“light painted bulb“; By followtheseinstructions (CC BY-SA 2.0)
Es gab eine Zeit, da galt jemand, der sich auf das Abenteuer Social Media einließ, als innovativ und erregte alleine deshalb schon Aufsehen. Diese Aufmerksamkeit hatten viele Kulturbetriebe, aber auch KünstlerInnen bitter nötig, denn die Konkurrenz war groß und es galt, sich auf irgendeine Weise von den Anderen abzuheben, anders zu sein als sie. Die Konkurrenz ist immer noch groß und der Kampf um Aufmerksamkeit hat eher zu- als abgenommen. Der Grund: Mittlerweile sind fast alle im Social Web zu finden, das Alleinstellungsmerkmal ist also verloren gegangen.
Wenn die bloße Anwesenheit nicht mehr ausreicht, müssen neue Ideen her. Oft werde ich nach Best Practice-Beispielen gefragt und vermeide es in der Regel, welche zu nennen, da ich fürchte, dass jemand einfach zum Nachahmer wird, ohne sich die Frage zu stellen, ob die Ziele überhaupt die gleichen oder zumindest ähnlich sind. Aber kann das Nachahmen von Best Practice ein möglicher Weg sein, um auf sich aufmerksam zu machen und im Idealfall über ein Alleinstellungsmerkmal zu verfügen? Frans van der Reep hat dazu eine klare Meinung. Der Professor und Strategieberater hat im aktuellen KM-Magazin (Thema Innovation, sehr lesenswert!) einen Kommentar über “Innovation im digitalen Zeitalter” verfasst (S. 21ff, auch lesenswert!) und bezeichnet Best Practice als eine “Copy-Cat-Strategie”. Mal abgesehen von der Tatsache, dass man damit immer nur an der zweiten Stelle landen kann, hat dieser Ansatz wenig mit Innovation zu tun, ganz im Gegenteil, van der Reep versteht ihn eher als Kern eines Kontrollprinzips:
“Man probiert für sich selbst einen passenden Platz in einer bestehenden Matrix zu finden,”
schreibt er und macht klar, dass dieser Ansatz eher was für diejenigen ist, die das Risiko scheuen.
Woher soll die Innovation aber kommen? Im Blog der Volksbank Bühl findet sich ein Beitrag, der den Titel “Führung 2.0 – digitales Führungsverhalten im Kontext von Enterprise 2.0” trägt und feststellt, dass vor allem fehlende Mitarbeitermotivation der Innovationsfähigkeit eines Unternehmens schadet und langfristig dessen Existenz gefährdet. Zurückzuführen sei die fehlende Motivation auf mangelndes Führungsverhalten, heißt es in dem Blogpost. Wohin sich Führung entwickelt, erklärt Peter Kruse, Professor für Entrepreneurship, in diesem kurzen Video:
Führung findet für Kruse auf der Werteebene statt und nicht im operativen Bereich. Führung hat für ihn die “Aufgabe der Bewertung und nicht die Aufgabe der Erzeugung intelligenter Lösungen”. Solche Lösungen könne z.B. ein Netzwerk viel besser entwickeln, die Führungskraft habe aber die Aufgabe, diese Lösungen zu bewerten, so es sich nicht um ein egalitäres System handele, meint Kruse weiter.
Die Suche nach Best Practice, fehlende Mitarbeitermotivation und ein Führungsprinzip, das oftmals “als das ‘heroische’ Handeln eines einzelnen herausragenden Führers” verstanden wird, wie es Armin Klein, Professor für Kulturmanagement, in seinem Buch “Leadership im Kulturbetrieb” (Affiliate Link) formuliert hat. All das sind die Merkmale vieler Kulturbetriebe, die für Klein noch immer den Prinzipien der klassischen Organisationstheorie folgen und Gefahr laufen, neue Entwicklungen zu verschlafen.
Next Practice statt Best Practice, das fordert van der Reep in seinem Kommentar und vertritt den Standpunkt, dass nur innovativ sein könne, wer über den Tellerrand schaue und in der Lage sei, Muster aus anderen Branchen auf den eigenen Bereich zu übertragen. Dahin muss man aber erst einmal kommen, die Nutzung von Social Media bzw. allgemeiner formuliert Social Software begünstigt diese Entwicklung. Es ist ein Wechselspiel, das aber nur dann erfolgreich sein wird, wenn sich ein Kulturbetrieb nicht darauf beschränkt, Social Media für die externe Kommunikation einzusetzen. Kulturbetriebe, die sich als innovativ beschreiben, sollten damit keine Probleme haben.
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