Über Twitter habe ich hier auf dem Blog eigentlich noch nie geschrieben, obwohl ich es nun schon längere Zeit verwende. Über Sinn und Unsinn dieses Tools, bei dem einem nur maximal 140 Zeichen pro Nachricht zur Verfügung stehen, gibt es unzählige Blogposts und Artikel. Selbst die New York Times ist mittlerweile auf den Zug aufgesprungen und bietet “Twittering Tips for Beginners” an. Ich selbst halte sehr viel davon, allerdings ist es, denke ich, nicht so ganz einfach, herauszufinden, wie sich Twitter für die eigene Arbeit einsetzen lässt.
Während viele sich dort über Dinge des täglichen Lebens und ihr Befinden austauschen, experimentieren andere mit diesem Tool, um es möglichst nutzbringend einzusetzen, zum Beispiel in Sachen Fundraising. Beth Kanter hat vor einigen Tagen in einem Beitrag auf Twestival aufmerksam gemacht. Worum geht es dabei?
“On 12 February 2009 175+ cities around the world will be hosting Twestivals which bring together Twitter communities for an evening of fun and to raise money and awareness for charity: water“,
lautet die Grundidee. charity: water ist eine Nonprofit-Organisation, die sich für sauberes Trinkwasser in den Entwicklungsländern engagiert.
Beteiligen kann man sich auf unterschiedliche Weise:
- Attending one of the events
- Uploading or buying music at Twestival.fm
- Taking part in the t-shirt design competition
- Donating to charity: water
Nein, hier geht es nicht darum, ein paar hundert Dollar einzusammeln, das Ziel ist äußerst ambitioniert, wie man diesem Tweet entnehmen kann:
Eine halbe Million USD, das ist keine Kleinigkeit. Aber egal ob Twestival oder die bereits erfolgreich abgeschlossenen Fundraising-Aktionen von Beth Kanter oder Laura Fitton, in allen Fällen geht es um zwei entscheidende Punkte:
- Der Spendenprozess wird extrem beschleunigt und
- es geht nur um kleine Spendenbeträge (z.B. 2USD)
Möglich machen das Tools wie Tipjoy, auf deren Website es heißt:
“Tipjoy makes it easy for people to leave tips for things they love online, and easy for content owners to be rewarded for making the stuff people love.”
Interessant dabei: man spendet erst und zahlt dann einmal monatlich per Paypal seine Rechnung bei Tipjoy. Gespendet wird mit Hilfe eines Tweets, der sich aus folgenden Bestandteilen zusammensetzt: p (=pay) + Betrag (z.B. $2) + Empfänger (z.B. @wellwishes).
Die Herausforderung besteht nun darin, solche Aktionen zu initiieren. Natürlich kann theoretisch jede/r ein geeignetes Spendenobjekt suchen und dann die Aktion per Tweet starten bzw. bewerben. Das Problem dabei: es muss Ihnen auch jemand zuhören und dann auch mitmachen bzw. Ihre Botschaft weitertragen. Wann wird Ihnen jemand zuhören und sich beteiligen?
Vielleicht erinnern Sie sich noch an mein Blogpost “Reputation ist etwas Soziales“. Nur wer über die entsprechende Reputation verfügt, wird – in diesem Fall – andere Twitterer davon überzeugen können, für ein Projekt etwas zu spenden. Wie solche Aktionen aussehen müssen, beschreibt Lucy Bernholz auf Philanthropy2173:
- “Video, blogging, twitter, online payments, viral marketing, instant thank yous, etc as the minimal expected organization infrastructure;
- Community building (you can identify other donors, everyone blogs about it), instant infrastructure (giving managed by chip-in, Paypal enables the back office);
- Quick commitment – set a goal, reach it, move on;
- Little gifts – and lots of them – are the holy grail;
- Creativity matters – next year you’ll need a new twist;
- Anyone at an organization might be the leader of your next campaign;”
Dazu kommen noch folgende Punkte, ergänzt Beth Kanter die Auflistung:
- “It’s not about the reaching a large number at once, but identifying the right six or seven influencers who can re-tweet your message and have their networks respond
- Small gifts, but incorporate some incentives or recognition for larger gifts
- Have universal human theme or tell stories
- Have a reporting page or widget that shows your real-time results
- Incorporate something visual that can also spread across Twitter
- It isn’t just about Twitter – remember you need multi-channels – blogger outreach, email, organizing a team of people to reach to their networks, private messaging, phone calls, etc
- Use a hash tag and have that be part of the retweet so your campaign can benefit from extra visibility from the twitter trending
- Don’t have your first foray onto Twitter be your campaign ask, build social capital first.”
Der letzte Punkt ist wahrscheinlich der allerwichtigste und geht in die gleiche Richtung wie der von mir angesprochene Aspekt der Reputation. Sie können noch so kreativ sein in dem, was Sie tun. Wenn Sie nicht über das notwendige “social capital” verfügen, wird Ihr Vorhaben scheitern.
Nun werden Sie unter Umständen einwerfen, dass solche Aktionen, auch wenn man über Reputation verfügt, hier bei uns nicht zu realisieren sind. Wahrscheinlich haben Sie Recht, aber woran liegt es? Ich denke, der Überweisungvorgang ist zu kompliziert und dauert zu lange. Wenn es wirklich gelingt, Beträge von sagen wir 50 Cent per Twitter zu transferieren und das mit genau einem Tweet, dann behaupte ich, wird auch bei uns diese Form des (Online-)Fundraisings möglich sein. Grund genug, sich damit zu beschäftigen, welche Möglichkeiten es eigentlich gibt. Allerdings wird sich das im Rahmen der NPO-Blogparade nicht mehr ausgehen, denn es geht nur noch bis morgen um das Thema Online-Fundraising. Am 15. Februar startet dann schon die nächste Runde.
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