf besteht, zeigt sich auch darin, dass ich eine meiner Test-Überweisungen für die stART12 bis heute nicht zurückerstattet bekommen habe.
Und warum uns jemand mit einer Einzahlung via PayPal unterstützt hat und noch vor Ende der Kampagne das Geld wieder zurückerhielt, diese Frage wurde mir bis heute auch noch nicht beantwortet. Womit ich beim Service bin. Ich bin, das habe ich schon an anderer Stelle geschrieben, durchaus dafür, dass die Plattformbetreiber eine Provision bekommen, wenn eine Kampagne erfolgreich beendet wird. Die BetreiberInnen stecken Zeit und Geld hinein, warum sollen sie dafür kein Geld erhalten? Startnext verlangt zwar keine Provision, wenn dann aber Mails erst Tage später mit dem Hinweis beantwortet werden, zahlende Kunden hätten Vorrang, dann ärgert mich das und bestärkt mich in meiner Haltung. Aber die verspäteten Antworten sind nicht das Problem, im Moment sind es die unterschiedlichen Bezahlmethoden, die, so man nicht als registrierter User per PayPal zahlt, einfach zu kompliziert bzw. zu schlecht erklärt sind. In meinen Augen ist das Grund Nummer drei, warum unsere Kampagne gescheitert ist.
Dazu kommt: Für uns als Initiatoren der Kampagne war es außerdem eine echte Herausforderung, unsere AGB mit denen von Startnext unter einen Hut zu bekommen. Auch hier sage ich ganz ehrlich: ich bezweifle, ob wir hier trotz Unterstützung durch einen Anwalt wirklich rechtskonform vorgegangen sind. Was mich wundert: viele Projekte bieten eine Vielzahl von Gegenleistungen an, die AGB habe ich aber nirgendwo gefunden. Wo kein Kläger, da kein Richter, aber ob da immer alles mit rechten Dingen zugeht, kann ich mir nicht vorstellen. Aber das soll hier nicht mein Problem sein. Ich habe versucht, mich an die rechtlichen Vorgaben zu halten und bin daran mehr als einmal fast verzweifelt.
Schlussendlich gibt es noch einen vierten Grund, der uns scheitern hat lassen. Er hat mit dem Crowdfunding nur indirekt zu tun, denn uns ist es nicht gelungen, genügend Menschen zum Besuch der stART12 zu motivieren. Das lag meiner Meinung nach einerseits daran, dass wir inhaltlich zu unpräzise waren und somit nicht klar war, was die TeilnehmerInnen in Duisburg erwartet. Andererseits haben wir es verabsäumt, das Format der stARTconference klar genug von den stARTcamps abzuheben. So erfolgreich die stARTcamps sind und so froh wir darüber sind, dass sie in immer mehr Städten stattfinden. Sie sind zur Konkurrenz geworden und es ist klar, dass viele den weiten Weg nach Duisburg scheuen, wenn es um die Ecke ein stARTcamp gibt, bei dem das Ticket nur einen Bruchteil kostet.
Es mag noch einige andere Gründe geben wie das Datum oder die fehlenden Informationen über die SprecherInnen. Aber einen Termin, der alle zufrieden stellt, wird es wohl nie geben und bei der stART10 haben wir in zehn Tagen 100 Tickets verkauft, ohne das jemand Programm oder SprecherInnen kannte. Fakt ist: wir haben abgesehen von den Problemen mit dem Crowdfunding nicht ausreichend zum Besuch der stART12 motivieren können. Wir haben tolle Unterstützung bekommen, wofür ich mich bei allen noch einmal herzlich bedanken möchte. Aber es hat nicht gereicht und deshalb haben wir damit begonnen, ein neues Konzept zu entwickeln. Mehr dazu dann aber in einem eigenen Blogpost. ;-)
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